Zum Hauptinhalt springen
AutoScout24 steht Ihnen aktuell aufgrund von Wartungsarbeiten nur eingeschränkt zur Verfügung. Dies betrifft einige Funktionen wie z.B. die Kontaktaufnahme mit Verkäufern, das Einloggen oder das Verwalten Ihrer Fahrzeuge für den Verkauf.

Test VW ID.3 Facelift: Die Richtung stimmt

Nach nur drei Jahren auf dem Markt hat VW Anfang 2023 den ID.3 in einigen Punkten nachgeschärft und verbessert. Kundenmeinungen wurden gehört, Fachkritiken ernst genommen. Zwar stimmt die Richtung, doch das Ziel hat der "Volksstromer" damit noch nicht erreicht. Testfahrt im VW ID.3 Pro Facelift.

Der neue VW ID.3 Pro (150 kW) auf einen Blick

  • Erstes Facelift des VW ID.3
  • 150 kW/204 PS Stromer mit Heckantrieb
  • Pro-Version mit bis zu 426 km Reichweite
  • Verbesserte Qualität im Innenraum
  • Functions on demand und Plug & Charge
  • Startpreis ab 39.995 Euro

 Facelift im wahrsten Sinne: Der neue ID.3 trägt eine leicht geänderte Fronthaube und hat eine neue Stoßstange bekommen. Der Auftritt nun insgesamt stimmiger. Facelift im wahrsten Sinne: Der neue ID.3 trägt eine leicht geänderte Fronthaube und hat eine neue Stoßstange bekommen. Der Auftritt nun insgesamt stimmiger.

Die Fehler von gestern

Hin und wieder fragt man sich ja, was derzeit in der deutschen Autoindustrie falschläuft. Die Autos werden einerseits immer teurer, aber gleichzeitig wird an der Qualität gespart. Auch und gerade Volkswagen muss sich dahingehend Kritik gefallen lassen und merkt selbst, dass sie nicht mehr die „Love Brand“ sind, die sie gerne wären. Viele Kunden haben gar den Eindruck, der Konzern würde einen völlig falschen Kurs einschlagen. Bestes Beispiel: Der ID.3. Wie konnte man 2019 in der VW-Chefetage nur annehmen, dass dieses halbfertige Auto ausreichen würde, um eine nachhaltige Transformation hin zu einer Elektromarke einzuläuten?

Lassen wir das Design einmal außen vor, so war vor allem der Innenraum des Debütanten eine im wahrsten Sinne harte Nummer. Klopffeste Kunststoffe und kaum wertige Materialien auf der einen, ein in der Handhabung und Bediengeschwindigkeit sehr schwaches Infotainmentsystem auf der anderen Seite. Ja selbst die Touchslider für die Lautstärke- und Temperaturregelung waren (und sind) unbeleuchtet. Kurzum: Der ID.3 war nicht das Elektroauto, das sich viele Kunden erhofft haben, wenngleich es für Volkswagen am Ende vielleicht sogar besser lief, als es viele Beobachter zunächst erwartet haben.

Denn trotz aller Unkenrufe: Der mindestens 39.995 Euro teure ID.3 (ein günstigeres Einsteigermodell mit kleinerem Akku bleibt VW weiterhin schuldig) ist in unserem Straßenbild angekommen und erzielte in Deutschland im laufenden Jahr mit Stand September 2023 rund 18.000 Neuzulassungen (Tesla Model 3 ca. 11.200). Damit reicht der Stromer zwar weiterhin nicht annährend an die Zahlen des Golf (ca. 60.000 Einheiten) heran und elektroseitig wird er auch vom ähnlich teuren Tesla Model Y (ca. 38.600 Einheiten) deutlich überflügelt, aber ein grandioser Flop sieht trotzdem anders aus. Um bei der mittlerweile deutlich anspruchsvolleren E-Auto-Kundschaft dennoch nicht weiter an Gunst zu verlieren, rollt derzeit das im März 2023 eher sang- und klanglos vorgestellte Facelift zu den Händlern.

 Innen setzt man mit dem Facelift nun weniger hart den Rotstift an. Mehr Stoff, Microfaserbezüge und geänderte Sitzmuster lassen das Interieur des ID.3 gefälliger wirken. Innen setzt man mit dem Facelift nun weniger hart den Rotstift an. Mehr Stoff, Microfaserbezüge und geänderte Sitzmuster lassen das Interieur des ID.3 gefälliger wirken.

Volkswagen im Korrekturmodus

Äußerlich fallen die Neuerungen betont zurückhaltend aus, doch mit der leicht angepassten Fronthaube (ohne merkwürdige Plastikabdeckung) gibt es immerhin ein frisches Blechteil, wobei im Zusammenspiel mit der ebenfalls überarbeiteten Stoßstange ein bulligerer Auftritt entsteht. Hinten wurde die Technik der LED-Rückleuchten getauscht, zusätzlich sind die beiden Stege in der Heckklappe jetzt beleuchtet. Viel wichtiger ist jedoch, was im Innenraum des ID.3 geschehen ist. Die Rotstiftjongleure im Controlling hatten ganz offensichtlich Pause und mit dem Wechsel von Konzern- und Markenvorstand scheint ein gewisses Maß an Qualitätsbewusstsein in die Autostadt zurückgekehrt zu sein.

Das vollständig tierfreie und in beiden Sitzreihen durchaus geräumige Interieur zeigt sich nun in einigen Bereichen wertiger. Hartes Plastik musste an vielen Stellen (je nach Ausstattung) Stoff, Microfaserbezügen oder geschäumten Oberflächen weichen. Im täglichen Sicht- und Griffbereich, hier besonders bei den vorderen Türtafeln, aber auch bei der unteren Spange des Armaturenbretts, wurde merklich Hand angelegt. In Sachen Ausstattung ist die erweiterte Mittelkonsole mit vier USB-C-Steckplätzen nun Serie, ab Werk wird außerdem ein doppelter Ladeboden für den unverändert 385 Liter fassenden Kofferraum geliefert. Für besseren Klang sorgte im Testwagen optional eine Beats-Soundanlage.

 Trotz zahlreicher Updates ist das Infotainment-System immer noch ein Schwachpunkt des ID.3. Beleuchtete Slider unter dem Bildschirm wird es wohl erst ab 2024 geben. Trotz zahlreicher Updates ist das Infotainment-System immer noch ein Schwachpunkt des ID.3. Beleuchtete Slider unter dem Bildschirm wird es wohl erst ab 2024 geben.

Die Bedienqualität bleibt schwach

Also alles eitel Sonnenschein? Nicht ganz. Mal abgesehen davon, dass beispielsweise die Tesla Modelle 3 und Y eine deutlich umfangreichere Grundausstattung bieten, schwächelt der VW ID.3 weiterhin bei der Bedienung. Zwar können sich die Kunden jetzt über „Functions on demand“ und einen „Parkassistent mit Memory-Funktion“ freuen, allerdings werden Eingabebefehle über das 12 Zoll Display immer noch zu langsam umgesetzt. Die Spracheingabe verarbeitet Kommandos ebenfalls eher unzuverlässig und auch wenn die Assistenzsysteme des ID.3 gekonnt im Hintergrund arbeiten: Shortcut-Tasten, zumindest für die Deaktivierung des Spurhalte-Assis, könnten nicht schaden.

Viel ärgerlicher ist aber ein anderer Punkt: Der weltweit, je nach Lesart, größte Autokonzern der Welt schafft es nicht, die Touchslider unter dem Infotainment-Bildschirm zu beleuchten. Jede nur erdenklichen Position innerhalb des VW-Konzerns, vom Reinigungspersonal bis hin zum Top-Management, kennt die Problematik, doch neue Bedienelemente sind erst ab 2024 lieferbar. Es folgt daraus ein weiteres „Upgrade“ im kommenden Jahr. Auszuschließen ist nicht, dass dann auch die unsäglichen Touchfelder auf dem Lenkrad gegen jene (alten) Knöpfe aus dem (neuen) Passat und Tiguan ausgetauscht werden. Ob man sich derweil im Modelllebenszyklus des ID.3 noch Gedanken über vier physische Tasten für die Fensterheber macht – ungewiss.

 Fahrdynamisch gibt es kaum etwas zu meckern. Insbesondere mit dem optionalen Adaptivfahrwerk wird trotz 20 Zöller sorgsam gefedert. Das Fahrwerk per Fingerzeig härter gestellt und der ID.3 ist bereit für sportive Fahreinlagen. Fahrdynamisch gibt es kaum etwas zu meckern. Insbesondere mit dem optionalen Adaptivfahrwerk wird trotz 20 Zöller sorgsam gefedert. Das Fahrwerk per Fingerzeig härter gestellt und der ID.3 ist bereit für sportive Fahreinlagen.

Wie fährt sich das ID.3 Facelift?

Knapp fällt derweil das Fahrkapitel aus. Denn technisch ändert sich am ID.3 durch das Facelift nichts. Die Pro-Variante (Stromverbrauch kombiniert: 14,9 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km; elektrische Reichweite: bis zu 435 km)² fährt weiterhin mit einer bis zu 150 kW/204 PS starken permanenterregten Synchronmaschine an der Hinterachse vor, die ihren Strom aus einer netto 58 kWh großen Lithium-Ionen-Batterie im Fahrzeugboden zieht. Antritt und Leistungsentfaltung geben keinen Anlass zur Kritik - der ID.3 Pro fährt, wie ein E-Auto im Bestfall fahren soll: Immerzu geschmeidig und äußerst leise.

Gefällig abgestimmt sind Fahrwerk und Lenkung, wobei es das optionale Adaptivfahrwerk (DCC) selbst auf schlechten Asphaltpisten und mit den aufgezogenen 20 Zöllern schafft, ein sehr angenehmes Komfortniveau zu halten. Kurven können mit der richtigen DCC-Einstellung auch sportlicher angegangen werden, im Parkhaus gefällt der kleine Wendekreis von gerade einmal 10,2 Metern. Gebremst wird je nach Gusto mittels der mechanischen Bremse oder der Rekuperationsfunktion (Fahrstufe "B"), echtes One-Pedal-Driving ist aber weiterhin nicht möglich. In Sachen Verbrauch zeigt sich der Volkswagen-Stromer ebenfalls genügsam. Den ID.3 gemäß Bordcomputer zwischen 15 und 20 kWh je 100 Kilometer zu bewegen ist während spätsommerlicher Witterungsverhältnisse kein Problem, die Batterie reicht so im Drittelmix für rund 300 Kilometer, wenn der Akku zu 100 Prozent geladen ist. Auf der Autobahn reduziert sich die Reichweite auf gut 225 Kilometer.

Die maximale Ladeleistung beträgt indes bis zu 135 kW, allerdings erzielten wir unterhalb eines Ladestands von 20 Prozent eher zwischen 70 und maximal 98 kW, manchmal auch nur 40 kW. Unabhängig davon ob wir an der Autobahn (Ionity) oder innerorts (EnBW) am DC-Schnelllader hingen. Seit dem Software-Stand 3.1 beherrschen alle VW-E-Autos übrigens Plug & Charge, im Auto können also für Ladevorgänge gültige Zahlungsinformationen hinterlegt werden - der Stromer startet den Ladevorgang mit dem Anstecken des Kabels automatisch.

 Bei der Ladeleistung ist der ID.3 mittlerweile nur noch Mittelmaß. Zwar verspricht man für das 58 kWh-Akkupack bis zu 135 kW am DC-Lader, in echt sind es aber eher zwischen 70 und 98 kW. Bei der Ladeleistung ist der ID.3 mittlerweile nur noch Mittelmaß. Zwar verspricht man für das 58 kWh-Akkupack bis zu 135 kW am DC-Lader, in echt sind es aber eher zwischen 70 und 98 kW.

Fazit

Der VW ID.3 gefällt nach dem Mini-Facelift als dezent aufgewerteter Alltagsbegleiter, dem man fahrdynamisch kaum eine Schwäche vorwerfen kann. Für das angedachte Einsatzgebiet dürften sogar Reichweite und Ladegeschwindigkeit ausreichend sein. Auf der anderen Seite hat Volkswagen die Chance vertan, schon beim ersten Nachbesserungsversuch auf wirklich alle eklatanten Kritikpunkte zu reagieren. Die Bedienhard- und software sorgt weiterhin für Verdruss, beleuchtete Touchslider kommen erst 2024 und dann hoffentlich auch gleich ein Lenkrad mit echten Tasten. Insgesamt betrachtet ist der ID.3 außerdem zu teuer. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)

Technische Daten VW ID.3 Pro 150 kW


Modell VW ID.3 Pro 150 kW
Motor 1x Elektromotor
Antrieb Hinterrad, 1-Gang-Reduktion
Max. Systemleistung 150 kW (204 PS)
Dauerleistung (30-Minuten-Leistung) 70 kW (95 PS)
Max. Systemdrehmoment 310 Nm
Batterie 58,0 kWh Lithium-Ionen (netto)
Batterieheizung Ja, Serie
Wärmepumpe Ja, optional
Max. Ladeleistung AC/DC 11 kW/135 kW
Stromverbrauch kombiniert (WLTP) 14,9 kWh/100 km²
Testverbrauch gemäß Bordcomputer 18,6 kWh/100 km
CO2-Emissionen kombiniert 0 g/km²
Reichweite nach WLTP bis zu 435 km (552 km EAER-City)²
Im Test gemessene Reichweite bis zu 300 km
Beschleunigung (0–100 km/h) 7,4 s
Höchstgeschwindigkeit 160 km/h
Abmessungen (L/B/H) 4,26 m/1,81 m/1,56 m
Leergewicht ca. 1.821 kg
Kofferraumvolumen 385-1.267 l
Grundpreis VW ID.3 Pro ab 39.995 Euro

Wollen Sie jetzt durchstarten?

Alle Artikel

vw-touareg-v6-tsi-2024-titelbild

Test VW Touareg 3.0 V6 TSI: Endlich ein hoher Phaeton?

Testberichte · Volkswagen
USO 8873

Erster Test VW Amarok 2.0 TDI: Mit der Basis ins Gelände

Testberichte · Volkswagen
vw-id7-test-2024-titelbild

Erster Test VW ID.7 Pro: Ein Gamechanger für Volkswagen

Testberichte · Volkswagen
Mehr anzeigen