Test Mercedes G 500 (2025): Grazer Edelmetall

Adieu V8: Der Mercedes G 500 fährt jetzt mit Sechszylinder und Mild-Hybrid vor. Warum der Luxus-Geländewagen trotz weniger Zylinder nicht an Charakter verliert und was das 2,6-Tonnen-Trumm weiterhin so besonders macht, zeigt unser Test.

Der Mercedes-Benz G 500 (2025) im Überblick

  • Letztes Facelift Anfang 2024 (W 465)
  • Der V8 geht, der R6-Mild-Hybrid kommt
  • 449 + 20 PS und 560 + 220 Nm
  • Nur echt mit Tresortüren
  • Sehr gute Verarbeitung
  • Grundpreis (Deutschland) ab 133.577,50 Euro

Lohnt sich der Mercedes-Benz G 500?

Was uns nach der Ausfahrt mit dem Mercedes-Benz G 500 am meisten erstaunt, ist die Tatsache, wie gut alte Autos als Neuwagen sind. Jetzt zum vollständigen Testurteil.

Inhalt

Design | Motoren & Antriebe | Fahreindrücke | Innenräume & Bedienung | Fazit | Technische Daten

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Die Mercedes G-Klasse: Wahrlich "Stronger than time"

Wenn es einen Autobauer gibt, der seit jeher nach den Sternen greift, dann ist es wohl Mercedes-Benz. Gut, über die neuesten Errungenschaften aus Sindelfingen und „Affasterbach“ (das ist so richtig geschrieben) kann man sich vortrefflich streiten. Allerdings haben die Schwaben mit der letztmals Anfang 2024 überarbeiteten G-Klasse weiterhin einen wahren Superstar im Angebot. Weder Fridays for Future (gibt’s die eigentlich noch?), noch die kommende Euro-7-Abgasnorm und erst recht nicht das geplante Verbrenner-Aus 2035 scheinen dem Giganten ernsthaft etwas anhaben zu können.

Und so steht der alte Recke in der Käufergunst nach wie vor ganz weit oben. Wer heute etwa einen individuell konfigurierten G-Mercedes neu erwerben möchte, so hört man, muss etwas mehr als ein halbes Jahr auf die Auslieferung warten. Doch selbst eine Ikone muss mit der Zeit gehen, und so fährt die intern als W 465 bezeichnete G-Klasse seit letztem Jahr mit einem gestrafften Motorenangebot vor. Von fünf (bezieht man den Vierzylinder-G für China mit ein) Verbrenner-Varianten haben nur drei überlebt; neu hinzugekommen ist der rein elektrische 580 mit EQ-Technologie (Test folgt).

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Motor & Antrieb: Der Blubber-Fan muss jetzt G 63 fahren

Bevor dem G-Fan auf seiner Sommerresidenz in Kitzbühel vor Entsetzen die Zigarre in den teuren Cognac fällt, gemach: Der 4,0-Liter-Biturbo bleibt im G 63 (was kostet die Welt: mindestens 191.233 Euro) im Programm. Gefahren sind wir im Rahmen einer Veranstaltung zum German Car of the Year (#GCOTY) Award indes den G 500. Aber lasst euch genau von dieser Bezeichnung nicht täuschen - unter der Motorhaube arbeiten fortan zwei Zylinder weniger als bisher.

Der Biturbo-Sechszylinder M 256M mit 48-Volt-Mild-Hybrid-Unterstützung ist per se ein kultivierter Zeitgenosse. Bereits im CLE 450 4Matic waren wir angetan von seiner Durchzugsstärke und dem seidigen Lauf. Und selbst im großen und 2,5 Tonnen (!) schweren Geländewagen kann der „kleine“ Motor durchaus für souveränen Vortrieb sorgen. 330 kW / 449 PS stellt der Verbrenner bereit und wird - spürbar besonders beim Anfahren - durch einen 15 kW / 20 PS leistenden integrierten Startergenerator unterstützt. Damit ist der neue G 500 verbrennerseitig bereits 27 PS stärker als der Alte und im Regelbetrieb gleichzeitig deutlich sparsamer. Genehmigte sich der V8-Biturbo im AutoScout24-Test gut und gerne 17 Liter, reichen dem Neuen vier Liter weniger.

Ebenfalls die Nase vorn hat der Mild-Hybrid bei der Beschleunigung: Von null auf 100 km/h nimmt der Drei-Liter-Reihensechszylinder dem Achtzylinder gut 0,5 Sekunden ab und erreicht deutsches Landstraßentempo nach 5,4 Sekunden. Was am Ende fehlt, ist allerdings das beinahe schon meditative Blubbern der Vier-Liter-Maschine. Freilich, wer das wünscht, kann weiterhin zum G 63 greifen - das nötige Kleingeld vorausgesetzt. Für den G 500 werden derweil mindestens 133.577,50 Euro fällig, und nach oben kennt die Preisliste bekanntermaßen kaum Grenzen. So war der Testwagen unter anderem mit reichlich Manufaktur-Zierrat geschmückt, die Superior-Line (18.599,70 Euro) musste auch noch mit - und die Nato-Gefechtsfarbe „wüstensand uni“ steht mit schwäbisch abgezählten 4.700,50 Euro in der Preisliste.

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Qualitäts- und Fahreindruck: Weiterhin der hellste Stern am Firmament

Während man sich seinen „G-Wagon“ nach allen Facetten individuell zusammenstellen kann, werden die kreativen Auswüchse darin geeint, dass der Grundcharakter dieses Fahrzeugs weiterhin ziemlich archaisch ist. Kaum ein anderer Neuwagen aus 2025 verträgt es so gut, wenn die Türen wütend zugeknallt werden (anders schließen sie auch einfach nicht). Die Türknöpfe versinken mit einem tresorartigen Klacken in den Türtafeln, und die steilstehende Frontscheibe erleichtert den Blick über das Herrschaftsgebiet.

Setzt sich die 4,83 Meter lange G-Klasse in Bewegung, dann tut sie das ebenfalls auf ihre eigene Weise. Luftfahrwerk? Bitte! Der echte Geländewagen besitzt weiterhin einen Leiterrahmen, eine Starrachse hinten und erst seit 2018 Einzelradaufhängung vorne. Eine kurze Geländeübersetzung und drei Differenzialsperren sorgen darüber hinaus für unbekümmertes Reisen abseits befestigter Wege. Ansonsten gilt, dass das adaptive Dämpferwerk der G-Klasse zwar für einen ordentlichen, aber nicht oberklassigen Fahrkomfort sorgt. Das Rückstellmoment der Lenkung bleibt ebenfalls verhalten, und das ESP greift vergleichsweise früh ins Fahrgeschehen ein.

Spätestens vor der nächsten Kehre wird dann auch das Gewicht zum Thema. Zwar greift die Bremsanlage beherzt zu, die 2,5 Tonnen Grazer Edelmetall wollen aber auch erst einmal zum Stehen gebracht werden. Gewisse Wank- und Nickbewegungen müssen toleriert werden. Die weiterhin bei Magna Steyr gefertigte Geländeklasse will allerdings ohnehin lieber gefahren statt gehetzt werden. Dann hat man auch mehr Zeit, sich mit den inneren Annehmlichkeiten auseinanderzusetzen. Auf Wunsch ist beinahe jede Ritze beledert, der Platz- und Sitzkomfort vorne ist fürstlich (hinten eher nicht so) - und während man so lenkt und denkt, wird es einem mehr als klar: Der Mercedes G, auch als 500er mit Reihensechszylinder, ist weiterhin einer, wenn nicht sogar der hellste Stern am Firmament des süddeutschen Autobauers.

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Fazit

Was uns nach der Ausfahrt mit dem Mercedes G 500 am meisten erstaunt, ist die Tatsache, wie gut alte Autos als Neuwagen sind. Zwar hat der G in den letzten Jahren viel lifestyliges Marketing über sich ergehen lassen müssen, in seinen Grundfesten bleibt er allerdings ein ziemlich robustes, ein ehrliches Gerät. Würden wir ihn uns allerdings im unwahrscheinlichen Falle eines Millionenerbes bestellen, dann als G 450 d mit Professional Line - nur echt mit vergitterten Scheinwerfern. (Text: Thomas Vogelhuber | Bilder: GCOTY)

Technische Daten


Modell Mercedes-Benz G 500 (2025)
Motor 3,0-Liter R6-Biturbo mit 48V-Mildhybrid
Leistung 330 kW (449 PS) + 15 kW (20 PS Boost) bei 5.800–6.100 U/min
Drehmoment 560 Nm + 200 Nm (elektrisch) bei 2.200–5.000 U/min
Getriebe 9-Gang-Automatik (9G-TRONIC)
Antrieb Permanenter Allradantrieb
Verbrauch (WLTP) 11,0 l/100 km
CO2-Emissionen (WLTP) 249 g/km
CO2-Klasse G
Beschleunigung (0–100 km/h) 5,4 s
Höchstgeschwindigkeit 210 km/h
Abmessungen (L/B/H) 4.825 × 1.931 × 2.042 mm
Radstand 2.890 mm
Leergewicht 2.485 kg
Zuladung 715 kg
Tankinhalt 100 l
Wendekreis 13,6 m
Zul. Anhängelast (gebremst) 3.500 kg
Preis (D) ab 133.577,50 Euro

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