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Erster Test 911 Dakar: Ein Porsche auf Abwegen

1984 gewann der Porsche Typ 953 die Rallye Paris-Dakar, ab 1989 ging der Allrad im 911 Carrera 4 erstmals in Großserie. Es folgte eine Pause von 35 Jahren, bis Porsche sich traute, einen Offroad-Elfer mit Straßenzulassung anzubieten. Der Porsche 911 Dakar im ersten Test.


Der Porsche 911 (992) Dakar auf einen Blick


Pro

Stärken

  • Hohe Geländetauglichkeit
  • Emotionales Fahrerlebnis
  • Souveräne Antriebsleistung
  • Hochwertige Verarbeitung
Contra

Schwächen

  • Sehr teuer in der Anschaffung
  • Für Geländefahrten unbequeme Vollschalensitze
  • Teils hoher Verbrauch

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Wenn 90 km/h zum Nervenkitzel werden

In einem 911er Porsche 90 km/h zu fahren ist mitunter eine langweilige Angelegenheit. Schließlich ist der Sportwagen seit exakt 60 Jahren dafür da, um auf den Asphaltbändern dieser Welt deutlich schneller unterwegs zu sein. 90 km/h in einem Elfer zu fahren, wenn du weder eine geteerte Straße unter, noch Zivilisation neben dir ausmachen kannst versprüht hingegen eine ordentliche Portion Nervenkitzel. Dann, wenn das Instruktor-Fahrzeug vor dir im Staub der marokkanischen Merzouga Wüste verschwindet, links und rechts neben der Sandpiste kiloschwere Gesteinsbrocken zum reifenschlitzenden Martyrium heranwachsen, spätestens dann fühlt sich der 480 PS starke Porsche 911 Dakar wie zuhause (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 11,3 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 256 g/km)².

Er ist ein Herzensprojekt der Stuttgarter. Eines, das vom Prototypen 911 Safari zur Serienreife mehr als zehn Jahre benötigte. Bereits als 991 hätte es ihn geben können, wenn das Controlling ein positives Signal an den Vorstand gesendet hätte. Ob wir dann allerdings einen Schlechtwege-Elfer in dieser Qualität erlebt hätten, ist zumindest fraglich. Sicher ist hingegen, dass die Fahrzeugbasis, der Porsche 911 der Generation 992, mehr als tauglich ist, um, technisch entsprechend verändert, schwerste Geländepassagen zu bewältigen.

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19,1 Zentimeter Bodenfreiheit – bei einem Porsche 911

Das Liftfahrwerk des Dakar, man bediente sich an der Grundidee der anhebbaren Vorderachse der GT-Fahrzeuge, lässt den Wagen im Normalfall 50, im Hochniveau 80 Millimeter höher liegen als einen Carrera mit Sportfahrwerk. Die daraus resultierende maximale Bodenfreiheit von 19,1 Zentimetern fällt zwar deutlich geringer aus als beim Cayenne (bis zu 24,5 Zentimeter), dafür senkt sich die Karosse erst wieder bei 170 km/h automatisch ab. Ein Rampenwinkel von 16,1 Grad vorne sind mehr als respektabel und die 19 Grad Böschungswinkel sogar vergleichbar mit dem großen SUV-Bruder aus Leipzig. Die trockenen Werte aus dem Datenblatt lassen sich währenddessen am besten begreifen, begibt man sich in entsprechendes Terrain. Fahrspaß garantiert!

Denn im Normalfall bügelst du mit dem 1.605 Kilogramm schweren 911 Dakar recht sorgenfrei durch die unwegsame Prärie. Erreicht die Freiheit nach unten dann doch einmal ihre Grenzen, gibt es massive Edelstahlbleche an Bug und Heck, die schlimmeres verhindern sollen. Unerbittlich knistert, klimpert und schlägt die Außenwelt gegen den Unterboden, das metallische Geräusch klingt wertig, erzeugt ein Gefühl von Unverwüstlichkeit. Neben Schlagzeug hat der Dakar auch Bass in Form des 3,0-Liter-Sechszylinder-Biturbos im Programm. Er ist bekannt aus dem 911 GTS (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 11,4-10,4 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 258-236 g/km)², stemmt neben 480 PS zugleich 570 Nm und ist im Sprech der Wüstenrenner-Idee weit davon entfernt eine Wanderdüne zu sein. Beim Getriebe vertraut Porsche abermals auf das bestens arbeitende Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe (PDK), eine manuelle Getriebeoption gibt es nicht.

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Der langsamste Elfer seit über 30 Jahren

Auf Asphalt erreicht der 911 Dakar in 3,4 Sekunden 100 km/h. Abgeregelt wird, auch wegen der bemerkenswert griffigen Pirelli All Terrains mit neun Millimeter Stollenprofil, bereits bei Tempo 240. Damit ist der Rallye-Porsche der wohl langsamste Serien-Elfer seit über drei Jahrzehnten, aber gleichzeitig auch einer der coolsten. Dass der Spaß in der Wüste zugleich seine Grenzen kennt, zeigen spätestens die festen Bergeösen vorne wie hinten sowie die in den Dünen wartenden Toyota Land Cruiser, die im Zweifel immer noch ein ganzes Stück weiter kommen. Einmal festgefahren helfen Bergeboards oder der klassische Klappspaten; jeweils versehen mit Porsche-Branding und montiert auf dem optionalen Dachkorb. Der Gepäckträger lässt sich gleichermaßen gegen ein Dachzelt tauschen, in dem zwei Erwachsene recht kommod übernachten können.

Obschon es neben dem Rallye- auch einen neuen Offroad-Fahrmodus gibt: Auf zusätzliche mechanische Sperren verzichtet der Dakar. Zum Einsatz kommt der normale Porsche 911 Straßenallrad, der von einer eigenen Adaptierung der Traktions- und Stabilitätskontrolle profitiert. Obendrauf gibt es serienmäßig Torque Vectoring, eine aktive Wankstabilisierung, Allradlenkung und die dynamischen Motorlager vom GT3. Eine, dem Rallye-Gedanken unwürdige, Bergabfahrhilfe ersparte man sich in Zuffenhausen.

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Es muss nicht immer die Vollschale sein

Unwürdig kann zudem das Ein- und Aussteigeprozedere in die serienmäßigen Vollschalensitze ausfallen. Besonders, wenn das Lenkpersonal von größerer Statur ist. Immerhin: Dank Liftfahrwerk gelingt das Schauspiel etwas galanter, da das Gestühl nicht ganz so tief über dem Boden hängt. Als empfehlenswerte Alternative lassen sich adaptive Sportsitze wählen. Aber eigentlich ist dieser Hinweis auch kaum von Belang. Denn alle 2.500 Einheiten des Porsche 911 Dakar sind laut Werk bereits verkauft. Der Einstandspreis lag in Deutschland Anfang 2023 bei schwäbisch abgezählten 222.020 Euro – Tendenz auf dem Gebrauchtwagenmarkt höchstwahrscheinlich steigend.

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Erstes Fazit

Wer schon alles hat, für den muss es neue Welten zu erobern geben. Wieso also nicht mit einem Porsche 911 Dakar samt Dachzelt eine Safari bestreiten? Alternativ lässt sich der eigene Horizont auch auf dem Gipfel einer Düne erweitern. Ob sich diese in Sylt oder Marokko befindet, ist zweitrangig. Der Rallye-Elfer glänzt sowohl auf Asphalt, überrascht aber gleichzeitig abseits befestigter Wege durch Porsche-typische Präzision und Performance. Dass dieses limitierte Offroad-Vergnügen ziemlich teuer ist, liegt dabei in der Natur der Sache. Gegen die teils unbequemen Vollschalensitze kann man sich hingegen mit einem preisneutralen Kreuzchen wehren. (Text: Thomas Vogelhuber | Bilder: Rossen Gargolov/Porsche)

Technische Daten*

  • Modell: Porsche 911 (992) Dakar
  • Motor: Sechszylinder-Benziner, 2.981 ccm
  • Leistung: 480 PS (353 kW) bei 6.500 U/min
  • Drehmoment: 570 Nm zwischen 2.300 und 5.000 U/min
  • Antrieb: Allrad, 8-Gang-PDK
  • Verbrauch kombiniert: 11,3 l/100 km²
  • CO2-Emissionen kombiniert: 256 g/km²
  • Beschleunigung (0–100 km/h): 3,4 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 240 km/h abgeregelt
  • Abmessungen (L/B/H): 4,53 m/1,86 m/1,34 m
  • Gewicht: ca. 1.605 kg
  • Grundpreis: ab 222.020 Euro

*Herstellerangaben

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