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Fahrbericht Alfa Romeo Tonale Diesel: Die beste Wahl?

Neben zwei Mild- und einem Plug-in-Hybriden wird der Alfa Romeo Tonale auch mit einem Multijet-Diesel angeboten. Wir zeigen, ob der 130 PS starke Selbstzünder ausreicht, um das 1,6 Tonnen schwere SUV adäquat vorwärtszubewegen. Fahrbericht!


Der Alfa Romeo Tonale Diesel auf einen Blick


Pro

Stärken

  • Sparsam im Verbrauch
  • Sportives Handling
  • Emotionales Design
  • Bequeme Sitze (aber wenig Seitenhalt)
  • Gute Verarbeitung
Contra

Schwächen

  • Gefahrenbremslicht setzt zu früh ein
  • Zu leichtgängige, teils nervöse Lenkung
  • Träges Doppelkupplungsgetriebe
  • Kleinteilige Infotainment-Bedienung
  • Wetteranfällige Assistenten

Alfa-Romeo-Tonale-Diesel-Front

Bislang fand der Diesel im Tonale kaum Beachtung

Der Alfa Romeo Tonale sollte sie einleiten, die Antriebswende bei den Italienern. Ab 2025 will man südlich der Alpen nur noch neue Elektroautos vorstellen, der Plug-in Hybrid im Kompakt-SUV derweil ein erster Vorgeschmack darauf sein. So ganz umsetzen ließ sich jene Wunschvorstellung bislang allerdings nicht, denn das Gros der deutschen Kundinnen und Kunden entschied sich bisher – wohl auch aus Preisgründen – für einen der beiden Mildhybrid-Benziner. Der hier getestete 1,6-Liter-Turbodiesel (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 5,6 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 147 g/km)² hingegen fand sowohl bei Alfa Romeo selbst als auch in der medialen Berichterstattung bislang wenig Beachtung. Zu Unrecht, wie wir finden.

Denn auch wenn der Multijet-Selbstzünder mit seinen lediglich 130 PS in Sachen Leistung nicht mit dem PHEV-Modell mithalten kann, so bietet er für den Alltag doch gut nutzbare 320 Nm Drehmoment. Mehr als beim Teilzeitstromer. Mild elektrifiziert ist hier übrigens nichts, der Vierzylinder arbeitet als Solodarsteller und überträgt seine Kraft über ein etwas antiquiert wirkendes Doppelkupplungsgetriebe mit lediglich sechs Fahrstufen einzig an die Vorderräder. Allerdings – und das ist der entscheidende Vorteil gegenüber den teilelektrischen Antrieben – der Kraftschluss ist unmittelbarer, die Gasannahme direkter. Zu spürbaren Verzögerungen kommt es allenfalls beim Kickdown, wenn sich das Getriebe zunächst den passenden Gang zurechtlegen muss. Doch auch dann wird aus dem Alfa Romeo Tonale Diesel freilich keine Sportskanone.

Alfa-Romeo-Tonale-Diesel-Cockpit

Müde 130 PS auf der Autobahn, dank 320 Nm souverän im Stadtverkehr

Er lässt es gemächlich angehen, liefert überschaubare Beschleunigungswerte und benötigt aus dem Stand auf Tempo 100 beinahe elf Sekunden. Die angegebene Höchstgeschwindigkeit von 194 km/h erreichten wir derweil kaum, wobei der Vorwärtsdrang bereits jenseits der 140 km/h deutlich abebbt. Immerhin im Stadtverkehr können die ab 1.500 U/min anliegenden 320 Nm überzeugen, lassen den Tonale gar ein Stück weit leichtfüßig wirken. Dauerhafte Vollgasfahrten sollten mit dem Diesel übrigens vermieden werden, neigte dieser während unserer Testfahrten doch zu schnell ansteigenden Kühlwassertemperaturen. Der Durchschnittsverbrauch über eine Testwoche pendelte sich übrigens bei rund sechs Liter auf 100 Kilometer ein.

Dass der Tonale trotz seiner verhaltenen Längsdynamik nicht vor Kurven kapituliert, hat er bereits bei ersten Ausfahrten in Italien und auf der Stellantis-Teststrecke in Balocco unter Beweis stellen können. Auch ohne adaptive Dämpfung im Testwagen überzeugte erneut die Fahrwerksabstimmung, die Lenkung hingegen ist zwar sehr präzise, aber insgesamt etwas zu leichtgängig geraten. Sehr sensibel reagiert übrigens auch das sogenannte Gefahrenbremslicht, das bereits bei etwas stärkeren Bremsmanövern (zum Einsatz kommt beim Diesel nicht die Brake-by-Wire-Technologie der Benziner) die Warnblinkanlage aktiviert und den nachfolgenden Verkehr vor einer vermeintlichen Gefahrensituation warnen soll. Vor dem außerörtlichen Kreisverkehr sorgt jene Maßnahme dagegen wohl eher für Verwirrung, denn Sicherheit.

Alfa-Romeo-Tonale-Diesel-Steering

Wetterfühlige Assistenten, kleinteilige Infotainment-Bedienung

Wetterfühlig präsentierten sich überdies viele Assistenzsysteme im Tonale, die bereits bei leichtem Regen ihren Dienst quittierten. Hier zu erwähnen ist vor allem der Frontkollisionswarner und der Abstandstempomat. Ebenfalls nach dem Zufallsprinzip arbeitete die Verkehrszeichenerkennung. Nachsagen kann man Alfa Romeo derweil wenig über die Innenraumqualität ihres kleinsten SUV. Fuhren wir bislang immer die Top-Trimms, zeigte sich der Testwagen in der eher bürgerlichen Ausstattungsvariante Sprint ab 39.300 Euro. Die gänzlich teuren Modellinien Veloce und Edizione Speciale sind ohnehin den Mild- beziehungsweise Plug-in-Hybriden vorenthalten.

Der Mix aus optionalem Leder (Sitze), Neopren-ähnlichen Bezügen (Türtafeln) und einigermaßen wertigen Kunststoffen wirkt dabei stimmig, auf große Kontrastakzente muss allerdings verzichtet werden. Kritikwürdig fällt derweil die Integration von Apple CarPlay und Android Auto in das 12,3 Zoll große Infotainment-Display aus. Zwar funktioniert die Spiegelung kabellos, das Smartphone-Interface wird aber ausschließlich im Fenstermodus dargestellt, die Schaltflächen fallen demenentsprechend klein aus. Bei der Bedienung ebenfalls nicht ideal ist der große Abstand zwischen Lenkrad und Lenkstockhebeln. Das wird besonders spürbar, wenn die überdimensionalen Schaltwippen des Sportpakets fehlen. Hinterbänklern fehlt es bei der Sprint-Variante zudem an USB-Lademöglichkeiten (erst ab TI erhältlich), einzig eine zentrale Lüftungseinheit lässt sich bedienen.

Alfa-Romeo-Tonale-Diesel-Rearseats

Die praktischen Qualitäten des Alfa Romeo Tonale

Zum Abschluss noch ein Blick auf die praktischen Qualitäten des Alfa Romeo Tonale. Vorne sitzt es sich auf dem straff gepolsterten und optional voll klimatisierten Gestühl zwar bequem, allerdings ist die Sitzhöhe für Großgewachsene nicht immer ideal und der Seitenhalt fällt zu gering aus. In der zweiten Reihe geht es bauartbedingt etwas beengter zu, wobei man selbst mit längeren Beinen noch Platz finden kann. Hervorzuheben ist an dieser Stelle der lediglich minimal ausgebildete Mitteltunnel, der für zusätzlichen Fußraum sorgt. Variabel präsentiert sich zudem der bis zu 500 Liter große Kofferraum, dessen Ladeboden sich für große Gegenstände auch eine Etage tiefer stellen lässt. Wird die Rücksitzbank umgelegt, stehen bis zu 1.550 Liter bereit – ausreichend selbst für umfangreiche Einkäufe im Möbelhaus oder Gartencenter. Stoßen auch jene Kapazitäten an ihre Grenzen, kann die Diesel-Variante des Tonale immerhin bis zu 1.025 Kilogramm schwere Anhänger ziehen.

Alfa-Romeo-Tonale-Diesel-Side-Rear

Fazit

Aus dem Alfa Romeo Tonale wird auch mit dem 130-PS-Diesel weiterhin kein Dynamiker. Er ist seinen benzinelektrischen Geschwistern jedoch durch eine bessere Motor-/Getriebeabstimmung und die direktere Gasannahme überlegen. Das weiterhin elegante Blechkleid des Tonale hebt ihn vom automobilen Einerlei ab und wer tiefer in die Tasche greift erhält Zugriff auf viele Technikspielereien aus der oberen Mittelklasse. Etwa Matrix-LED-Licht oder vollklimatisierte Ledersitze. Es stören am Ende (neben der flauen Motorisierung) vor allem Kleinigkeiten in der Bedienung, aber auch Abstimmungsprobleme bei der Lenkung und Bremse. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)

Technische Daten Alfa Romeo Tonale Diesel*


Modell: Alfa Romeo Tonale Diesel
Motor: Vierzylinder-Diesel, 1.598 ccm
Systemleistung: 130 PS (96 kW)
Drehmoment Verbrenner: 320 Nm
Antrieb: Vorderrad, 6-Gang-DKG
Verbrauch kombiniert, gewichtet: 5,6 l/100 km²
CO2-Emissionen kombiniert: 147 g/km²
Beschleunigung (0–100 km/h): ca. 10,9 s
Höchstgeschwindigkeit: ca. 194 km/h
Abmessungen (L/B/H): 4,53 m/1,84 m/1,60 m
Gewicht: ca. 1.600 kg
Grundpreis Alfa Romeo Tonale Diesel: ab 36.800 Euro
*Herstellerangaben

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