Man sehe und staune, Audi möchte offenbar wieder etwas ikonischer, freudvoller und nicht ganz so ernst sein. Das Concept C soll dementsprechend ein Auto werden, das keiner braucht, aber jeder haben will. Hat so keiner bei der Produktvorstellung in Mailand gesagt, aber da die Technik unterm Blechkleid höchstwahrscheinlich von Porsche entwickelt wird, passt dies doch ganz gut zum Zitat von Ferdinand.
Zuffenhausen-Buddies
Ja, das hier dürfte das Geschwisterchen vom Porsche Boxster Elektro werden, der, wenn er denn mal kommt, der erste Mittelbatterie-Sportwagen der Marke sein wird. Da zur Technik nichts gesagt wurde an diesem denkwürdigen Abend, darf zunächst munter spekuliert werden – auch, wie das Kind am Ende heißen soll. Unter gar nicht so vorgehaltener Hand wird gemunkelt, dies sei der Nachfolger des Audi TT alias Audi TT e-tron.
Allzu gerne möchten wir das glauben, doch dürfte bereits der Preis eine klare Distanz zur bisherigen TT-Baureihe schaffen. Da wird’s schon eher auf sechsstellige Beträge hinauslaufen, und der nicht mehr erhältliche Audi R8 damit gar nicht so weit entfernt liegen. Schließlich will Audi ja Premium sein, und glaubt man Reuters, möchten die Audianer in den kommenden Jahren mehr als zwei Millionen Autos per Annum bauen und so an Mercedes vorbeiziehen. Aber das nur am Rande.
Das erste Werk des neuen CCO Massimo Frascella
Ob einem derweil das eigentliche Design des Audi Concept C gefällt, ist reine Geschmackssache. Nach längerer Betrachtung finden auch wir Ecken, die uns zusagen – besonders das altgediente runde Audi-Lenkrad weckt Begeisterung. Ansonsten werden wir erinnert an das Rosenmeyer Concept von 2000, den Typ-C-Rennwagen aus den 1930ern, und dann wären da noch ein paar TT-Anleihen sowie eine gefühlte Verwandtschaft zur Audi-RSQ-Studie für den Film I, Robot aus 2004.
Ganz von der Hand zu weisen ist allerdings nicht, dass das Concept C auch Studien von Polestar (Nummer 6) oder Jaguar sehr ähnlich sieht. Letzteres ist dann nicht ganz so weit hergeholt, da der neue Chefdesigner der vier Ringe, Massimo Frascella, zuletzt bei Jaguar Land Rover angestellt war.
Pathos trifft Phrasendrescherei
Besonders in der Vorstandsetage scheint man begeistert zu sein von dieser angeblich sehr seriennahen Studie, sodass die dazugehörige Pressemitteilung an Pathos kaum zu überbieten ist. Einige der schönsten Abschnitte wollen wir hier einmal lose aneinandergereiht zum Besten geben: „Strive for clarity.“ – „Radikale Einfachheit steht im Mittelpunkt unseres Handelns: Klarheit erreichen wir durch die Reduktion auf das Wesentliche.“ – „Wir wollen mit unserer Designphilosophie unsere Marke stärken, sodass sie Begehrlichkeiten weckt und kulturelle Relevanz entfaltet.“ – „Wie wir das Design unserer Fahrzeuge gestalten, so werden wir auch unser Unternehmen gestalten.“ – „Klarheit ist eine Haltung und der Kompass, der Audi durch diese Zeit führt.“
Etwas weniger von alledem hätte sicherlich auch gereicht. Viel mehr würde sich der Audi-Fan in uns allerdings freuen, wenn tatsächlich etwas von der angelobten Klarheit nach außen dringen würde. Weder bei den Modellbezeichnungen, noch der nachlassenden Produktqualität und auch nicht bei den eher beliebigen Antrieben ist aktuell etwas davon zu spüren. Hoffentlich gelingt der Turnaround noch vor 2027 - dann soll der Audi Concept C bei den Händlern stehen. (Text: tv | Bilder: Hersteller)