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Test MG4 Electric Luxury: Gekommen, um zu bleiben

Viele chinesische Hersteller versuchen aktuell in Europa Fuß zu fassen. Mit gemischtem Erfolg. SAIC als Mutterkonzern von MG scheint es allerdings zu gelingen, sich zu etablieren. Mit einem einfachen Rezept, wie der MG4 Luxury zeigt: Sie bauen günstige Elektroautos, die einfach funktionieren.

Der MG4 Electric Luxury 64 kWh auf einen Blick

  • Elektrischer Kompaktwagen aus China
  • 150 kW/204 PS Heckantrieb
  • Verbrauch zwischen 19 und 21 kWh auf 100 km
  • 64 kWh Batterie gut für bis zu 290 km
  • Gute Ausstattung, solide Verarbeitung
  • Startpreis MG4 Luxury ab 39.312,50 Euro
MG4 Electric Luxury Frontansicht

Markant und kantig präsentiert sich die Front des MG4. Ganz anders als etwa beim Mitbewerber VW ID.3.

MG4 Luxury mit 204 PS und 64-kWh-Batterie bleibt knapp unter der 40.000-Euro-Grenze

Wir sparen uns eine große Einleitung, denn wo andere fernöstliche Autobauer vor allem heiße Luft im Programm haben, baut MG einfach Autos. Seit 16 Jahren schon gehört die Anfang der 2000er insolvent gegangene britische Traditionsmarke zur Shanghai Automotive Industry Corporation (SAIC), seit etwas mehr als zwei Jahren verkauft man wieder Autos in Deutschland. Und das durchaus erfolgreich. Ein Verkaufsschlager ist dabei der seit Ende 2022 erhältliche MG4, welcher auf der hauseigenen Modular Scalable Platform (MSP) steht. Grundlegend gibt es den Kompakten mit zwei verschiedenen Batteriegrößen und in mittlerweile vier verschiedenen Leistungsstufen (mit und ohne Allrad) zu bestellen (MG4-Modellreihe, Stromverbrauch kombiniert: 18,7-16,0 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km; Elektrische Reichweite kombiniert: 350-520 km)².

Den Einstieg markiert ab rund 32.000 Euro der MG4 Standard mit einer brutto 51 kWh großen Lithium-Eisenphosphat-Batterie, die Reichweiten gemäß WLTP bis zu 350 Kilometer ermöglichen soll. Ab 37.000 Euro ist dagegen der MG4 Comfort erhältlich, der auf einen 64 kWh (nutzbar 61,7 kWh) großen Lithium-Nickel-Mangan-Cobalt-Akkumulator mit bis zu 450 WLTP-Kilometern setzt. Soll es dann unter anderem noch die empfehlenswerte Wärmepumpe sein, muss man schon etwas mehr als 39.000 Euro aufwenden, um den von uns getesteten MG4 Luxury (435 WLTP-Kilometer) sein Eigen nennen zu können. Doch warum sollte man zum China-Auto greifen, wenn der in Deutschland gebaute VW ID.3 (als Facelift hier im Test) doch ebenfalls ab 40.000 Euro erhältlich ist? Unter anderem weil der Wolfsburger mit ähnlicher Ausstattung rund 8.400 Euro teurer ist.

MG4 Electric Luxury Heckansicht

Das Heck des MG4 Electric Luxury wird von einem großen Dachkantenspoiler geprägt. Darunter befindet sich eine aufwändige LED-Leuchteneinheit, nur getrennt durch das MG-Logo.

MG hat es nicht nötig, andere Designs zu kopieren

SAIC, die in China sehr eng mit Volkswagen zusammenarbeiten, hat den MG4 mit einer Länge von 4,29 Metern geschickt gegen den ID.3 (4,26 Meter) positioniert. Er übernimmt in groben Zügen das nahezu knopflose Bedienkonzept mit zwei Bildschirmen vom Wolfsburger, setzt ebenfalls auf Hinterradantrieb und hat im Luxury-Trimm gleichermaßen 150 kW/204 PS. Beim Styling geht man dann aber betont andere Wege. Die runden Formen des ID.3 sind konträr zum kantigen Design des MG4, der in seiner Gesamtheit verspielter auftritt als der Volkswagen. Der ausladende Dachkantenspoiler und die auffallende Lichtgrafik des Heckleuchtenbands – unverkennbare Merkmale einer selbstbewussten Marke, die es nicht nötig hat, andere Designs zu kopieren.

Auch bei der Verarbeitungsqualität im Innenraum scheint die Lernkurve bei chinesischen Autobauern mittlerweile steil zu sein. Bis auf das hin und wieder knarzende Armaturenbrett und sehr kratzempfindliche Kunststoffoberflächen haben wir qualitativ nichts auszusetzen. Für ein Auto aus Fernost überzeugte uns sogar die Sitzposition, die bei vielen anderen asiatischen Fahrzeugen meist zu hoch ausfällt. Das Gestühl an sich ist bequem und bietet auch ausreichend viel Seitenhalt. Platz in der ersten Reihe ist mehr als genug vorhanden, hinten geht es typisch Kompaktwagen etwas beengter zu. Der Kofferraum fasst 350 bis 1.165 Liter – einen Frunk gibt es nicht. Als wirklich störend empfanden wir im Innenraum lediglich das herausragende Fach unterhalb des Infotainment-Bildschirms, das den Bewegungsraum der Kniee stark einschränkt.

MG4 Electric Luxury Cockpit

Der Innenraum des MG4 Electric ist betont schlicht eingerichtet. Neben dem Fahrerdisplay gibt es einen Infotainment-Touchscreen, über den die wesentlichen Fahrzeugfunktionen gesteuert werden.

Kleinteiliges Infotainment-System mit Übersetzungsfehlern

Überdies hätte sich MG die optionale Smartphone-Ladeschale auch sparen können, denn das Telefon verrutscht spätestens nach der ersten Kurve und fällt im schlimmsten Fall in den Fußraum des Fahrers. Feinkritik auch am Bediensystem. Wie erwähnt, hat man sich dabei ganz offensichtlich am ID.3 orientiert, wobei die Menülandschaft teils krude übersetzt wurde und die Schriften viel zu klein dargestellt werden. Zudem verliert sich das System in allerlei Untiefen und reagiert mindestens so verzögert wie die Software des Wolfsburgers.

Gefallen hat uns allerdings das herunterziehbare Klima-Menü im 10,25 Zoll großen Touchscreen und auch der 7 Zoll Fahrerbildschirm (beide nicht entspiegelt) zeigt seine Informationen klar und verständlich an. Zeitnah sollte allerdings die Integration von Apple CarPlay und Android Auto kabellos erfolgen können. Vor allem, weil der zum Anschluss benötigte USB-Steckplatz in der Dunkelheit kaum zu finden ist. Hier sei erwähnt, dass die Innenraumbeleuchtung noch aus klassischen Glühbirnen besteht. Dafür bietet der MG serienmäßig eine V2L-Funktion (Vehicle to Load) und eine Batterieheizung.

MG4 Electric Luxury Rücksitze

Typisch Kompaktklasse geht es in der zweiten Reihe deutlich beengter zu als vorne. Pluspunkt für die Bewegungsfreiheit ist der kaum vorhandene Mitteltunnel.

Der MG4 fährt sich souverän, aber die Assistenten kosten Nerven

Von der Statik zur Fahrdynamik. Will man auch hier einen Vergleich zum ID.3 ziehen, so federt der MG4 im Vergleich deutlich verbindlicher, wird dadurch aber nicht unkomfortabel. Der 204 PS starke Heckantrieb macht derweil einen wachen Eindruck und beschleunigt den rund 1,7 Tonnen schweren Kompakten in knapp acht Sekunden auf Tempo 100. Abgeregelt wird bei 160 km/h, andere Modellvarianten des MG4 dürfen auch bis zu 200 km/h schnell fahren. Etwas nervig sind hin und wieder die unnötigen Eingriffe des Not- und Spurhalteassistenten, außerdem arbeitet die Schildererkennung eher nach dem Zufallsprinzip.

MG4 Electric Luxury Seite Räder

"Fizzy Orange" heißt die Lackierung unseres Testwagens. Den MG4 Electric gibt es aber natürlich auch in dezenteren Farben. Die schwarzen Kontraste erzeugen ein sportives Gesamtbild.

Starke Vorstellung an der Ladesäule

Ambitioniert bewegt suggeriert der MG zunächst mehr Sportlichkeit als der Volkswagen, doch merkt man in der Kehre schnell, dass es der Karosserie an Steifigkeit fehlt. Zudem wankt der Aufbau merklich und die an sich passable Lenkung ist mit zu wenig Gefühl beseelt. Gestört hat uns zudem die teigige Bremse mit ihrem ungenauen Bremspunkt. Die Rekuperation lässt sich über das zentrale Display von schwach bis stark beziehungsweise adaptiv einstellen, echtes One-Pedal-Driving bis zum Stillstand ist nicht möglich.

Das allerdings soll die Alltagstauglichkeit des MG4 Luxury nicht schmälern, denn an anderer Stelle punktet er mit Überland-Verbräuchen zwischen 19 und 21 kWh auf 100 Kilometer gemäß Bordcomputer. Wenngleich wir an geeigneten DC-Ladesäulen in der Regel mit bis zu 120 kW (von versprochenen 135 kW) laden konnten, AC-Ladevorgänge gelingen maximal mit 11 kW. Erstaunt hat uns bei mehreren Ladestopps an mindestens 150 kW starken Ladesäulen allerdings, wie lange der MG mehr als 100 kW Ladeleistung halten kann. In aller Regel reichten so knapp 20 Minuten, um mehr als 200 Kilometer Reichweite nachzuladen. Für die Fahrzeug- und Preisklasse sehr ordentlich. War der Akku während unserer Testfahrten mindestens zu 80 Prozent geladen, lag die Reichweite des MG4 Luxury bei rund 230 Kilometern. Konnte der Wagen über Nacht auf 100 Prozent geladen werden, waren auch bis zu 290 Kilometer drin.

MG4 Electric Luxury Seitenansicht

In der Länge misst der MG4 Electric mit 4,29 Metern etwas mehr als der VW ID.3 (4,26 Meter). In den Kofferraum des Chinesen passen zwischen 350 bis 1.165 Liter, die Anhängelast beträgt immerhin 500 Kilogramm.

Fazit

Der MG4 Electric konkurriert direkt mit dem Volkswagen ID.3, aber auch mit dem Renault Mégane E-Tech und begegnet ihnen mindestens auf Augenhöhe. Gefallen hat uns unter anderem der niedrige Verbrauch, die lang anhaltende starke Ladeleistung und natürlich das Preis-Leistungs-Verhältnis. Nachbesserungsbedarf besteht vor allem bei den fehleranfälligen Assistenzsystemen, aber auch beim kleinteiligen Infotainment-System. Dennoch ist der MG4 Luxury mit der 64-kWh-Batterie eine Bereicherung in der elektrischen Kompaktklasse und erhält von uns eine klare Kauf- beziehungsweise Leasingempfehlung. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)

Technische Daten MG4 Luxury 64 kWh


Modell MG4 Luxury 64 kWh
Motor 1x Elektromotor
Antrieb Hinterrad, 1-Gang-Reduktion
Max. Systemleistung 150 kW (204 PS)
Dauerleistung (30-Minuten-Leistung) k. A.
Max. Systemdrehmoment 250 Nm
Batterie 61,7 kWh Lithium-Ionen (netto)
Batterieheizung Ja, Serie
Wärmepumpe Ja, optional ab Ausstattung Luxury
Bidirektionales Laden (V2X) Vehicle-to-Load mit 2,2 kW Serie
Max. Ladeleistung AC/DC 11 kW/135 kW
Stromverbrauch kombiniert (WLTP) 16,6 kWh/100 km²
Testverbrauch gemäß Bordcomputer 19-21 kWh/100 km
CO2-Emissionen kombiniert 0 g/km²
Reichweite nach WLTP bis zu 435 km (577 km EAER-City)²
Im Test gemessene Reichweite bis zu 300 km
Beschleunigung (0–100 km/h) 7,9 s
Höchstgeschwindigkeit 160 km/h
Abmessungen (L/B/H) 4,29 m/1,84 m/1,51 m
Leergewicht ca. 1.750 kg
Anhängelast 500 kg
Kofferraumvolumen 350 bis 1.165 l
Grundpreis MG4 Electric ab 32.312,50 Euro

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