Zum Hauptinhalt springen
AutoScout24 steht Ihnen aktuell aufgrund von Wartungsarbeiten nur eingeschränkt zur Verfügung. Dies betrifft einige Funktionen wie z.B. die Kontaktaufnahme mit Verkäufern, das Einloggen oder das Verwalten Ihrer Fahrzeuge für den Verkauf.

Genesis GV80 3.0D im Test: Bye, bye X5?

Die Hyundai-Tochter Genesis feiert dieser Tage ihren Markeneintritt in Europa. Mit dabei der Genesis GV80. Ein wahrlich stattliches SUV mit deutlichen BMW X5-Anleihen. Wird der Südkoreaner mit Reihensechszylinder-Diesel dem Bajuwaren gefährlich? Fahrbericht!


Der Genesis GV80 im Überblick


Pro

Stärken

  • Sehr gute Verarbeitung
  • Umfangreiche Serienausstattung
  • Gutes Motor-Getriebekonzept
  • Faire Preisgestaltung
Contra

Schwächen

  • Umständliches Bedienung
  • Teils hoher Verbrauch
  • Mangelnder Federungskomfort

Debütant mit ambitionierten Zielen

„Hey, ich bin der Neue, bin günstiger als die anderen, habe mehr Ausstattung und sehe irgendwie auch noch cooler aus. Ich bin gekommen, um zu bleiben“. Wäre der Genesis GV80 ein Mensch, vielleicht würde er sich so vorstellen. Die Hyundai-Tochter hat ambitionierte Ziele, will nach eigener Aussage Luxus neu definieren und sich hauptsächlich aufs Onlinegeschäft konzentrieren.

Dennoch stampfen die Südkoreaner gerade Flagship-Stores, unter anderem in München und Zürich, aus dem Boden, um eben doch noch etwas näher am Kunden oder der Kundin zu sein. Dass der SUV-Thron des BMW X5 damit zu wanken anfängt, darf allerdings bezweifelt werden. Viel mehr als kleine Nadelstiche gegen den Münchner Lieblingsmitbewerber sind nicht drin, mehr ist aber wahrscheinlich auch nicht gewollt.

Genesis-GV80-Top

Lieblingsmitbewerber BMW

Warum eigentlich gerade der X5? Ganz einfach: Hyundai hat schon vor Jahren damit angefangen, namhafte BMW-Mitarbeiter abzuwerben. Allen voran der ehemalige M GmbH Entwicklungschef Albert Biermann wechselte nach Korea und zeichnet sich seit 2015 für die fahrdynamische Feinabstimmung bei Hyundai, Kia und jetzt wohl auch bei Genesis verantwortlich.

Dass weitere BMW-Leute übergelaufen sind, ist mit Blick unter die Motorhaube des Genesis GV80 nicht unwahrscheinlich. Der Debütant klotzt für uns Europäer nämlich einen eigens entwickelten Diesel in die SUV-Karosse. Nein, kein Vierzylinder. Ein seidig laufender 3,0-Liter-Reihensechszylinder mit 204 kW/278 PS und 588 Newtonmeter Drehmoment darf es sein (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 8,2-8,0 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 214-209 g/km²). Ein Schelm, wer hier an die 210 kW/286 PS des BMW X5 xDrive30d denkt (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 6,2-5,7 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 164-150 g/km²).

Genesis-GV80-Interieur

Seidiger Reihensechser, hohe Kurvenqualitäten

Gekoppelt ist das Aggregat an eine eigens entwickelte 8-Gang-Wandlerautomatik, die Fahrleistungen sind ansprechend, aber nicht sportlich. Der Antriebsstrang muss im Falle unseres Testwagens schließlich mehr als 2,3 Tonnen bewegen und so ist es kein Wunder, dass der GV80 3.0D trotz üppig wirkender Leistungsreserven gut 7,5 Sekunden benötigt, um von null auf 100 km/h zu beschleunigen. Die Höchstgeschwindigkeit erreichst du auf einer topfebenen Autobahn bei 230 Stundenkilometer, das Wohlfühltempo liegt allerdings deutlich darunter.

Oben auf ist das 4,95 Meter lange SUV dagegen in Kurven. Beinahe leichtfüßig und mit viel Präzision kannst du das Trumm in die Biegung setzen, das elektronisch geregelte Fahrwerk unterbindet so gut es geht störende Wank- und Rollbewegungen. Diese Dynamik geht allerdings zu Lasten des Federungskomforts. Beinahe „Biermann-typisch“ sportlich-hölzern rollt der Genesis über Wurzelaufbrüche, Querfugen oder Gullideckel. Die montierten 22 Zöller verstärken diesen Umstand noch.

Genesis-GV80-Rear

Preiskracher mit hohem Verbrauch

Weiterhin von Münchner SUV-Größen bekannt: ein heckbetonter Allradantrieb sowie ein elektronisch arbeitendes Sperrdifferenzial. Dass die Lenkung mit einer ordentlichen Rückmeldung versehen ist, sollte ebenfalls nicht unerwähnt bleiben. Deutliche Abstriche muss man dagegen beim Verbrauch akzeptieren. Viel weniger als neun Liter auf 100 Kilometer (laut Bordcomputer) sollte man nicht rechnen. Bestwerte sehen anders aus.

Dafür klotzt der ab 70.100 Euro erhältliche Genesis GV80 Luxury Line (Premium Line ab 63.400 Euro) mit seinen inneren Werten. Für einen Testwagen-Gesamtpreis von 83.330 Euro gibt es unter anderem Nappa-Leder, elektrische Sitze vorne und hinten, ein Head-up Display, Softclose, jede Menge Assistenten und eine bemerkenswert gut klingende Lexicon-Soundanlage nebst aktiver Geräuschunterdrückung. Fehlt zur "Vollausstattung" nur noch das 1.610 Euro teure Panoramadach.

Genesis-GV80-Backseats

Optisch ein Grenzgänger

Günstig ist zwar auch das nicht, allerdings bringt es das hier verglichene Produkt aus München bei in etwa gleicher Ausstattung auf gut und gerne 20.000 Euro mehr. Dass die Assistenten des Genesis dafür nicht ganz auf der Höhe der Zeit arbeiten, die Infotainment-Bedienung des 14,5 Zoll großen Touch-Displays deutliche Schwächen aufweist und es kein Luftfahrwerk zu kaufen gibt, sieht man dem Koreaner da gerne nach. Beim Kofferraumvolumen setzt der Südkoreaner mit 735 bis 2.152 Liter Fassungsvermögen eine deutliche Duftmarke. An den Haken kann das SUV bis zu 2,7 Tonnen nehmen.

Optisch orientiert sich der GV80 – weithin sichtbar – dagegen nicht am X5. Viele erkennen in ihm einen Bentley Bentayga, für die jüngere Generation hätte ich auch einen Grand Theft Auto-Vergleich auf Lager. Denn die Spieleentwickler schaffen in der Action-Serie seit gut 20 Jahren das, was die Genesis-Designer nun unter anderem beim GV80 hinbekommen haben: Autos zu kreieren, die irgendwie aussehen wie bekannte Vorbilder, beim näheren Hinsehen aber doch ihre Eigenständigkeit unter Beweis stellen.

Genesis-GV80-Side

Fazit

Bis es Genesis zur Marktdurchdringung bringt, wird noch etwas Zeit ins Land gehen. Das SUV-Debüt in Form des GV80 ist auf jeden Fall gelungen. Verarbeitung, Motor-Getriebekonzept, Ausstattung – top. Fahrkomfort, Verbrauch und Bedienkonzept – verbesserungswürdig. Dafür crasht die Genesis-Preisgestaltung die deutsche Oberklassenparty und lässt nicht nur einen BMW X5 ganz schön teuer dastehen. (Text: Thomas Vogelhuber | Bilder: Hersteller)

Technische Daten*

  • Modell: Genesis GV80 3.0d 8AT AWD Luxury Line
  • Motor: Sechszylinder-Diesel, 2.996 ccm
  • Leistung: 278 PS (204 kW) bei 3.800 U/min
  • Drehmoment: 588 Nm bei 1.500 U/min
  • Antrieb: Allrad, 8-Gang-Automatik
  • Verbrauch kombiniert: 8,2-8,0 l/100 km²
  • CO2-Emissionen kombiniert: 214-209 g/km²
  • Beschleunigung (0–100 km/h): 7,5 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h
  • Abmessungen (L/B/H): 4,95 m/1,98 m/1,72 m
  • Gewicht: ca. 2.300 kg
  • Grundpreis GV80 Luxury Line: ab 71.100 Euro

*Herstellerangaben

Wollen Sie jetzt durchstarten?

Alle Artikel

ALI 2357

Aiways U5 im Test: Was kann das Elektro-SUV aus China?

Testberichte · Others
nio-es6-overview

NIO ES6 im ersten Test: Was kann das elektrische China-SUV?

Testberichte · Others
NIO-ES8-Hero

Erster Test NIO ES8: Elektroauto auf Chinesisch

Testberichte · Others
Mehr anzeigen