Erster Test BMW iX3 50 xDrive (2025): Neue deutsche Welle

Das erste Serienmodell der Neuen Klasse von BMW sendet ein starkes Signal. Nicht nur an die heimischen Mitbewerber, sondern auch an jene aus Fernost und auf der anderen Seite des Atlantiks. Der iX3 ist weit mehr als ein Leuchtturmprojekt. Erster Test!

Der BMW iX3 50 xDrive auf einen Blick


Was uns gefällt

Wie das "Heart of Joy" wirklich Fahrfreude erzeugt.

Was wir vermissen

Adaptive Dämpfer und Holzdekor. Das eine wird noch folgen. Das andere nicht.

Ideal wenn …

… man schon seit Jahren einen nachhaltigen Grund für ein SUV sucht.

Die Alternativen

Mercedes GLC EQ, Audi Q6 e-tron. Nichts aus China.


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Große Vorschusslorbeeren für die Neue Klasse

Wir sind keine zehn Minuten auf der portugiesischen Autobahn mit dem BMW iX3 unterwegs, da fällt uns im Rückspiegel ein Porsche Macan auf. Dessen Fahrer setzt zum Überholen an, zieht auf gleiche Höhe, blickt uns freudestrahlend an und reckt den Daumen bejahend nach oben. Mehr Lob für ein Elektroauto, dann auch noch aus München, kann es eigentlich nicht geben.

Ob man das Design der „Neuen Klasse“ gut findet, ist wie immer Ansichtssache. Es ist halt, was es ist: als SUV die logische Weiterentwicklung des BMW iX, dem der hochbeinige 3er wohl demnächst auch noch die letzten Kunden abspenstig machen wird. Wie man hört, sollen viele bei den BMW-Autohäusern schon blind vorbestellt haben. Auch das sind große Vorschusslorbeeren für den mindestens 68.900 Euro teuren Stromer aus dem neuen BMW-Werk in Debrecen.

Warum die Begierde so wild ist, ist eh klar: Alle wollen von Elektroautos nur das eine. Reichweite. Und BMW will reichlich davon bieten. Um genau zu sein: 805 Kilometer nach WLTP für den hier getesteten iX3 50 xDrive.

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Die German-Reichweitenangst scheint (fast) überwunden

Das schafft er im ganz normalen Alltag natürlich nicht. Dennoch sind hochgerechnet um die 540 Kilometer aus einer netto 107,8 kWh großen Batterie sehr vorzeigbar. Das reicht locker für eine Fahrt von München nach Frankfurt – nonstop. Voraussetzung ist freilich, dass man mit dem Fahrpedal recht brav umgeht, es nicht dauerhaft gen Bodenblech drückt und sich die Höchstgeschwindigkeit unter den möglichen 210 km/h einpendelt. Dann sinkt der Verbrauch im Schnitt auf etwa 20 Kilowattstunden Strom auf 100 Kilometer. Ordentlich für eine fahrende Schrankwand, die 2,4 Tonnen wiegt.

Ganz generell versucht der neue BMW, das Elektroautofahren so angenehm wie möglich zu gestalten. So agiert zum Beispiel der Autobahnassistent noch ein bisschen cleverer. Die Nummer mit dem automatischen Hands-Free-Spurwechsel rein durch den Blick in den jeweiligen Außenspiegel kennen wir bereits aus 5er und X7. Dass der Autopilot nun aber auch unterfahren werden kann, ist neu. So beschleunigt der iX3 nach einem manuell ausgelösten Bremsmanöver, etwa weil ein Brummi unvorhergesehen ausschert, wieder eigenständig auf die zuvor eingestellte Geschwindigkeit. Und das ganz ohne weiteres Gefummel am Lenkrad.

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Ein cleveres Kerlchen, der neue BMW iX3

Es gibt nun auch eine erweiterte Remote-Parking-Funktion, die sich über das Smartphone bedienen lässt. Bis zu sechs Meter Abstand zum Auto darf man haben, um eben dieses aus der Ferne vor und zurück und um Hindernisse herum zu dirigieren. Oder man setzt sich auf den Beifahrersitz und hält das zur Steuerung verwendete Handy aus dem Fenster. Dann fährt das Auto im Schritttempo und ohne Fahrer auch längere Strecken wie von Geisterhand. Bestimmt in diser Form nicht vorgesehen, geht aber trotzdem und sorgt für kindische Freude.

Das Volant ist ebenfalls neu und nicht unbedingt schön im Sinne von schön. Aber der Lenkradkranz lässt sich sehr angenehm anfassen. Fans von Touchtasten werden wir derweil keine mehr. Ganz anders sehen wir das beim ebenfalls frischen Panoramic iDrive, das sich vor dem Fahrer über die ganze Fahrzeugbreite spannt. Es gehört zusammen mit dem sehr scharf aufgelösten 17,9-Zoll-Free-Cut-Display zu den besseren Anzeigenkonzepten in der jüngeren Automobilgeschichte.

Dagegen würden wir das 3D-Head-up-Display wegen Überflüssigkeit nicht mehr bestellen. Während das ganze Digitale dazu führen kann, dass man sich die ersten paar Minuten ein bisschen verloren fühlt, bleibt das Auto als solches natürlich weiterhin ein fahrbarer Untersatz. Gestartet wird per Druck aufs Bremspedal, Gang einlegen, los geht’s.

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Zügig laden - das Auto und das Haus

Mit einer Länge von 4,78 Metern ist der vollelektrische iX3 exakt so lang wie der normale X3 und deutlich kürzer als etwa der BMW iX (4,97 m). Dennoch bietet das SUV viel Platz. Vorne herrscht große Beinfreiheit. Hinten wird’s dann weniger fürstlich, aber immer noch ausreichend bequem. Obschon es optional eine dritte Klimazone für die Hinterbänkler gibt, fehlt im Fond noch die Option auf eine Sitzheizung. Sie soll aber kommen. Vielleicht folgt auch eine zweite induktive Ladeschale in der Mittelkonsole. Beim Thema Qualität erkennen wir endlich wieder einen leichten Aufwärtstrend, besonders im Vergleich zum Verbrenner-Kollegen.

Auch Laden soll der erste 800-Volt-BMW zügig können. Ausprobieren konnten wir dies bei der ersten Testfahrt noch nicht, allerdings stehen maximal 400 kW Ladeleistung im Raum. Bereits nach 21 Minuten sollen 80 Prozent erreicht sein – die passende Infrastruktur und eine vorkonditionierte Batterie vorausgesetzt. Der Ladevorgang selbst lässt sich übrigens per Smartphone und installierter BMW-App samt Ladekurve überwachen.

Das gleiche Programm kann auch Ladestopps planen und sucht anhand von Rezensionen und anderen BMW-Nutzerdaten die perfekte Ladestation. Gleichzeitig dient das smarte Phone als Schlüssel. Eine V2X-Fähigkeit wird zusammen mit dem optionalen 22-kW-On-Board-Ladegerät angeboten. Also kann der iX3 das, was etwa ein Macan Electric nicht beherrscht: Das bidirektionale Laden von Kleingeräten und anderen E-Autos, sowie dem eigenen Zuhause. Zusammen mit dem Stromanbieter E.ON ist darüber hinaus eine Vehicle-to-Grid-Lösung in Arbeit.

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Fahren, besser als auf Schienen, fast ohne Limits

Geht es ans Autofahren, reitet man quasi auf einer neuen deutschen Welle der Fahrfreude durchs Land. Das sogenannte „Heart of Joy“ bündelt alle Fahrbefehle in einem der vier Supercomputer des iX3 und sorgt für eine noch unmittelbarere Ansprache aller fahrrelevanten Komponenten. Das einzige, was stört: Es gibt kein elektronisch geregeltes Fahrwerk. Noch nicht. Besonders mit den aufgezogenen 21-Zöllern ist ein harsches Anfedern bei Straßenschäden nicht zu leugnen – andererseits hätte ein zu weiches Setup der Fahrdynamik nicht gutgetan.

Und diese ist, wie wir auf dem Circuito Ascari eigenhändig erfahren konnten, für diese Fahrzeugklasse auf einem ganz neuen Level. Das Gewicht des Allradlers spielt eine untergeordnete Rolle – selbst in spitzen Kehren folgt der zweimotorige iX3 willig und sehr behände den Lenkbefehlen. Das schwere Rundzellen-Akkupaket im Fahrzeugboden sorgt für einen niedrigen Schwerpunkt, die maximal 345 kW / 496 PS und 645 Nm Drehmoment schieben beherzt, aber nie überfordernd an.

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Bremsen wie ein Chauffeur

Alles ist äußerst feinfühlig geregelt und wird selbst über den spät erreichten Grenzbereich hinaus auf sehr intelligente und sichere Art und Weise nachjustiert. Und zwar ohne, dass die Elektronik zum Spielverderber wird. Für freudige Heckschwenks lässt sich das DSC weiterhin deaktivieren.

Verzögern kann der BMW natürlich auch. Zum einen bremst er sehr kraftvoll, wenn es nötig ist. Zum anderen beherrscht er durch das Heart of Joy das sanfte, gleichmäßige Abbremsen auf einem Niveau, wie man es früher nur von erfahrenen Chauffeuren kannte – jene, die genau wussten, wie sie das typische „Bremsnicken“ kurz vor dem Stillstand vermeiden.

Die Neue Klasse nutzt dafür serienmäßig eine Soft-Stop-Funktion, um unangenehme Nickbewegungen zu unterbinden. Auch dadurch entsteht ein insgesamt sehr „smoother“ Fahreindruck bis hin zum Stillstand. Dazu trägt ebenfalls das nahtlose Blending zwischen Rekuperation und der konventionellen Stahlbremse bei, das den Übergang für den Fahrer praktisch unmerklich macht.

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Erstes Fazit

Der BMW iX3 50 xDrive ist wahrscheinlich das beste Elektro-SUV, das man derzeit aus europäischer Produktion kaufen kann. Entwickelt in Deutschland, läuft er ab sofort im brandneuen BMW-Werk in Drebrecen, Ungarn vom Band. Lässt man sich darauf ein, dass das Anzeigen- und Bedienkonzept ein völlig anderes ist, als man es bisher aus München kannte, erlebt man in der Tat eine neue Dimension des Autofahrens. Das digitale Schauspiel wird darüber hinaus durch gewohnte BMW-Tugenden beim Fahren untermauert. Wer will, kann den iX3 sogar wie einen Sportwagen durch Kurven peitschen. Verbrauch und Reichweite sind in Anbetracht von Größe und Gewicht ebenfalls ein Fall für die Hitliste. Wenn sich die neue deutsche Welle in dieser Form weiter aufbaut, möchten wir gerne weiter auf ihr reiten. (Text: Thomas Vogelhuber | Bilder: Hersteller)

Technische Daten


Modell BMW iX3 50 xDrive
Antrieb BEV, elektrischer Allrad
Leistung 345 kW / 469 PS
Drehmoment 645 Nm
0–100 km/h 4,9 s
Vmax 210 km/h (limitiert)
Batterie 108,7 kWh (netto)
Reichweite (WLTP) 678 – 805 km
Verbrauch (WLTP) 15,1 – 17,9 kWh/100 km
Laden AC 11 kW (optional 22 kW)
Laden DC max. 400 kW, 10–80 % in 21 min
Länge/Breite/Höhe 4.782 / 1.895 / 1.635 mm
Radstand 2.897 mm
Leergewicht 2.285 – 2.360 kg
Anhängelast 2.000 kg gebremst
Kofferraum 520 – 1.750 l (+ 58 l Frunk)
Grundpreis (Deutschland) ab 68.900 Euro

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