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Test BMW 520d: Zwischen Tradition und Moderne

Die achte Generation des Fünfer-BMW steht bereits seit Mitte 2023 bei den Händlern, seit Herbst ist auch der bei Vielfahrern beliebte 520d wieder im Programm. Wie sich die Baureihe G60 als Diesel-Limousine schlägt, zeigt unser Fahrbericht.

Der BMW 520d* (G60) auf einen Blick

  • 5,06 Meter lange Business-Limousine
  • 2,0-Liter-Diesel, 197 PS und 400 Nm
  • 0-100 km/h in 7,3 s, Vmax 233 km/h
  • Großzügiger Innenraum
  • Modernes Infotainment mit Spieleangebot
  • Grundpreis ab 59.750 Euro

*(BMW 520d, Kraftstoffverbrauch kombiniert (WLTP): 5,6-5,1 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 147-134 g/km; CO2-Klasse: E)²

BMW 520d - Front-Seitenansicht

Von außen ist der neue Fünfer zwar nicht ganz so offensiv gestaltet wie beispielsweise ein Vierer, eine dunkle Farbe und das optionale M Sportpaket sind der Optik dennoch zuträglich.

Neuer Fünfer mit größeren Nieren, aber ohne "Bieberzahn-Grill"

BMW ist dabei seinen zweiten Chris-Bangle-Moment zu erleben. Nur eben ohne Chris Bangle. Der amerikanische Automobildesigner zeichnete sich Anfang der 2000er unter anderem für den Siebener E65, aber auch für den Fünfer E60 verantwortlich. Die Kritiken damals waren mehr oder minder vernichtend. Heute kommt der E65 gerade aus dem Tal der Tränen gefahren, der E60 hingegen bleibt auch weiterhin ein Fall für echte Liebhaber. Worauf wir ansprechen wollen: Die Münchner sorgen mit der Außengestaltung ihrer Fahrzeuge nicht das erste Mal für Kontroverse – heute sind es eben übergroße Nieren an teilweise übergroßen Autos. Die Kühlermaske an manch neuem Modell wird daher auch gerne als „Bieberzahn-Grill“ bezeichnet. So weit kam es beim 2023 vorgestellten Fünfer der Baureihe G60 dann glücklicherweise nicht, auch wenn die Niere abermals größer geworden ist und sich jetzt optional sogar beleuchten lässt. Weil das wohl dem Zeitgeist entspricht.

Ebenfalls scheint es dem Zeitgeist zu entsprechen, dass ein Basismodell, der BMW 520d kostet ab 59.750 Euro, äußerlich so gestaltet werden muss, dass die Kundschaft beinahe automatisch zu einer höherwertigen Modellvariante greifen will. Das mag jetzt subjektiv sein, aber ein genauerer Blick in die BMW-Pressegarage offenbarte, dass so ein 520d mit M Sportpaket und schwarzer Außenlackierung, zumindest auf unser Auge, deutlich stimmiger wirkt, als der bereitgestellte Testwagen im Serientrimm und lackiert in „Cape York Grün“. Diese Farbe erinnert uns zudem an das „Verdesilber“ der neuen Mercedes E-Klasse, die es ob ihrer barocken Art auch eher tragen kann. Wir lästern noch kurz über die flächenbündigen und nicht fein anzufassenden Türöffner, denen mit dem Modellwechsel an den hinteren Portalen auch die Keyless-Go-Sensoren abhandengekommen sind, und beenden damit das Designkapitel.

BMW 520d - Cockpit

Die Curved-Displaylandschaft mit installiertem BMW OS 8.5 bestimmt das Cockpit. Die Bedienqualität hat sich im Vergleich zum Vorgänger leider nicht verbessert.

Interieur mit viel Raum, auch für Verbesserungen

Der Innenraum des neuen Fünfer liefert ein gewisses Maß an Siebener-Feeling, was maßgeblich an der großen Curved-Displaylandschaft liegt. Die Anzeigen selbst sind zwar sehr hochauflösend, die gezeigten Farben und Grafiken lassen jedoch eine gewisse Übersichtlichkeit vermissen. In den „My-Modes“ Sport und Efficient stören zudem die großen, dauerhaft zu sehenden Einblendungen im optionalen Head-up Display. Die Handhabung wirkt stellenweise ebenfalls zu verspielt. So sind die kleinen Menükacheln im 14,9 Zoll großen Infotainment-Touchdisplay während der Fahrt nicht immer leicht zu treffen und ob der Komplexität der Bedienoberfläche macht der weiterhin vorhandene Dreh-/Drücksteller kaum mehr Sinn. Abhilfe kann jedoch der gut funktionierende Sprachassistent schaffen. Immerhin: Der von Brüssel vorgeschriebene Tempowarner wird unkompliziert per längerem Druck auf die „SET“-Taste des Lenkrads bis zum nächsten Fahrzeugstart ruhiggestellt.

Nichts anbrennen lässt BMW indes bei der Sitzposition. Auch das serienmäßige Sportgestühl im 520d ist sehr bequem, seitenhaltstark und taugt für längere Strecken. Optional lässt sich das im Normalfall vegane Leder heizen und kühlen, eine Massagefunktion steht selbst für die Komfortsitze nicht zur Verfügung. Platztechnisch profitieren vor allem die Hinterbänkler in der achten Fünfer-Generation vom Längenzuwachs auf insgesamt 5,06 Meter. Der Radstand ist im Vergleich zum Vorgänger nochmals um zwei Zentimeter auf knapp drei Meter angewachsen. Vier Erwachsene finden in dieser Limousine damit locker ihren Platz. In Sachen Qualität scheint BMW aber immer häufiger den Rotstift anzusetzen. Fensterheberschalter, Lenkradpaddels, die unteren Türtafeln, aber auch die Rückenblenden der Vordersitze sind für die aufgerufenen Premium-Preise schlicht zu einfach ausgeführt. Um die Variantenvielfalt zu reduzieren, steht für die in Europa angebotene Fünfer-Limousine zum Beispiel auch kein zu öffnendes Schiebedach mehr zur Verfügung. Bestellt werden kann lediglich ein feststehendes Panorama-Glasdach.

BMW 520d - Sitze

Bereits die serienmäßigen Sportsitze sind sehr bequem und seitenhaltstark. Die Ergonomie stimmt. Leider fehlt dem Interieur an mancher stelle der qualitative Feinschliff.

BMW 520d stark im Verbrauch, schwach in der Lenkung

Im Fahrkapitel muss der neue BMW 520d derweil zeigen, ob es mittlerweile wichtiger ist, dass auf seinem Infotainment-Bildschirm Spiele gespielt werden können und sich das Smartphone als Kontroller verbinden lässt, oder, ob der Bayer wirklich noch Freude am Fahren transportieren kann. Der klar als Selbstzünder identifizierbare 197 PS und 400 Nm starke Vierzylinder geht dabei, unterstützt von einem 8 kW/11 kW starken Riemenstarter-Generator, durchaus munter ans Werk und drückt die 1,9 Tonnen schwere Limousine auf eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 233 km/h. Die 48V-Komponenten arbeiten im Normalfall gut mit dem Verbrenner zusammen, wobei in der neuen Mercedes E-Klasse teils noch harmonischer zwischen den einzelnen Lastzuständen hin und her geschaltet wird. Unterm Strich hat das allerdings keine großen Auswirkungen auf den Verbrauch. Ähnlich wie beim Benz mit Basis-Diesel, zeigte der Bordcomputer des BMW 520d nach zwei flotten Testwochen mit hohem Autobahnanteil einen Durchschnittsverbrauch von 6,3 Liter auf 100 Kilometer. Weniger ist dabei definitiv möglich.

Dass der kleine Selbstzünder jetzt nicht in aller Tiefe das Herz berührt, dürfte Kennern der Materie klar sein. Während wir längsdynamisch noch auf den für Mitte 2024 angekündigten Reihensechszylinder-Diesel warten können, wie ist es um den Federungskomfort und die Querdynamik beim neuen Fünfer bestellt? Schon das im Testwagen verbaute Serienfahrwerk ohne Tieferlegung bietet insgesamt eine hohe Ausgewogenheit, ist aber mehr für den komfortliebenden Fahrer gedacht. Mehr Strenge liefert wie gewohnt das optionale M Sportfahrwerk; andere Fahrwerksoptionen stehen für den 520d derzeit nicht bereit. Das gilt auch für die Integral-Aktivlenkung, die unter anderem dafür gesorgt hat, dass wir vom neuen BMW i5 bereits einen höchst dynamischen ersten Eindruck sammeln konnten. Auch der Diesel-Fünfer ist nicht verlegen schnelle Kurven souverän zu meistern, seine leichtgängige und bisweilen taube Lenkung erzählt, untypisch für BMW, aber zu wenig davon, was die Vorderachse gerade treibt.

BMW 520d - Seite

Fahrdynamisch präsentiert sich der neue BMW 520d souverän. Der Diesel ist zudem erwartbar sparsam. Nur der Lenkung fehlt es insgesamt an Gewicht und Gefühl.

Augen geradeaus, Hände (besser nicht) weg vom Lenkrad

Und weil der G60 so schön zwischen Tradition und Moderne wandelt, hat BMW ihm auch gleich den neuesten Fahrerassistenten spendiert. Den sogenannten Autobahnassistent, der es als Bestandteil des „Driving Assist Pro“ Pakets ermöglichen soll, auf baulich dafür geeigneten und genau kartografierten Landstraßen und Autobahnen dauerhaft die Hände vom Lenkrad zu nehmen. Klappt theoretisch bis Tempo 130 und ist per Definition teilautomatisiertes Fahren der SAE-Stufe 2. Für uns jedoch steckt die Technik noch im offenen Beta-Test. Zu oft hat der Computer angefangene Fahrspurwechsel mit einem abrupten Gegenpendler auf die bisherige Spur abgebrochen, zu oft wurden auf freier Strecke falsche Tempolimits erkannt. Überholvorgänge mit Blick in den Außenspiegel einzuleiten, funktionierte ebenfalls nur selten, da das System diese Möglichkeit kaum angeboten hat.

BMW 520d - Rücksitzbank

Hinten sitzt es sich im neuen Fünfer auch als Großgewachsener bequem. Neben einer extra Klimabedieneinheit haben die Fondpassagiere zudem Zugriff auf USB-C-Steckplätze. Sitztaschen gibt es dagegen keine mehr.

Fazit

Butter bei die Fische: Was erwartet man sich als Käufer von einem BMW 520d? Zunächst soll die Bayern-Limousine sicher und sparsam fahren, komfortabel federn und ein zeitgenössisches Infotainment-System bieten. All das leistet die Baureihe G60 mit Bravour. Da ist er in seiner Auslegung derzeit wahrscheinlich der modernste Vertreter seiner Zunft. Blau-weiße Traditionalisten könnten den Fünfer aber mittlerweile zu massig finden, stören sich an der tauben Lenkung und kritisieren den fehlenden Feinschliff im Innenraum. Der neue Autobahnassistent arbeitet unserer Meinung nach außerdem zu unzuverlässig. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)

Technische Daten - BMW 520d Limousine*

  • Modell: BMW 520d Limousine
  • Motor: Vierzylinder-Mildhybrid-Diesel, 1.995 ccm
  • Leistung: 145 kW/197 PS
  • Drehmoment: 400 Nm
  • Antrieb: Hinterrad, 8-Gang-Automatikgetriebe
  • Verbrauch kombiniert: 5,6-5,1 l/100 km²
  • CO2-Emissionen kombiniert: 147-134 g/km²
  • CO2-Klasse:
  • Beschleunigung (0–100 km/h): 7,3 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 233 km/h
  • Länge/Breite/Höhe: 5,06 m/1,90 m/1,52 m
  • Leergewicht: ca. 1.900 kg
  • Grundpreis BMW 520d: ab 59.750 Euro

*Herstellerangaben

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