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Erster Test Mercedes E 400 e 4Matic: Ist das noch ein echter Mercedes?

Die E-Klasse bewegt den aufstrebenden deutschen Mittelstand schon seit mehr als einem halben Jahrhundert. Jetzt kommt die letzte Ihrer Art in den Verkauf. Teilelektrisiert und digital hochgezüchtet. Ist das noch eine echte E-Klasse? Erste Testfahrt.

Der Mercedes Benz E 400 e 4Matic auf einen Blick

  • Letzte E-Klasse auf Verbrenner-Plattform
  • Plug-In Hybrid mit bis zu 380 PS und 650 Nm
  • Hinterachslenkung und Luftfederung gegen Aufpreis
  • Volldigitales Cockpit
  • Startpreis (geschätzt) ab 60.000 Euro

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Mercedes E-Klasse: der Liebling der deutschen Mittelschicht

Was ist typisch deutsch? Der Fleiß, die Merkel, das Sauerkraut, der Wackeldackel? Klingelt da was? Wackel-Dackel und handgestrickter Klopapier-Strumpf? Das erinnert doch an die guten alten Zeiten, als sich auch der kleine Mann noch einen Mercedes leisten konnte. Zwar nicht unbedingt eine S-Klasse, aber mit einer E-Klasse dufte man schon liebäugeln. Fleiß und entsprechenden Sparwillen vorausgesetzt. Nicht umsonst ist die E-Klasse der meiste Mercedes. Das Modell wird schon seit einer halben Ewigkeit produziert (seit 1946) und kommt insgesamt auf 16 Millionen verkaufte Einheiten.

Als erstes Modell gilt der 170 V, der nach dem Krieg zunächst als Fahrzeug für Rettungsdienste, Polizei, Handwerk und Handel wieder produziert wurde. Über den Ponton, die Heckflosse und den Strich-Achter geht die Erfolgsgeschichte weiter. Das Coupé (W 114/115) kommt erstmalig 1969 dazu und später auch der Kombi, das T-Modell (W 123) ab 1976. Ab 1984 heißt die E-Klasse (W 124) dann auch E-Klasse und stellt mit 2,74 Millionen produzierter Fahrzeuge einen Allzeit-Rekord unter den einzelnen Baureihen auf. Sogar ein viersitziges Cabriolet gibt es seit Anfang der Achtziger. Doch die Ära geht zu Ende. Die jetzt vorgestellte E-Klasse (W214) wird der letzte Mercedes sein, der auf einer reinen Verbrenner-Plattform steht. Zumindest bis 2030 kann man ihn wohl noch erwerben, dann stellen die Stuttgarter (voraussichtlich) auf reinen Elektroantrieb um.

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Kann sich die E-Klasse auch als Plug-In treu bleiben?

Ein bisschen Elektro ist die neue E-Klasse, die noch im Sommer in den Verkauf geht, aber auch schon jetzt. Denn ganz ohne geht es nicht mehr. Das heißt: Ein Startergenerator mit jetzt 17 kW Leistung ist automatisch an Bord bei den Mild-Hybrid-Modellen. Bei den aufladbaren Fahrzeugen schiebt immer eine 95 kW/130 PS starke E-Maschine mit an, die Reichweite ganz ohne Verbrenner soll bei circa 100 Kilometern liegen. Weitere Motorisierungen wie ein Sechszylinder und ein Diesel-Plug-In-Hybrid werden zeitnah zu den Händlern rollen.

Gefahren sind wir den E 400 e 4Matic (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 0,9-0,6 l/100 km; Stromverbrauch kombiniert: 21,5-19,2 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 20-14 g/km; elektrische Reichweite kombiniert: bis zu 115 km)² und haben uns gleich gefreut, dass es auch in der sich immer schneller drehenden Welt noch Dinge gibt, auf die man sich verlassen kann. Eine E-Klasse bleibt halt eine E-Klasse. Konservativ im Auftritt, praktisch bei der Zuladung (eher dann das noch folgende T-Modell) und gut verarbeitet. Wie immer darf das E an das S heranschmecken, muss aber einen kleinen Höflichkeitsabstand wahren. Weil sonst könnte sich der ein oder andere Käufer, dem der Geldbeutel wichtiger als das Prestige ist, sich ja gleich für das günstigere Modell entscheiden. Und das will der Daimler wiederum nicht.

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Vier Bildschirme – das ist der Informations-Overkill

4,95 Meter lang ist die neue E-Klasse, der Radstand erreicht eine neue Bestmarke mit 2,96 Metern. Insofern fühlt man sich auf dem Fahrersitz so aufgehoben wie im eigenen Wohnzimmer. Bloß, dass es daheim meist nur einen Bildschirm gibt. In der E-Klasse hingegen zählen wir gleich vier. Den digitalen Tacho, den zentrale MBUX-Supercreen, den neuen Beifahrer-Bildschirm – und dann wäre ja noch das Head-Up-Display, das sich in der Frontscheibe spiegelt. Hier sitzen wir also nicht vor dem Fernseher, sondern im Fernseher. Wer das alles (aufpreispflichtig) bestellt, dem wird vor lauter Innovation und Information noch ganz schwindlig. Vor allem, wenn über das Navi noch blaue Pfeile auf Echtzeit-Bildern herumhuschen, um den Fahrer auf den rechten Weg zu führen. Gut, dass das grobporige Eschenholz-Dekor einen nostalgischen Gegenpol bildet.

Schneller Blick auf die Karosserie: Hier ist die Limousine noch als Limousine erkennbar, was man vom elektrischen EQE nicht behaupten kann. Es gibt noch Konturen und Kanten: Kurzer vorderer Überhang, lange Motorhaube, weit nach hinten ragenden Passagierkabine und ein knackiges Heck. Zwei Besonderheiten leistet man sich quasi als Brückenschlag zur Moderne: Der Kühlergrill wird mit einer schwarzen Hochglanz-Paneele mit den Scheinwerfern verbunden. Das erinnert optisch an die elektrischen Baureihen.

Außerdem kann der dreidimensionale Grill jetzt auch noch leuchten, dank LEDs hinter dem Chrom-Rahmen. Noch ist der Stern dunkel – aber das wird sich, wie man hört, schon bald ändern. Dann leuchtet er in die dunkle Nacht hinaus. Wie ein Leitstern. Aber nur bei der Ausstattung „Avantgarde“. Wer sich für „Elegance“ entscheidet, darf den Stern auch weiterhin stolz und unbeleuchtet auf der Motorhaube tragen. Das Thema setzt sich am Heck fort. Auch die Rückleuchten sind im Inneren sternförmig, zwei auf jeder Seite. Sieht nicht schlecht aus und gibt es erstmals und vorerst nur in der neuen E-Klasse.

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Reisekrankheit – dagegen hilft ein Wellness-Programm

Vor lauter Technologie, aber das ist mittlerweile so bei neuen Autos, vergisst man fast das Fahren. Aber das kann die E-Klasse natürlich auch. Der Antrieb ist beim E 400 e standesgemäß. 380 PS und 650 Newtonmeter Drehmoment – das klingt gut, aber raubt einem dann tatsächlich nicht den Atem. Ein 2,0-Liter-Vierzylinder ist halt nur ein windiges Zigarettenbürscherl, wie man in Bayern sagen würde. Auch wenn es von einer kraftvollen E-Maschine mit 130 PS unterstützt wird. Schließlich müssen die beiden Antriebe rund 2,3 Tonnen (!) durch die Gegend zerren. Von daher mag man den E 400 e auch gar nicht um die Kurven scheuchen. Muss er auch gar nicht können, schließlich sind Mama oder Papa auch keine 20 mehr und auch keine Rennfahrer. Zugkraft haben die beiden Motoren aber schon – beim Überholen muss man sich keine Sorgen machen, dass einem der Saft ausgeht. Und wer es partout darauf anlegt und wissen will: Der E 400 e hetzt in 5,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h.

Unterstützt wird die Komfortfahrt auf Wunsch und natürlich auch wiederum aufpreispflichtig durch die extrem gutmütige Mercedes-Luftfederung mit verstellbaren Dämpfern und durch eine Hinterachslenkung, die den Wendekreis deutlich verringert. Trotzdem soll es bei so viel Fahrkomfort immer noch ein paar geben, die reisekrank werden. Dafür hat man beim Daimler jetzt ein eigenes Programm: Erst wird der leicht blasse Beifahrer aufgefordert, die Lehne nach hinten zu stellen, auch die Sitzfläche fährt dann in eine angenehme Position. Dann gibt es über die Klimaanlage stoßweise Frischluft und eine atmosphärische Video-Animation erscheint auf dem Bildschirm. Dazu beruhigende Musik und eine eigene Beduftung. Wenn es hilft...

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E-Klasse kann sogar Videokonferenzen und Selfies machen

Genug gefahren – widmen wir uns wieder den wichtigen Dingen des modernen Automobilbaus. Dem digitalen Leben. Auch hier bieten die Stuttgarter viel Neues. Zum Beispiel den elektronischen Fahrzeugschlüssel, der für iPhone und Apple Watch erhältlich ist. Großfamilientauglich kann er an bis zu 16 Personen weitergeben werden. Mit verschiedenen Rechten. Zum Beispiel, ob der Schlüssel-Inhaber fahren oder nicht fahren darf. Was er sonst im Auto soll? Zum Beispiel sich von der Musikanlage berieseln lassen.

Hier gibt es nicht nur dreidimensionalen Sound, sondern sogar 4D. In die vierte Dimension dringt Burmester mit sogenannten Körperschwallwandlern vor. Da vibriert es im Sitz, ganz so als ob man auf einer Bass-Box sitzen würde. Ernst wird es wieder beim Thema Videokonferenzen. Dank einer Kamera auf der Instrumententafel und dank 5-G-Übertragungsraten kann man hier an virtuellen Versammlungen (zum Beispiel über Webex oder Zoom) teilnehmen. Wir haben es ausprobiert und mit dem Nachbar-Auto-Insassen gesprochen. In diesem Fall sinnlos, aber durchaus beeindruckend. Wer nur Spaß haben will, der schießt mit der eingebauten Kamera ein Selfie von sich und beglückt damit die entsprechenden sozialen Welten.

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Erstes Fazit

Wie ist sie nun, die neue Mercedes E-Klasse? Mit der Baureihe 214 endet eine Ära. Wohl kaum ein anderes Auto hat den Aufstieg der deutschen Mittelschicht so illustriert wie die E-Klasse von Mercedes. Ganz in dieser Tradition steht das neueste Modell der Stuttgarter. Viel Platz, viel Komfort, gute Motoren – und gediegener Luxus. Mit einem großen Unterschied. Bei einem Basispreis von 60.000 Euro wird das Budget der gehobenen deutschen Mittelklasse schon arg strapaziert. (Text: Rudolf Bögel | Bilder: Hersteller)

Technische Daten Mercedes E 400 e 4Matic*


Modell Mercedes-Benz E 400 e 4Matic
Motor 2,0-Liter-Turbo-Benziner
Leistung 185 kW (252 PS) bei 5.800 U/min
Drehmoment 400 Nm zwischen 3.200–4.000 U/min
E-Maschine 95 kW (130 PS) / 440 Nm
Systemleistung 280 kW (380 PS) / 650 Nm
Antrieb 9-Gang-Automatik, Allrad
Kraftstoffverbrauch kombiniert 0,9-0,6l /100 km²
Stromverbrauch kombiniert 21,5-19,2 kWh²
CO2-Emissionen kombiniert 20-14 g/km²
Beschleunigung (0–100 km/h) 5,3 s
Höchstgeschwindigkeit 250 km/h
Batterie netto 19,5 kWh Lithium-Ionen
Reichweite kombiniert bis zu 115 km²
Ladezeit 30 min. (55 kW / DC)
Abmessungen (L/B/H) 4,95 m/ 1,88 m/ 1,48 m
Radstand 2,96 m
Gewicht / Zuladung 2.265 kg / 595 kg
Kofferraumvolumen 370 l
Grundpreis Mercedes E-Klasse S214 ab circa 60.000 Euro

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