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Erster Test Genesis G90: Echte Gefahr für Mercedes und BMW?

Die Jagd auf die Platzhirschen Mercedes und BMW ist eröffnet. Mit dem G90 schickt nun auch Genesis, die Edel-Tochter des Hyundai-Konzerns, seinen Luxusliner ins Rennen. Kann die S(üdkorea)-Klasse überzeugen? Erster Test in der koreanischen Heimat des G90.

Der Genesis G90 auf einen Blick

  • Oberklasse-Limousine mit Luxus-Design und -Ausstattung
  • Sechszylinder mit 380 PS, 530 Nm Drehmoment
  • Hinterachslenkung und Luftfederung serienmäßig
  • Startpreis (geschätzt) ab 100.000 Euro

 Luxus triff auf Eleganz. Zwar ist der Genesis G90 weit entfernt von einem Kleinwagen. Den Protz anderer Luxuskarossen verkneift er sich aber. Luxus triff auf Eleganz. Zwar ist der Genesis G90 weit entfernt von einem Kleinwagen. Den Protz anderer Luxuskarossen verkneift er sich aber.

Genesis G90 - Geburt einer neuen Luxusmarke

Mit der sprichwörtlichen asiatischen Bescheidenheit hat die Namensgebung nur wenig zu tun. Genesis – das bedeutet nichts weniger als der Ursprung, die Schöpfungsgeschichte. Ausgerechnet dieses Prädikat hat die Hyundai Motor Company anno 2015 ihrer brandneuen Luxus-Tochter bei der Geburt mitgegeben. Und damit auch schon einen hohen Anspruch formuliert. Verwunderlich ist das kaum. Denn, wer in der Firmengeschichte der Südkoreaner kramt, findet schon in den Siebzigerjahren äußerst ehrgeizige Pläne.

Damals war das Unternehmen aus Seoul zwar noch ein reiner Auftragsfertiger, der Mitsubishi-Autos unter anderer Flagge herstellte. Aber schon damals hatte die Chef-Etage einen ausgeprägten Drang zu Höherem. Sie reiste nach Italien und beauftragte dort niemand Geringeren als den späteren Design-Papst Giorgetto Giugiaro mit dem Entwurf eines Sportwagens. Das Hyundai Pony Coupé sorgte weltweit für Furore, wurde aber nie in Serie gebaut. Das war 1974. Heute ist die Hyundai Motor Company zum drittgrößten Autohersteller der Welt aufgestiegen, gleich hinter Toyota und Volkswagen. Und jetzt soll Genesis in den Premiumsektor vordringen. Ausgerechnet in die Domäne der Deutschen. Viele haben sich daran versucht. Infiniti, Lexus – alle sind (zumindest hierzulande)gescheitert.

 Aufgeräumter Arbeitsplatz: Der Genesis G90 übernimmt das Cockpit aus anderen Hyundai-Modellen - aufgewertet um viel Leder und Aluminium. Aufgeräumter Arbeitsplatz: Der Genesis G90 übernimmt das Cockpit aus anderen Hyundai-Modellen - aufgewertet um viel Leder und Aluminium.

Mit Tempo an die Spitze

Der neue Anlauf aus Südkorea gleicht einem Sprint: Gerade mal sieben Jahre alt, schon acht Modelle auf der Straße – und bald eine Million verkaufter Genesis-Fahrzeuge. In Deutschland gibt es bereits drei SUV, dazu den 3er-Konkurrent G70 als Limousine und Shooting Brake sowie den Genesis G80 (Stromverbrauch kombiniert: 19,1 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km; elektrische Reichweite: bis zu 466 km)². Schon in den Startlöchern steht derweil das Flaggschiff G90 (Fahrzeug steht noch nicht zum Verkauf, Homologation ausstehend)².

Eine mondäne Luxus-Limousine, die fest zum Straßenbild von Seoul gehört, so wie damals die legendären Lincoln Town Cars an der New Yorker Wall Street. Das Dickschiff gibt es in Südkorea sogar als Langversion. Wer den umgerechnet knapp 120.000 Euro teuren Luxusliner erwirbt, der wird automatisch in die Genesis-Lounge im renommierten 5-Sterne-Hotel „The Schilla“ aufgenommen und hat dort exklusiven Zugang für sich, die Familie oder Geschäftsfreunde.

 Platz ohne Ende! Die Langversion des G90 bietet einen Radstand von 3,37 Meter. Platz genommen wird in vollklimatisierten Sitzen mit Massagefunktion. Platz ohne Ende! Die Langversion des G90 bietet einen Radstand von 3,37 Meter. Platz genommen wird in vollklimatisierten Sitzen mit Massagefunktion.

Beim Radstand schlägt der G90 sogar die S-Klasse

Ob die Langversion den Sprung nach Deutschland schafft, das steht noch in den Sternen. Dass der kurze G90 kommt, der aber auch schon 5,28 Meter misst, gilt als sicher. Gerüchteweise soll das entsprechende Europa-Debüt auf dem diesjährigen Festival of Speed in Goodwood lanciert werden. Die Koreaner sind ambitioniert und selbstbewusst gleichzeitig. Aber erfüllt die S(üdkorea)-Klasse auch höchste Ansprüche? Wir testen den G90 auf den Straßen seiner Heimat. Und zwar als Chauffeur – und auf dem Chefsessel auf der Rückbank. Platz bietet der G90 vorne und hinten mehr als ausreichend. Kein Wunder, der Radstand liegt bei 3,18 Metern, in der Langversion kommen noch mal 19 Zentimeter (!) dazu. Damit liegen die Südkoreaner über den Werten von Mercedes S-Klasse (3,11 m) und nahe beim 7er BMW (3,21 m). Quasi auf Augenhöhe.

Hinten rechts sitzt traditionell derjenige, der sich vorne links einen Chauffeur leisten kann. Der Chefsessel weist die standesgemäße Ausstattung mit Massagefunktion, Kuschelkissen und automatisch ausfahrender Fußablage auf. Über einen eigenen 8-Zoll-Bildschirm in der Mittekonsole lassen sich solch lebenswichtige Funktionen wie Klima oder die Hi-Fi-Bordanlage von Bang & Olufsen mit ihren 23 Lautsprechern und 1.700 Watt Gesamtleistung steuern. Im Flieger wäre das Business-Klasse. Mindestens! In der G90-Langversion kratzt man wegen des nochmals besseren Platzangebots an der First. Eingekuschelt, hochgelegt, lärmgedämmt schwebt man im G90. Völlig losgelöst von der Erde.

 Echte Knöpfe und Schalter haben im G90 noch nicht ausgedient. Das Gros der Bedienung läuft aber auch für die Fondpassagiere über einen Bildschirm. Echte Knöpfe und Schalter haben im G90 noch nicht ausgedient. Das Gros der Bedienung läuft aber auch für die Fondpassagiere über einen Bildschirm.

Genesis G90: Luxus ist das Gegenteil von Vulgarität

Doch das böse Erwachen kommt schneller als einem lieb ist. Schließlich will der Luxus-Kreuzer aus dem Fernen Osten ja auch fahraktiv getestet werden. Deshalb Sesselwechsel. Und die Füße an die Pedale. Im Unterschied zu Mercedes und BMW ist die Bildschirmlandschaft übersichtlich. Kein Hyperscreen im Kino-Weitwinkel-Format. Ganz einfach zwei 12,3 Zöller, perfekt eingepasst ins Armaturenbrett. Dazu viel Leder, Chrom, Holz. Klassisch schön – aber modern interpretiert mit vielen hellen Farben – und vor allem extrem aufgeräumt.

The beauty of white space. Die Schönheit des weißen Raumes. So lautet die Philosophie, die SangYup Lee verfolgt, der Chef des Hyundai und Genesis Global Design Centers in Seoul. „Genesis ist eine Design-Marke, Genesis ist Design und Design ist Genesis“, sagt er. Und dann zitiert er Coco Chanel: „Some people think luxury is the opposite of poverty. It is not. It is the opposite of vulgarity.“ Manche Menschen glauben Luxus ist das Gegenteil von Armut. Ist es nicht. Luxus ist das Gegenteil von Vulgarität.

 Fahrwerkstechnisch ist der Genesis G90 auf der Höhe der Zeit. Die Luftfederung ist Serie, optional gibt es eine Hinterachslenkung. Ein Kurvendynamiker wird der Luxusliner dadurch aber nicht. Fahrwerkstechnisch ist der Genesis G90 auf der Höhe der Zeit. Die Luftfederung ist Serie, optional gibt es eine Hinterachslenkung. Ein Kurvendynamiker wird der Luxusliner dadurch aber nicht.

Luftfederung serienmäßig, Hinterachslenkung verkleinert Wendekreis

Aber was ist schon Luxus, wenn er nicht bewegt? Vor allem bei einem Auto. Eines ist schnell klar. Vulgär ist man mit dem 3,5 Liter großen V6-Turbobenziner nicht unterwegs, der den Achtzylinder der ersten Generation ersetzt. Das Triebwerk hat zwar 380 PS und 530 Nm Drehmoment. Das reicht für eine standesgemäße Fortbewegung. Emotional ist allerdings etwas anderes – aber braucht es das bei einem Luxus-Liner wie dem Genesis G90 überhaupt?

Wir wünschen uns zwar reflexartig und typisch Deutsch gleich etwas mehr Durchzug als wir durch die Hügellandschaft außerhalb von Seoul düsen. Aber eigentlich braucht es (auch wegen der anhaltenden Geschwindigkeitsbegrenzungen) nicht mehr Power. Technisch ist der G90 hier standesgemäß ausgestattet. Mit einer Mehrkammer-Luftfederung zum Beispiel, die für europäische Verhältnisse zu wenig knackig ist. Dafür aber ziemlich komfortabel. Und mit einer Hinterachslenkung, die aus dem Dickschiff zwar keinen Kurvenräuber macht, aber für ordentliche Wendigkeit im Stadtverkehr sorgt.

 Der Genesis G90 zeigt eine kraftvolle Seitenlinie. Nicht ganz so kraftvoll geht es mit maximal 380 PS unter der Haube zu. Der Genesis G90 zeigt eine kraftvolle Seitenlinie. Nicht ganz so kraftvoll geht es mit maximal 380 PS unter der Haube zu.

Fazit

Die S-Klasse von Mercedes mag teilweise luxuriöser sein als der G90. Und bei der Fahrdynamik trumpft der neue 7er BMW unzweifelhaft ganz groß auf. Aber die Unterschiede sind nicht mehr groß. Vor allem, wenn man sich die Preise ansieht. Da bietet Genesis für viel weniger Geld mindestens genauso viel Auto. Und beim Design schlagen die Südkoreaner die beiden deutschen Premiumhersteller – rein subjektiv – sowieso um Längen. Ob deshalb gleich eine Götterdämmerung ansteht für BMW, Mercedes & Co – daran darf man zweifeln. Aber genauso wie an der Unsterblichkeit der deutschen Premiummarken. (Text: Rudolf Bögel | Bilder: Hersteller)

Technische Daten*

Modell Genesis G90 Limousine
Motor Sechszylinder-Benziner, 3.470 ccm³
Leistung 279 kW (380 PS) bei 5.800 U/min
Drehmoment 530 Nm bei 1.800 U/min
Antrieb 8-Gang-Automatik, Allrad
Verbrauch kombiniert 10,8 l/100 km (Wert aus Korea)
Beschleunigung (0–100 km/h) 5,8 s
Höchstgeschwindigkeit 250 km/h
Abmessungen (L/B/H) 5,28 m/1,93 m/ 1,49 m
Radstand 3,18 m
Leergewicht k.A.
Kofferraumvolumen k.A.
Grundpreis kurzer/langer Radstand umgerechnet (Südkorea) ab circa 65.000 Euro/ ab circa 120.000 Euro

*Herstellerangaben

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