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Mercedes-AMG GT 63 S E Performance im Test: Dann klappt’s auch mit den Nachbarn

Der derzeit stärkste Serien-AMG kennt nur Superlativen. Positive wie negative. Seine maximal 843 PS und bis zu 1.470 Nm Drehmoment reißen erbarmungslos an, pulverisieren beinahe alle Mitbewerber. Als klassischer Plug-in-Hybrid taugt er hingegen nicht und sein Spritverbrauch ist deutlich zu hoch.

Der Mercedes-AMG GT 4-Türer Coupé 63 S 4Matic+ E-Performance auf einen Blick

  • Stärkster Serien-AMG aller Zeiten (ausgenommen AMG One)
  • Extreme 843 PS und bis zu 1.470 Nm Drehmoment
  • 0-100 km/h in 2,9 Sekunden, Vmax 316 km/h
  • Exklusiver Innenraum
  • Startpreis ab 199.015,60 Euro

 843 PS und bis zu 1.470 Nm Drehmoment: Stärker war bisher kein serienmäßiger Mercedes-AMG! 843 PS und bis zu 1.470 Nm Drehmoment: Stärker war bisher kein serienmäßiger Mercedes-AMG!

Stärker war bisher kein serienmäßiger Mercedes-AMG (außer der AMG One)

Würden sie in Stuttgart, in Abhängigkeit der Erzählweise, den vollständigen Namen des Mercedes-AMG GT 4-Türer Coupé 63 S 4Matic+ E Performance (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 7,9 l/100 km; Stromverbrauch kombiniert: 12,0 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 180 g/km)² auf den Heckdeckel schreiben, sie hätten wohl ein Platzproblem. Da fragt man sich ab und zu schon, wer bei einem der größten Autobauer so die Nomenklaturen ausknobelt. Und vor allem zu welcher Uhrzeit. Hat man den Zungenbrecher aber erst einmal verinnerlicht, überwiegt das Staunen. Je nach Datenblatt und Mercedes-Marketing-Unterabteilung, liest man von sehr bemerkenswerten 843 System-PS bei getriebesprengenden 1.470 Newtonmeter Drehmoment!

 Ab 80 km/h fährt der Heckspoiler des GT 4-Türer aus. Rechts neben dem Kennzeichen befindet sich die Ladeöffnung für das Hybrid-System. Ab 80 km/h fährt der Heckspoiler des GT 4-Türer aus. Rechts neben dem Kennzeichen befindet sich die Ladeöffnung für das Hybrid-System.

Das ist natürlich eine haushohe Ansage. Auch und vor allem im Elektroauto-Zeitalter. 639 PS entfallen dabei allein auf den 4,0-Liter-V8-Biturbo, der in noch gewohnter AMG-Manier den Hauptantrieb stellt. Noch? Bekanntermaßen sind die Affalterbacher derzeit im Begriff den Verbrenner abzurüsten, verbauen im C 63 (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 6,9 l/100 km; Stromverbrauch kombiniert: 11,7 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 156 g/km)² nur noch vier und im kommenden E 63 wohl auch nur noch sechs Zylinder. Gleichermaßen werden die Benzinaggregate immer heftiger elektrisch unterstützt – so auch der Fall bei unserem Testwagen. Da es Kundinnen und Kunden geben soll, denen es immerzu an Leistung fehlt, packte man bei der E-Performance-Variante des GT 63 S, wie es der Name schon erahnen lässt, nochmals ein paar elektrische Pferdestärken obendrauf. Maximal 204 PS, um genau zu sein.

 "Ein Mann, ein Motor" - die großen AMG-Motoren werden weiterhin per Hand von nur einem Angestellten zusammengebaut. Den Namen verrät die Plakette im Motorrraum. "Ein Mann, ein Motor" - die großen AMG-Motoren werden weiterhin per Hand von nur einem Angestellten zusammengebaut. Den Namen verrät die Plakette im Motorrraum.

Volle Systemleistung nur unter bestimmten Voraussetzungen

Ergibt dann unter gewissen Umständen die errechneten 843 PS - oder aber ein bisschen weniger. Daimler selbst spricht daher auch gerne von 639 „plus“ 204 PS. In Abhängigkeit vom Ladezustand der Batterie, der eingelegten Fahrstufe und ob sich das Fahrzeug im Race Modus befindet. Denn nur in diesem lässt sich über den Kickdown-Punkt hinweg die volle Boost-Leistung abrufen. Das ist zunächst gewöhnungsbedürftig, erzeugt richtig angewendet aber elektroautoähnliche Reaktion- und Beschleunigungszeiten. In allen anderen Fahrmodi von einem Leistungsdefizit zu schreiben, liegt uns allerdings fern. Ganz gleich in welchem Zustand sich das Fahrzeug gerade befindet, das GT 4-Türer Coupé in seiner höchsten Eskalationsstufe pulverisiert eigentlich alles und jeden. 2,9 Sekunden lautet übrigens die Werksangabe von null auf 100 km/h – und wir haben den Wert sogar ausnahmsweise nachgemessen.

 Die seitlich an den vorderen Kotflügeln integrierten Kiemen sind nur Fake. Die Aufschrift darunter besagt allerdings die Wahrheit. Downsizing kann beim GT 63 S noch warten. Die seitlich an den vorderen Kotflügeln integrierten Kiemen sind nur Fake. Die Aufschrift darunter besagt allerdings die Wahrheit. Downsizing kann beim GT 63 S noch warten.

Der Benz knallte bei uns gar 0,1 Sekunden schneller auf Landstraßentempo. Das sind Fahrleistungen, die dir in der Tat das Blut in Ecken deines Körpers schießen lässt, wo es danach erst zehn Minuten abfließen muss, bis du wieder klar denken kannst. Vor allem als Mitreisender ist der sogenannte „Race Start“ eine Tortur. Das machst du als Fahrer einmal. Beim zweiten Mal solltest du dir Gedanken über einen guten Innenraumaufbereiter machen. Nach dem magenumdrehenden Kavaliersstart hechtet der 2,4 Tonnen (!) schwere GT 63 S E Performance im Idealfall bis auf eine Höchstgeschwindigkeit von 316 km/h. Ok, da blinkt dich von hinten dann zwar immer noch so ein lästiger 5er aus dem Hause Alpina an, aber sonst wird es in Sachen Limousinen-Konkurrenz schon echt dünn.

 Leder, Alcantara, Carboneinlagen: Das Cockpit des GT 63 S präsentiert sich äußerst hochwertig. Nur die Mittelkonsole aus Plastik passt nicht zum Gesamtbild. Leder, Alcantara, Carboneinlagen: Das Cockpit des GT 63 S präsentiert sich äußerst hochwertig. Nur die Mittelkonsole aus Plastik passt nicht zum Gesamtbild.

Selbst Porsche muss bei diesem Benz kleinbeigeben

Selbst Porsche muss bei derartigen Geschwindigkeitsorgien kleinbeigeben, wobei wir ohnehin ernsthafte Zweifel hegen, dass so ein hybrider Top-Panamera auch nur ansatzweise mithalten könnte. Weder auf der Autobahn noch auf dem Rundkurs. Da fehlen dann im Extremfall halt 163 Pferdestärken am Kurvenausgang. Und wahrlich: Dieser Schwabe macht nicht nur längsdynamisch einen auf dicke Hose. Wie das stattliche GT 4-Türer-Coupé einlenkt, wie es sich im Grenzbereich beherrschen lässt und die adaptive Luftfederung stets den Mittelweg aus Sportlichkeit und Komfort findet – beeindruckend! Gleichermaßen von hoher Ingenieurskunst zeugt, dass die Verantwortlichen bei Mercedes-AMG das Eigengewicht des GT 4-Türer-Coupés im Fahralltag nahezu ausblenden konnten. Einzig bei harschen Bremsmanövern schiebt die Fuhre deutlicher über die Vorderräder und zeigt dir an, dass da mehr Pfunde unterm Blechkleid stecken als sie einem Sportauto eigentlich gut täten.

 Die optionalen AMG Performance-Sitze bieten nicht nur ausgezeichneten Seitenhalt, sondern passen auch für die Langstrecke. Die optionalen AMG Performance-Sitze bieten nicht nur ausgezeichneten Seitenhalt, sondern passen auch für die Langstrecke.

Die serienmäßige Keramik Hochleistungs-Verbundbremse lässt sich indes nur eher schlecht als recht dosieren. Der Pedalweg wechselt mit den Fahrmodi beziehungsweise der vorherrschenden Rekuperationsstufe des Hybrid-Systems. Man kann sich irgendwann darauf einstellen, dennoch gibt es Momente, in denen man andere Reaktionszeiten der Pizzateller großen Stopper erwartet. Etwas gänzlich anderes hätten wir uns auch beim Verbrauch erhofft. Dem wahrscheinlich größten Kritikpunkt am Plug-in-Sportler. Selbstredend ist das rote E-Performance-Label bei Daimler nicht gleichzusetzen mit den sparsamen EQ-Modellen. Dass nach knapp 2.000 Testkilometern allerdings heftige 15,5 Liter auf 100 Kilometer im Bordcomputer ausgeworfen werden, überrascht – und zwar nicht in positiver Weise.

 Als AMG-Kunde kann man aus zahlreichen Sonderfarben wählen. Unser Testwagen ist in "vintageblau" lackiert. Als AMG-Kunde kann man aus zahlreichen Sonderfarben wählen. Unser Testwagen ist in "vintageblau" lackiert.

Großer Durst bei kleinem Tank

Der Akzeptanz solcher Grobschlächtigkeit ebenfalls nicht zuträglich ist der mit 66 Litern vergleichsweise kleine Kraftstofftank. Weshalb sie dem viertürigen Hybrid-GT derweil die Möglichkeit mitgegeben haben, die 6,1-kWh-Hochvolt-Batterie extern aufladen zu lassen – ein Mysterium. Es wird wohl kaum jemand auf die Idee kommen, ein Auto zu laden, das mit der ganzen nötigen Kabelage nur klägliche 13 Kilometer schafft. Also laut Datenblatt. Die realitätsnäheren sechs Kilometer lassen sich ansonsten auch im Race Modus innert weniger Minuten wieder reinfahren.

 Während das Platzangebot vorne üppig ausfällt, gilt es hinten die Beine und den Kopf einzuziehen. Während das Platzangebot vorne üppig ausfällt, gilt es hinten die Beine und den Kopf einzuziehen.

Doch schaut so ein bulliger Mercedes-AMG vor dem Golfclub wahrscheinlich etwas bodenständiger aus, wenn er auf dem E-Parkplatz direkt neben dem Eingang den Ökostrom vom Dach des Clubhauses zieht. Gleichermaßen schafft es der Hybrid, dass man es sich nicht mit den eigenen Nachbarn verscherzt. So schleicht sich der GT 63 S E Performance morgens flüsterleise aus dem Wohngebiet, um auch abends die letzten Meter ohne Poffs und Bangs aus der vierflutigen Abgasanlage zu bestreiten. Umgekehrt geht es aber freilich auch: Wer beim Starten im Sportmodus gleichzeitig die linke Schaltwippe zieht, forciert den AMG, extra laut zu brüllen.

 Wer es sich mit den Nachbarn nicht verscherzen will, kann flüsterleise ins Wohngebiet rollen. Ansonsten spielt die AMG-Sportabgasanlage aber auch das gute alte Lied vom Achtzylinder. Wer es sich mit den Nachbarn nicht verscherzen will, kann flüsterleise ins Wohngebiet rollen. Ansonsten spielt die AMG-Sportabgasanlage aber auch das gute alte Lied vom Achtzylinder.

Fazit

Der Mercedes-AMG GT 63 S E Performance hat nicht nur einen langen Namen, sondern auch eine lange Liste an Highlights zu bieten. Maximal 843 PS und bis zu 1.470 Nm Drehmoment sind im Antritt heftig, überzeugen genauso wie das fulminante Handling und das hohe Maß an Reisekomfort. Die Verarbeitung der Kabine stellt viele neuere Mercedes-Modelle in den Schatten. Das gilt leider auch für Gewicht, Verbrauch und Preis. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)

Technische Daten Mercedes-AMG GT 4-Türer Coupé 63 S 4Matic+ E Performance*


Modell Mercedes-AMG GT 4-Türer Coupé 63 S 4Matic+ E Performance
Motor 4,0-Liter-V8-Biturbo + E-Maschine
Leistung 639 PS + 204 PS
Drehmoment 1.010-1.470 Nm
Antrieb Allrad, 9-Gang-AMG-Speedshift MCT 9G
Batterie 6,1 kWh Lithium-Ionen
Ladeleistung max. AC 3,7 kW
Verbrauch kombiniert 7,9 l + 12,0 kWh auf 100 km²
CO2-Emissionen kombiniert 180 g/km²
Elektrische Reichweite kombiniert 13 km
Beschleunigung (0–100 km/h) 2,9 s
Höchstgeschwindigkeit 316 km/h
Abmessungen (L/B/H) 5,05 m/1,95 m/1,44 m
Kofferraumvolumen ca. 335 Liter
Anhängelast 0 kg
Gewicht ca. 2.380 kg
Grundpreis GT 63 S E Performance ab 199.015,60 Euro

*Herstellerangaben

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