Der Mercedes CLA Shooting Brake auf einen Blick
- Elektro-Kombi auf neuer MMA-Plattform
- Bis zu 761 km elektrische Reichweite
- 85-kWh-Batterie mit 320 kW Ladeleistung
- Kofferraum 455 – 1.290 l plus 101 l Frunk
- Anhängelast bis 1,8 Tonnen (Allrad)
- Einstiegspreis ca. 57.000 Euro
Modellübersicht | Karosserie & Kofferraum | Interieur & Infotainment | Antrieb & Akku | Fazit | Technische Daten
Modellübersicht: Der Elektro-CLA tritt ein schweres Erbe an
Ein Stern unter Erfolgsdruck. Nachdem die elektrische EQ-Baureihe von Mercedes-Benz nicht unbedingt ein rauschender Erfolg war, soll es nun eine neue Modellgeneration richten. Sie steht auf der ebenfalls neuen MMA-Plattform, was ausgeschrieben Mercedes Modular Architecture heißt. Die MMA dient als technische Basis für eine neue Generation von Kompakt- und Mittelklasseautos. Die Strategie dahinter lautet „Electric first“. Unterstützt werden aber auch Hybrid- und Verbrenner-Antriebe. Der Shooting Brake ist nach dem Coupé das zweite Modell auf der MMA-Plattform. Später folgen noch die beiden SUVs GLA und GLB.
Limousine und Shooting Brake treten ein schweres Erbe an. Seit der Markteinführung im Jahr 2013 haben die beiden Modelle ziemlich abgeräumt. Allein in Deutschland wurden seitdem knapp 220.000 Fahrzeuge verkauft, darunter ein hoher Kombi-Anteil. Überall, aber speziell in den USA zeigte das Auto sogar Eroberungsqualitäten. Für viele Käufer war der CLA auch gleichzeitig ihr erster Benz. Und noch eine Hypothek lastet auf dem viertürigen Coupé: Nach dem Wegfall der B-Klasse 2026 und der A-Klasse 2028 ist der CLA dann auch das neue Einstiegsmodell in die Welt von Mercedes-Benz.
Karosserie und Kofferraum: Mehr Platz, mehr Komfort
Länger, breiter, höher - der neue Shooting Brake übertrifft seinen Vorgänger in allen Belangen. Der Kombi, der bis zur B-Säule identisch ist mit der Limousine, streckt sich bis zu 4,72 Meter (plus 3,5 cm) und ist 1,86 Meter (plus 2,5 cm) breit. Auch in der Höhe legt er um fast drei Zentimeter zu. „Das war für uns Designer eine echte Herausforderung“, sagte Robert Lesnik, Leiter Exterior Design von Mercedes-Benz, am Rande der Weltpremiere zu uns. „Das Auto sollte wachsen, aber trotzdem so elegant und flach wirken wie der Vorgänger.“ Operation gelungen, denken wir uns beim ersten Sichtkontakt mit dem Shooting Brake. Er ist etwa so lang wie ein BMW3er Touring, aber etwas kürzer als ein Audi A5 Avant (4,83 m) - um die wichtigsten Konkurrenten des Mercedes zu nennen. „Geräumiger als jemals zuvor“, verspricht Benz und verweist auch auf den um sechs Zentimeter auf 2,79 Meter gewachsenen Radstand. Mangels Sitzprobe können wir das so leider nicht bestätigen. Das werden wir bei einem späteren Praxistest nachreichen.
Kommen wir vom Komfort zu den praktischen Seiten und damit zu dem, was einen Kombi attraktiv macht. Das Kofferraumvolumen liegt bei 455 bis 1.290 (umgeklappte Rücksitze). Das ist etwas weniger als beim reinen Vorgänger-Modell, wird aber durch den zusätzlichen Frunk im Vorderwagen wieder wett gemacht. Er packt mehr als ordentliche 101 Liter und ist damit fast so groß wie der im Porsche 911 Carrera. Insgesamt steigt das Ladevolumen sogar leicht an, nämlich um elf Liter im Vergleich zum Vorgänger. Auch die Anhängelast legt zu. Der CLA Shooting Brake zieht mit Allrad bis zu 1,8 Tonnen – das sind beachtliche 200 Kilogramm mehr als beim CLA 250 4matic der vorhergehenden Generation. Einbußen hingegen gibt es bei der Dachlast: Sie fällt mit 75 Kilogramm um 25 Prozent geringer aus.
Interieur und Infotainment: Mercedes lässt die Sterne leuchten
Sterne, überall Sterne. Mercedes inszeniert sein ikonisches Logo fast schon verschwenderisch auf oder im Auto. Genau 142 kleine LED-Sterne in Chrom-Optik glänzen auf dem Kühlergrill. Ein zweites Firmament findet man im Interieur. Genauer gesagt unter dem Panorama-Glasdach. Das Gestirn besteht hier aus 158 einzelnen Himmelskörpern, die nachts sogar leuchten. Selbst die Farbe kann man sich aussuchen. Sterne sehen auch die Hintermänner: Denn ähnlich wie in der E-Klasse sehen die Heckleuchten wie rote Himmelskörper aus. Stolz ist man bei Mercedes auch auf das einteilige Glas-Panoramadach, weil es sich fugenlos vom Frontscheibenrahmen bis nach hinten erstreckt und damit den Eindruck erweckt, als würden Dach und Heckscheibe eine Einheit bilden.
Das Cockpit ist identisch mit dem des normalen CLA. Das heißt: Neues Multifunktionslenkrad, das auf alte Bekannte trifft. Denn auf vielseitigen Kundenwunsch kehren sowohl die Lautstärke-Walze als auch die Wippe für den Abstandsassistenten Distronic zurück. Optional erhältlich ist der MBUX-Superscreen, der sich über die gesamte Breite des Armaturenbretts erstreckt. Er besteht aus dem 10,25 Zoll großen Kombiinstrument und aus dem 14-Zoll-Infotainment-Bildschirm. Für den Beifahrer oder die Beifahrerin kann auch noch ein eigenes 14-Zoll-Display bestellt werden. Hier darf gestreamt oder gespielt werden. Auch praktischerweise mit dem eigenen Smartphone, das man als Gaming-Controller hernehmen kann. Wer diesen Bildschirm nicht braucht, der bekommt ein schmuckes Zierteil aus Glas. Richtig geraten! Wieder einmal mit Mercedes-Sternen.
Schwer aufgerüstet wurde die vierte Generation des MBUX-Systems. Und zwar mit dem neuen MB.OS-Betriebssystem, das Künstliche Intelligenz (KI) von Microsoft und Google integriert. Deshalb soll der Sprachassistent auch mehr können als bisher. Laut Mercedes könne er „komplexe, mehrteilige Dialoge führen und besitzt sogar ein Kurzzeitgedächtnis.“ Damit sei er in der Lage, die Konversation auch nach einer Pause fortzuführen. Mit ChatGPT40 und Microsoft Bing wird das Internet durchforstet und Google Gemini sorgt für die Navigation. Der Sprachassistent hat natürlich einen eigenen Avatar auf dem Zentraldisplay. Ein Stern? Ein Stern!
Antrieb & Akku: 310 Kilometer Reichweite tanken in zehn Minuten
Zum Marktstart im Frühjahr 2026 fährt der Shooting Brake mit zwei Motorisierungen vor. Als CLA 250+ mit einer Leistung von 200 kW / 272 PS und als CLA 350 4matic mit 260 kW / 353 PS. Bei beiden Modellen sitzt der Hauptmotor (200 kW) auf der Hinterachse. Die so genannte Electric Drive Unit (EDU) ist eine permanenterregte Synchronmaschine, die beim Allrad-Antrieb von einer zweiten E-Maschine (80 kW / 109 PS) auf der Vorderachse unterstützt wird. Auf die Straße gebracht wird die Power mit einem besonders effizienten Zwei-Gang-Getriebe.
Die Verbräuche sollen folglich zwischen 12,7 und 15,7 kWh auf 100 Kilometer liegen und dem CLA 250+ bis zu 761 km Reichweite bescheren. Der 350er kommt demnach auf 730 Kilometer. Geladen wird die 85 kWh große Batterie mit 22 kW (AC) und bis zu 320 kW (DC). Am Schnellader sollen bis zu 310 Kilometer Reichweite in zehn Minuten in den Akku gepumpt werden. Alles Elektro - oder was? Nein, auch hier will Mercedes den Kundenwünschen gerecht werden. Schon Anfang nächsten Jahres fährt der Kombi auch als Hybrid mit 48-Volt-Technik vor.
Fazit
Der erste elektrisch Kombi von Mercedes sieht gut aus und bietet noch mehr Platz und Komfort als der Vorgänger. Mit Reichweiten jenseits von 700 Kilometern und Ladegeschwindigkeiten von 320 kW dürfte die „German Reichweitenangst“ bei Elektroautos endlich Geschichte sein. Billig ist das Vergnügen nicht gerade. Die Limousine kostet ab 55.858,60 Euro (CLA 250+). Legt man den bisher fälligen Aufpreis von knapp 1.000 für den Shooting Brake zugrunde, landet der Käufer bei rund 57.000 Euro. Analog dazu würde die Hybrid-Version um die 47.500 Euro kosten. Das ist viel Geld für das vermutlich wichtigste Modell von Mercedes-Benz in diesem Jahr. Ob damit ein Turnaround beim Absatz gelingt, wird man sehen. Mit den Vorbestellungen ist der Mercedes allerdings sehr zufrieden, wie man hört. (Text: Rudolf Bögel | Bilder: Mercedes-Benz)
Technische Daten
Modell | Mercedes CLA Shooting Brake (elektrisch) |
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Systemleistung CLA 250+ | 272 PS (200 kW) |
Systemleistung CLA 350 4Matic | 353 PS (260 kW) |
Elektromotor (Front, 350 4Matic) | 109 PS (80 kW) |
Batteriekapazität | 85 kWh |
Elektrische Reichweite | bis zu 761 km (CLA 250+), 730 km (CLA 350) |
Ladeleistung (AC) | 22 kW |
Ladeleistung (DC) | bis 320 kW |
Schnellladen (10 Min) | bis 310 km Reichweite |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 12,7–15,7 kWh/100 km |
Antrieb | Heck (250+), Allrad (350 4Matic) |
Getriebe | Zwei-Gang-Automatik |
Abmessungen (L/B/H) | 4,72 m / 1,86 m / 1,47 m |
Radstand | 2,79 m |
Kofferraumvolumen | 455 - 1.290 l |
Frunk | 101 l |
Anhängelast | bis 1.800 kg |
Dachlast | 75 kg |
Grundpreis (Limousine) | ab 55.858,60 Euro |
Grundpreis (Shooting Brake) | ca. 57.000 Euro |
Preis Hybrid-Version | ca. 47.500 Euro |