Der Porsche Taycan Turbo GT Weissach im Überblick
- Bis zu 760 kW / 1.034 PS
- 2,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h
- Vollschalensitze, aber keine Rückbank
- Weissach-Paket bringt bis zu 220 kg Downforce
- Nordschleife-Rekord: 7:07,55 Minuten
- Grundpreis (Deutschland) ab 241.100 Euro
Lohnt sich der Porsche Taycan Turbo GT mit Weissach-Paket?
Der Porsche Taycan Turbo GT mit Weissach-Paket zeigt auf eindrucksvolle Weise, was derzeit beim Thema Elektrotechnik „Made in Germany“ machbar ist. Ob es nun eine kurzzeitige Maximalleistung von 760 kW wirklich braucht, sei dahingestellt. Das motorradartige Überholvermögen des Turbo GT bleibt allerdings im Gedächtnis. Jetzt zum vollständigen Testurteil.
Inhalt
Was ist das? | Fahreindruck | Ausstattung | Laden & Reichweite | Fazit | Technische Daten
Was ist das?
Der Porsche Taycan Turbo GT mit Weissach-Paket in „pupleskymetallic“ lässt selbst eingeschworene Autoenthusiasten mit Benzin im Blut dahinschmelzen. Schieben wir doch die ewig Fehde zwischen Elektrojüngern und Verbrennerfahrern für einen Moment beiseite und werfen einen Blick auf das rohe Zahlenwerk:
Die Overboost-Funktion weckt im Turbo GT während der Launch-Control bis zu 760 kW / 1.034 PS (im Normalbetrieb bis zu 580 kW / 789 PS) und 1.240 Nm Drehmoment. Von null auf 100 km/h eilt die 4,97 Meter lange Limousine in irrwitzigen 2,2 Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit wird werksseitig mit 305 km/h angegeben.
Fahreindruck: Auf Messers Schneide
Zwischen den Zeilen ist da aber noch ein bisschen mehr. Etwa die Erkenntnis, dass einem nach Nutzung der besagten Launch-Control das zuvor genossene Lunch (nicht verwechseln) schnell wieder in Erinnerung gerufen wird. Anfangs wirken die G-Kräfte gar nicht so extrem, doch wenn sich bei anschließender Normalfahrt die Organe wieder an ihren Ursprungsort zurückbewegen, weiß man schon, was da gerade gelaufen ist.
Das Tolle an der schieren Beschleunigungswut des Taycan Turbo GT ist, dass er (anders als etwa ein Dodge Challenger SRT Hellcat Redeye) nicht nur auf der Geraden glänzt. Trotz seiner rund 2,3 Tonnen ist der Weissach-Stromer ein Kurvenkünstler par excellence. Wie ein präzises Skalpell schneidet er, eine kundige Hand vorausgesetzt, durch enge Kehren. Das liegt nicht nur an der ultrapräzisen Lenkung, sondern auch am ausgefallenen Fahrwerk, das nicht nur luftgefedert ist, sondern die einwirkenden Fliehkräfte auf die Karosserie aktiv ausgleichen kann.
Ausstattung: Zwischen Rundenrekord und Alltag
Es kommt ja nicht von ungefähr, dass eben dieser Porsche mit 7:07,55 Minuten das derzeit schnellste Serien-Elektroauto auf der Nürburgring-Nordschleife ist. Dem bisherigen Spitzenreiter, dem Tesla Model S Plaid, nahm der Schwabe glatt 18 (!) Sekunden ab. Wir wollen es glauben, ohne auch nur daran denken zu müssen, auf so einer Rekordfahrt neben Werksfahrer Lars Kern Platz nehmen zu müssen.
Für all die optischen und fahrdynamischen Qualitäten (bis zu 220 Kilogramm Abtrieb durch den Heckflügel, Front- und Heckdiffusoren sowie weitere Anpassungen am Unterboden), die das preisneutrale Weissach-Paket mit sich bringt, müssen allerdings Einbußen im Alltag akzeptiert werden. Die Rücksitze fliegen raus, die eng anliegenden CfK-Vollschalensitze sind alternativlos und wer dann volles Lottchen im sogenannten „Attack-Modus“ unterwegs sein will, nimmt in Kauf, bei über 30 Grad ohne Klimaanlage unterwegs zu sein. Schließlich will das netto 97 kWh große Batteriepaket beim Zeitenjagen ordentlich gekühlt werden.
Laden & Reichweite: Von der schnellen Truppe
Geht der Strom zur Neige, sollen an geeigneten DC-Ladestationen bis zu 320 kW durch die Leitungen fließen – geschafft haben wir im Testzeitraum allerdings „nur“ 280 kW. Während die Null-auf-200-km/h-Marke nach nur 6,4 Sekunden fällt, steht man am Schnelllader von 10 auf 80 Prozent kaum 20 Minuten. Auch hier ist der Taycan Turbo GT also von der schnellen Truppe.
Ähnlich flott leert sich dann der Lithium-Ionen-Akku aber auch wieder. Wer den Porsche Taycan Turbo GT artgerecht bewegt, darf sich über Verbräuche jenseits der 35 kWh auf 100 Kilometer nicht wundern. Die Reichweite sinkt so auf deutlich unter 300 Kilometer. Nicht zu verachten ist zudem der Einstandspreis: Für die Vollstrom-Gaudi hätten sie in Stuttgart-Zuffenhausen gerne 241.100 Euro – plus Kleingeld für die Sonderausstattung.
Fazit
Der Porsche Taycan Turbo GT mit Weissach-Paket zeigt auf eindrucksvolle Weise, was derzeit beim Thema Elektrotechnik „Made in Germany“ machbar ist. Ob es nun eine kurzzeitige Maximalleistung von 760 kW wirklich braucht, sei dahingestellt. Das motorradartige Überholvermögen des Turbo GT bleibt allerdings im Gedächtnis. Auch an der Ladesäule gibt sich der Porsche nicht geschlagen – wohl aber bei den langfristigen Emotionen. Denn was bleibt nach den ersten Wochen, nachdem man jedem gezeigt hat, wie sehr sich Organe im Bauchraum in die letzte Ecke verkrümeln können? Vielleicht nimmt man doch besser den gleichteuren Turbo GT ohne Weissach-Paket. Dann können nach der Anfangsphase immerhin die Jüngsten flugs in den Kindergarten oder die Schule teleportiert werden. (Text: Thomas Vogelhuber | Bilder: Hersteller)
Technische Daten
Modell | Porsche Taycan Turbo GT mit Weissach-Paket |
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Motor | Zwei permanent erregte Synchronmaschinen (PSM) |
Leistung (Overboost) | 760 kW / 1.034 PS |
Drehmoment (Overboost) | 1.240 Nm |
Antrieb | Allradantrieb mit Zweigang-Getriebe an der Hinterachse |
Batterie (netto/brutto) | 97,0 kWh / 105,0 kWh Lithium-Ionen |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 24,6–20,7 kWh/100 km |
CO₂-Emissionen kombiniert (WLTP) | 0 g/km |
CO₂-Klasse | A |
Reichweite (WLTP) | 528–554 km |
Ladeleistung | 11 kW AC / bis zu 320 kW DC |
Ladedauer (DC) | 10–80 % in ca. 18 Minuten |
Beschleunigung (0–100 km/h) | 2,2 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 305 km/h |
Abmessungen (L/B/H) | 4.968 mm / 1.998 mm / 1.378 mm |
Radstand | 2.900 mm |
Kofferraumvolumen | 366 l (nur vorderer Kofferraum, da Rücksitze entfallen) |
Leergewicht (nach EG) | 2.220 kg |