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Bericht: Mit dem Volvo Schneewittchensarg bei der Sachsen-Classic – Alter Schwede

Montag abend, kurz vor sechs. Das Telefon klingelt. Ob ich Lust hätte, die Sachsen-Classic-Rallye mitzufahren? Klar hab ich Lust. „Mit welchem Auto denn?“. „Volvo P1800 ES, der Schneewitchensarg.“ Super, denke ich mir, den wollte ich ja schon immer mal fahren.

„Wann soll‘s denn losgehen?“ „Übermorgen.“ Zwei Tage später sitze im Auto nach Zwickau. Die Robert-Schumann-Stadt ist Startpunkt der dreitägigen Sachsenrundfahrt, zu der rund 180 Veteranen, Old- und Youngtimer gemeldet sind. Angeführt wird das Feld von einem Horch 830 aus dem Jahre 1933, einem Einheimischen sozusagen; schließlich war und ist Sachsen nachwievor ein bedeutender Automobilstandort. Hier steht die Wiege des heutigen Audi-Konzerns, neben dem namensgebenden Autobauer Horch (auf lateinisch: audi) waren hier auch DKW und Wanderer ansässig.

Und auch heute noch hat der Autobau im Freistaat eine hohe Bedeutung. VW betreibt im Zwickauer Stadtteil Mosel ein Fahrzeug- und Karosseriewerk, fertigt in Chemnitz Motoren und baut in der Landeshauptstadt Dresden sein Flaggschiff Phaeton in der Gläsernen Manufaktur. BMW fertigt in Leipzig 1er und X1 und zukünftig auch die Elektro-Flitzer i3 und i8 und Porsche baut, ebenda, den Panamera und das neue SUV Macan; außerdem befindet sich in Plauen das Neoplan-Bus-Werk und sind in Sachsen mehr als 500 Zulieferer der Autobranche ansässig. Die perfekte Kulisse also, für eine Ausfahrt.

Ein Schwede in Sachsen

Unser Begleiter hat mit Sachsen allerdings gar nichts zu tun, sein Geburtsort liegt gut 1.000 Kilometer weiter nördlich, im schwedischen Göteborg. Nur zwei Jahre lang, von 1971 bis 1973 lief der mit dem Namenszusatz ES versehene Kombiableger des P1800 dort vom Band. Die sperrige Typenbezeichung hat sich in der Bevölkerung nicht durchgesetzt, spricht man doch noch heute vom Schneewittchensarg. Und die Assoziation ist nicht weit hergeholt, weckt doch das großzügig verglaste Heck – in das laut Entwicklungs-Vorgabe ein Golfbag passen musste - durchaus Erinnerungen an das Märchen der Gebrüder Grimm.

Erstmals kam bei dem als Shooting Brake titulierten Volvo eine vollständig aus Glas gefertigte Heckklappe zum Einsatz. Das hinter der Scheibe allerdings tatsächlich häufig Wildbret transportiert wurde, darf bezweifelt werden. Eher war dort das Urlaubsgepäck zu finden, denn der Volvo empfohl sich als Reiselimousine für die ganze Familie.

Gemütlicher Gleiter

Auch die Antriebstechnik ist durchaus mehr auf den Langstreckeneinsatz ausgelegt, denn auf eine sportliche Gangart. So  verfügt der P1800 ES über einen so genannten Overdrive: Per Lenkradhebel kann die Drehzahl, wenn man im höchsten der vier Gänge dahingleitet, noch einmal abgesenkt werden, um so spritsparend durch die Lande zu gleiten. Fahrdynamiker dagegen bemängelten schon damals die Unlust am Hochdrehen des 124 PS starken Zwei-Liter-Motors, der immerhin 1,2 Tonnen bewegen musste.

Zum Glück geht es bei der Rallye um Gleichmäßigkeit und nicht um Höchstgeschwindigkeiten. Mit Stoppuhr und Roadbook bewaffnet nehmen wir also auf den weichen, flachen Sitzen Platz. Der Motor springt tadellos an und wir rollen auf den Marktplatz von Zwickau zum Start der ersten Etappe. Schon auf den ersten Metern wird klar: Der Volvo hat viele Fans. Fotos werden geschossen und auf die Gesichter der Zuschauer zaubert der Schneewitchensarg im Vorbeifahren ein Lächeln. Ein Phänomen, das wir noch häufiger beobachten werden.

Kultur am Straßenrand

Insgesamt sind wir über 600 Kilometer unterwegs, die erste Etappe führt uns rund um Zwickau, am zweiten Tag geht es durch das Vogtland nach Chemnitz und von dort aus schließlich am dritten Tag durchs Erzgebirge. Malerische Kleinstädte wechseln sich ab mit verschlafenen Dörfchen, wir passieren die Steile Wand von Meerane (target=undefined), den Geburtstort Sigmund Jähns und Schloss Augustusburg http://de.wikipedia.org/wiki/Jagdschloss_Augustusburg . Unterbrochen wird die gemütliche Ausfahrt nur von mehr oder weniger kniffligen Wertungsprüfungen, den eigentlichen Hürden einer Oldtimer-Rallye.

Das Roadbook gibt vor, was zu tun ist, zum Beispiel 100 Meter in 15 Sekunden, 800 Meter in 0,015 Stunden oder ganz gemeine Prüfungen, bei denen einem die erlaubte Zeit erst mitgeteilt wird, wenn man schon mittendrin ist. Hier ist volle Konzentration gefragt. Der Beifahrer muss die Stoppuhr nicht nur im Blick behalten, sondern auch noch im richtigen Moment starten; nämlich dann, wenn der Wagen durch die Lichtschranke oder über den Druckschlauch rollt. Und er muss dem Fahrer präzise angeben, wieviel Zeit der noch hat, um ins Ziel zu kommen. Aber vorsicht, wer zu schnell ist, den bestrafen die Wertungsrichter - denn anhalten ist in der Wertungsprüfung nicht erlaubt.

Aufs Hundertstel genau

Für jede Hundertstelsekunde, die man zu früh oder spät durch die Lichtschranke am Ziel braust, gibt es einen Strafpunkt. Profis kommen mit fünf, zehn oder fünfzehn Punkten davon, eine glatte Null gilt als Glückstreffer. Nach über zwanzig Prüfungen, auf alle drei Tage verteilt, wird zusammengezählt und wer am wenigstens Strafpunkte gesammelt hat, hat gewonnen.

Gemütlich durchs Land fahren, war unser erklärtes Ziel vor dem Start; doch der Blick auf die Ergebnisliste des ersten Tages weckte den Ehrgeiz in uns. Platz 15 stand da, und nach so einem erfolgreichen Start gilt es natürlich, die Position zu verteidigen. Also schnell das Roadbook für Tag zwei hervorgeholt, die Wertungsprüfungen studiert, Durchschnittszeiten ausgerechnet und etwaige Gemeinheiten einkalkuliert. Eine Mühe, die sich gelohnt hat, haben wir doch unseren Platz nicht nur gehalten, sondern sind am zweiten Tag sogar unter die Top 3 auf die Bronze-Position gerutscht.

Sprung auf Platz eins

Soviel Erfolg spornt an, an eine Fahrt ins Blaue war am dritten Tag nicht mehr zu denken. Den Sieg zum greifen nah wurden wieder Bleistift und Taschenrechner gezückt und mit einer gehörigen Portion Anspannung ging es zum dritten Mal an den Start. Jetzt nur keinen Fehler machen; und wenn doch, dann zumindest hoffen, dass die Konkurrenz die größeren Patzer machen. Und genau das hat sie getan: Mit einem hauchdünnen Vorsprung von nur zwei Zählern gelang uns das, womit keiner gerechnet hat: der Sprung auf Platz eins. Alter Schwede!

Lust auf mehr?

Wenn Sie jetzt Lust bekommen haben, selbst einmal mit einem Schneewittchensarg auf Tour zu gehen, schauen Sie sich am besten gleich in der AutoScout24-Gebrauchtwagenbörse nach einem der mittlerweile gefragten P1800 ES um. Unsere Kaufberatung hilft Ihnen bei der Auswahl und gibt Ihnen wichtige Tipps, worauf Sie achten müssen.  

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