Test Chevrolet Corvette C8 E-Ray (2025): T-Hybrid, wer?

Chevrolet bringt mit der C8 E-Ray die erste elektrifizierte und allradgetriebene Corvette nach Europa. Im ersten Test beeindruckt sie mit 644 PS Systemleistung und spürbar verbesserter Fahrdynamik. Ist die Vette damit besser als ein 911 GTS T-Hybrid?

Die Chevrolet Corvette C8 E-Ray auf einen Blick

  • Erste elektrifizierte Corvette mit Allradantrieb
  • 6,2-Liter-V8 plus 119-kW-Elektromotor
  • 644 PS Systemleistung, 732 Nm Drehmoment
  • 0–100 km/h in 3,1 Sekunden, Spitze 291 km/h
  • Grundpreis: ab 169.900 Euro

Inhaltsverzeichnis

Einführung | Antrieb & Technik | Fahreindruck | Bedienung & Infotainment | Fazit | Technische Daten

Chevrolet Corvette C8 E-Ray - Front

Einführung: Ein bisschen elektrisch

Gemeinhin wird den Amerikanern eine gewisse Innovationsverweigerung vorgeworfen, wenn es um das Automobil geht: große V8-Motoren, ein bisschen Hybrid, aber bitte kein Elektro. Erst kürzlich hat der US-Senat das Verbrenner-Aus für das Jahr 2035 in Kalifornien gekippt, und in den Südstaaten dürfte ein Einmachglas mit besonders hochprozentigem Moonshine aufgeschraubt worden sein, als Stellantis die Rückkehr des HEMI und der Submarke SRT bekanntgab.

Chevrolet auf der anderen Wettbewerberseite versucht derweil, etwas bewusster mit der Zeit zu gehen. Nicht nur mit dem Cadillac Lyriq will man einen anderen Kundenkreis (auch in Europa) erschließen - selbst die Corvette wird zunehmend elektrifiziert. Gefahren sind wir im Rahmen einer Veranstaltung zum German Car of the Year (#GCOTY) Award die neue C8 E-Ray, die äußerlich im breiten Z06-Trimm daherkommt. Sie ist nicht nur die erste elektrifizierte Corvette überhaupt, sondern auch die erste Vette mit Allradantrieb.

Chevrolet Corvette C8 E-Ray - Motor

Antrieb und Technik: Viel hilft viel

Da kommen also gleich zwei Stilbrüche in einem Satz zusammen, die im echten Leben aber erstaunlich gut miteinander harmonieren. Beim ersten Test zur Corvette C8 erschien uns der Mittelmotor-Sportwagen (auch so ein Stilbruch im Vergleich zu den Vorgängern) etwas gar nervös, fuhr sich etwas grob und war zumindest für unser Gespür keine echte Konkurrenz zu einem Porsche 911. Das hat sich geändert.

Was haben sie in Stuttgart für einen Aufwand mit der Elektrifizierung ihrer Ikone betrieben. Lange - zu lange - hat man sich geziert, den ersten Schritt zu wagen. Am Ende kam ein höchst komplizierter Antrieb dabei heraus. Dieser funktioniert im GTS als T-Hybrid auch sehr gut, keine Frage. Dennoch ist er nicht ganz so aufregend wie das, was wir in der Corvette E-Ray erfahren durften. Ja, da kommt jetzt ein wenig der V8-Fan durch - aber ähnlich wie beim Porsche 918 Spyder (also ein klein bisschen), darf die Kombination aus einem großvolumigen Saugmotor mit einem potenten E-Antrieb als durchaus ideal angesehen werden.

Im Falle der Chevrolet Corvette E-Ray wird ein 354 kW / 482 PS starker 6,2-Liter-Crossplane-LT2-V8 mit einem an der Vorderachse montierten 119 kW / 162 PS und 165 Nm starken Elektromotor kombiniert. Die Energie liefert derweil eine im Mitteltunnel platzierte 1,9-kWh-Lithium-Ionen-Batterie. Insgesamt ist die zusätzliche E-Technik so verbaut, dass keinem der beiden Kofferräume Platz abgeknapst wurde. Das 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe von Tremec ist wiederum in typischer Transaxle-Bauweise hinter dem Achtzylinder verbaut. Am Ende stehen maximal 473 kW / 643 System-PS und 732 Nm Drehmoment bereit, die für massive Beschleunigungswerte sorgen.

Chevrolet Corvette C8 E-Ray - Sitze

Fahreindruck: Das gezähmte Biest

Von null auf 100 km/h marschiert die brachial klingende Allrad-Flunder in sehr glaubhaften 3,1 Sekunden, die 200 km/h fallen bereits nach 10,6 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit Tempo 291 angegeben. Anders als etwa im Porsche 911 GTS merkt man in der Corvette E-Ray deutlich mehr von der Zusammenarbeit der beiden Antriebe: Da ein elektrisches Surren, hier ein Rucken - es wird für den Maximalvortrieb noch spürbarer gearbeitet. Zum Spritverbrauch möchten wir uns an dieser Stelle nur so weit äußern, dass die E-Ray wohl keinen Greenpeace-Aktivisten erfreuen wird. Bei forcierter Fahrweise sind es eigentlich immer mehr als 16 Liter.

Während man bei einer solch überbordenden Leistung von rasanten Fahrwerten ausgehen darf, erstaunte uns vor allem das Fahrverhalten der Allrad-C8. Satt, aber nicht etwa schwerfällig liegt der knapp 1,9 Tonnen schwere Targa auf der Straße. Das Magnetic-Ride-Fahrwerk hält viel Unbill von den beiden Insassen fern, und dann ist da noch die Sache mit der Fahrstabilität. Aus dem wilden Stachelrochen (Corvette C8 Stingray) wurde ein gezähmtes Biest, das durchaus kurvengierig ist. Ja, die Lenkqualität des Porsche 911 bleibt unerreicht und das Bespringen von Spurrillen ist weiterhin ein Thema, aber insgesamt ist der Fahreindruck mehr als ordentlich.

Chevrolet Corvette C8 E-Ray - Cockpit

Bedienung, Infotainment & Innenraum: Teils gewöhnungsbedürftig

Als etwas kleinteilig entpuppte sich derweil die Bedienung. Den sogenannten Stealth-Modus (also den kurzzeitig rein elektrischen Betrieb) zu aktivieren, mochte weder uns noch anderen GCOTY-Testern so recht gelingen - entweder war die Batterie zu schwach oder das ausführende Personal. Ein einfacher Menüpunkt in der Mode-Auswahl hätte wohl vieles vereinfacht. Unterm Strich dürfte es ein paar Tage dauern, bis man sich an die ganze Flut an Schaltern und das Wirrwarr im Mittendisplay gewöhnt hat.

Ebenso scheint die Sitzposition, besonders für Großgewachsene, etwas hoch zu sein. Kein Raum für Kritik gibt es indes bei der eigentlichen Materialauswahl und -verarbeitung. Hier zeigt sich deutlich die Qualiätsoffensive, die man bei Chevrolet in den letzten Jahren gefahren ist.

Chevrolet Corvette C8 E-Ray - Heckansicht

Fazit

Die Chevrolet Corvette C8 E-Ray ist eine echte Überraschung. Nach der zappeligen Stingray dachten wir nicht, dass sich die erste Allrad-Vette derart „erwachsen“ fahren lässt - aber so ist es. Die zusätzlich angetriebene Vorderachse, das Mehr an Power und die ein oder andere Feinabstimmung machen den Ami zu einer echten Alternative zum Porsche 911 Targa GTS T-Hybrid. Mit einem Grundpreis von 169.900 Euro ist der Spaß sogar um einen VW Golf günstiger als der Stuttgarter. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)

Technische Daten


Modell Chevrolet Corvette C8 E-Ray
Systemleistung 643 PS (473 kW)
Systemdrehmoment 732 Nm
Verbrennungsmotor 6,2-Liter-V8, 482 PS (354 kW), 613 Nm
Elektromotor 1x, 162 PS (119 kW), 165 Nm
Batteriekapazität 1,9 kWh (brutto), Lithium-Ionen
Elektrische Reichweite (Stealth) ca. 7 km
Ladeleistung (AC/DC) nicht extern ladbar, Rekuperation
Antrieb Allradantrieb
Getriebe 8-Gang-Doppelkupplung (Tremec)
CO₂-Emissionen kombiniert 289 g/km
CO₂-Klasse G
Schadstoffeinstufung Euro 6e
Beschleunigung (0–100 km/h) 3,1 s
Beschleunigung (0–200 km/h) 10,6 s
Höchstgeschwindigkeit 291 km/h
Abmessungen (L/B/H) 4,73 m / 2,02 m / 1,24 m
Radstand 2,72 m
Wendekreis 12,0 – 12,2 m
Kofferraumvolumen 355 l (Front + Heck)
Tankinhalt 70 l
Leergewicht 1.907 kg
Zulässiges Gesamtgewicht 2.100 kg
Zuladung 193 kg
Grundpreis ab 169.900 Euro

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