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Erster Test: BMW 6er Cabrio – Herr der Windstärke

Das neue BMW 6er Cabrio ist so gelungen, dass es schon geparkt Spaß macht. Bewegt man es jedoch auf die Landstraße, möchte man gerne zeitgleich am Straßenrand stehen - um diese gestreckte Eleganz mit sattem V8-Blubbern an einem vorbeirauschen zu lassen.

Wir konnten den neuen König der Straße vor der Markteinführung ausgiebig fahren. Wir standen auch daneben. Wir haben uns das volle Programm gegeben.
Automobilhersteller machen es dem Automobiltester nicht wirklich leicht, über ihre Produkte zu berichten. Da stellen sie einem ein gut 120.000 Euro teures V8-Cabrio mit über 400 PS an die Waterfront von Kapstadt und lassen einen damit zwei Tage lang Strecken wie den Chapmans-Peak Drive und Passstraßen rund um Franshoek erkunden. Und erwarten, dass man über das Auto berichtet…

Das wichtigste vorweg…

Um es gleich vorweg zu nehmen: Es gibt wirklich nicht viel zu meckern. Eigentlich gar nichts und der Rest wäre nur: Gemecker. Und auch dies vorweg: Es gibt tatsächlich eine Beschwerde, doch die kommt erst ein wenig weiter unten. Gut 94.000 Euro kostet das 650i Cabrio und wer jetzt meckert, kann gerne versuchen, für weniger Geld ein schöneres  V8-Cabrio mit 400 PS zu finden.

An Bord sind ein doppelt aufgeladener V8 und eine perfekte Acht-Gang-Automatik. Die einzige wirklich nötige Option in der vierseitigen Liste ist das adaptive Fahrwerk, das der ungeheuren Kraft des Motors quasi aus dem Handgelenk Paroli bietet (ehrlicherweise kann der geneigte Tester nicht sagen, ob es einen Sinn ergäbe die 3.790 Euro einzusparen, da ein konventionelles Fahrwerk nicht zum Vergleich stand. Da das adaptive System jedoch eine überzeugende Performance ablieferte, können wir definitiv nicht davon abraten).

Design

Das Design des neuen 6ers ist laut BMW der wichtigste Kaufgrund. Die Technik darunter müsste dann nur noch das Versprechen einlösen und „delivern“. In diesem Sinne mache ich es mir an dieser Stelle leicht und verweise auf die umfangreiche Fotogalerie mit dem Hinweis, dass das Auto in echt tatsächlich noch besser aussieht. Im Innenraum findet sich alles am rechten Platz, die Bedienung gibt dem BMW-Fan keine Rätsel auf, alle anderen sollten sich auch rasch zurechtfinden. Auch eine ergonomische Sitzposition ist dank weiter Verstellbereiche von Lenkrad und Komfortsitzen schnell gefunden.

So gerüstet und mit vorsorglich versenktem Verdeck starte ich auf die ersten Erprobungsrunden. In der Stadt bleibt die Acht-Gang-Automatik im Automatikmodus, das Fahrwerk ist auf Komfort eingepegelt. Und tatsächlich cruist das V8 Cabrio so ungemein lässig über die Boulevards. Doch da wir noch ein paar Kilometer abzuspulen haben, wird bald auf die Landstraße und in das passende Schalt- und Fahrwerksprogramm gewechselt: Sport+.

Testmodus

Das Fahrwerk geht nun spürbar straffer ans Werk, der Motor hängt spontaner am Gas und die Schaltwechsel werden gleich dreifach sportlich unterlegt: Erstens werden sie noch unmittelbarer umgesetzt, zweitens erfolgen sie mit einem deutlichem Nachdruck, der an selige SMG

Der V8-Biturbo hängt fantastisch am Gas, Turbolöchlein mag man allein mit einer Lupe finden, der Normalsterbliche merkt keine Ansprechverzögerung. Der ZF-Automat wechselt derart flott die Gänge, dass die Frage nach einer Alternative, sei es Doppelkupplungsgetriebe oder gar Handschalter, tatsächlich akademischer Natur bleibt.

Komfort in jeder Lage

Das Fahrwerk kann dabei mit ordentlichem Fahrbahnkontakt erfreuen, wie es auch bei flottesten Kurven überraschend komfortabel bleibt. Der komfortable Grundcharakter bleibt derart vehement bestimmend, dass man von einem wirklich schnellen Cruiser sprechen muss, denn selbst die beherzteste Kurvenhatz bleibt bequem.

Derart praxisfern über die Straßen geprügelt, quittiert der Doppelturbo die Behandlung denn auch mit einem Durchschnittsverbrauch (nach Bordcomputer) von 19-20 Litern. BMW verweist lieber auf die standardisierten Normverbrauchszahlen: 15,5 Liter im Stadtverkehr, 7,9 Liter außerorts und 10,7 Liter kombiniert.

Verwunderung

Was an diesem Spitzen-BMW verwundert sind jedoch weder die Verbrauchswerte noch der hohe Grundpreis. Vielmehr scheint es unverständlich, dass ausgerechnet der bislang potenteste 6er ohne eine Start-Stopp-Automatik auskommen muss. Laut BMW liegt das am großvolumigen Acht-Zylinder, dem man offenbar noch nicht die vom Sechs-Zylinder gewohnten zuverlässigen und vor allem schnellen Motorstarts an der roten Ampel beibringen konnte. Dass der Motor an der Ampel nicht ausgeht – bei einer andern Marke würde man sich nicht wundern. Doch in einem BMW scheint das schon fast anachronistisch.

Fazit

Konkurrenten hat der neue BMW 6er wie der alte: Mercedes SL und Jaguar XK stehen ganz oben, eventuell zieht man den Maserati Gran Turismo in Erwägung. Dennoch wird sich der BMW durch seine komfortable Gesamtausrichtung absetzen können und er scheint der einzige, der dem Jaguar XK fahrwerksseitig das Wasser abgraben könnte.

Der neue BMW 6er wird vor allem in der Heckansicht weniger polarisieren als früher. Unter den betont dynamischen Heckabschluss finden sich laut Hersteller bis zu 350 Liter Gepäckvolumen und immerhin 300 Liter bei geöffnetem Verdeck. Für zwei Golfbags soll das reichen.

Was ganz sicher reicht, sind die Fahrleistungen des 650i. Die Beschleunigung steht in jeder denkbaren Lage spontan auf Abruf bereit und die weitaus meisten Kunden werden niemals all diese Leistung tatsächlich abrufen. Daher sind übertrieben sportliche Ambitionen nicht an den 650i zu richten, sondern an einen kommenden M6.

Der 6er ist vielmehr ein überaus leistungsfähiger Cruiser. Und zudem einer, der sogar geparkt Spaß macht.

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