Facelift Nummer zwei für den XC60: Was bringt’s?
Mit neuem Google-Infotainment, einem aufgehübschten Gesicht und neuen Außenfarben will der 2026er XC60 weiter um Gunst und Geldbeutel werben - obwohl er technisch kaum mehr überrascht. Wir haben ihn als Top-Modell T8 AWD in Schweden getestet.
Der Volvo XC60 (2026) im Überblick
- Antriebe: Drei Benziner, davon zwei Plug-in-Hybride mit bis zu 456 System-PS
- PHEV: Ca. 50 km E-Reichweite, kein DC-Laden möglich
- Innenraum: Hochwertige Materialien, typische Volvo-Qualität
- Preise: B5 AWD ab 57.390 Euro, T6 AWD ab 67.990 Euro, T8 AWD ab 78.690 Euro
Modelljahr 2026: Google inside, Kühlergrill neu, Antriebe bekannt
Wie gut alte Autos als Neuwagen funktionieren können, haben wir erst kürzlich im Test zum Mercedes G 500 feststellen können. Beim frisch überarbeiteten Volvo XC60 SUV verhält es sich ähnlich. Die aktuelle Modellgeneration ist mittlerweile seit 2017 im Handel und hat nach 2021 abermals ein lebensverlängertes Facelift erhalten.
Was ist neu? Frische Lacke, ein moderner Kühlergrill sowie ein gänzlich neues Infotainment-System auf Google-Automotive-Basis. Wenn einem das bekannt vorkommt, liegt das daran, dass Volvo genau die gleiche Produktpflege erst kürzlich beim XC90 vollzogen hat.
Während es schon seit 2023 keinen Diesel mehr im XC60 gibt, halten drei elektrifizierte Benziner die Stellung. Los geht es ab 57.390 Euro mit dem B5 getauften 2,0-Liter-Turbo-Mild-Hybrid, der bereits 184 kW / 250 PS und 360 Nm auf die Kette stemmt. Preislich weiter oben eingereiht finden sich die beiden Plug-in-Hybride T6 AWD und T8 AWD mit 257 kW / 350 System-PS beziehungsweise 335 kW / 455 System-PS. Der schwächere der beiden Teilzeitstromer beginnt ab 67.990 Euro, die Top-Variante schlägt mit mindestens 78.690 Euro zu Buche.
Skandinavisches Design trifft auf kalifornisches Infotainment: Das neue Google-System macht einen Unterschied
Zugegeben viel Geld für ein 4,70 Meter langes Familien-SUV, das nicht nur mit dem Mercedes GLC oder BMW X3, sondern auch mit dem deutlich preiswerteren VW Tiguan und Skoda Kodiaq konkurriert. Warum sollte man sich also für den nicht mehr taufrischen Volvo entscheiden? Weil er im Innenraum weiterhin ein Brett ist, wie man so schön sagt. Qualitativ bleiben die Schweden ganz weit vorn dabei.
Dicke Teppiche, feine Holzdekore, durchaus ordentlich gemachtes Kunstleder - alles typisch skandinavisch klar angeordnet und jetzt getoppt von einem mehr oder minder tadellosen Bedienkonzept. Die größte Neuerung des Modelljahres 2026 ist nämlich klar der Umstieg auf die neueste Android-Automotive-Generation, die man nicht nur von den elektrischen Volvo-Modellen, sondern auch von Polestar kennt. Google-Dienste übernehmen hier nicht nur die Kartennavigation, sondern auch die Spracheingabe, die kaum Konkurrenz fürchten muss.
Etwas mehr Liebe hätte man mittlerweile in das Fahrerdisplay stecken können, aber in Sachen Ablesbarkeit bleibt die Anzeige hinter dem Lenkrad weiterhin okay. Zahlreiche Assistenten sind ebenfalls mit an Bord, und der EU-Tempowarner lässt sich endlich auch im XC60 per Shortcut am Lenkrad deaktivieren. Für eine ordentliche Beschallung sorgt ein neu arrangiertes Bowers-&-Wilkins-Soundsystem.
Weiterhin komfortabel, aber der Plug-in Hybrid schwächelt: Der XC60 T8 AWD im Fahrtest
Fahrdynamisch ändert sich derweil: nichts. Der von uns gefahrene XC60 T8 AWD Plug-in Hybrid präsentiert sich nach wie vor als souverän (luft-)gefederter Langstreckengleiter mit einem Extraschuss Leistung. Rein elektrisch sind Reichweiten um die 50 Kilometer realistisch. Arbeiten der 228 kW / 310 PS starke Verbrenner und der 107 kW / 146 PS leistende E-Motor bei aktivierter Routenführung zusammen, hält sich auch der Spritdurst zurück. Auf unserer Testroute von Göteborg ins rund 110 Kilometer nördlich gelegene Hälleviksstrand zeigte der Bordcomputer einen Verbrauch von 4,1 Litern pro 100 Kilometer an. Der Stromverbrauch wird zwar weiterhin nicht angezeigt, aber da der Akku mit einer Nettokapazität von 14,7 kWh auf der genannten Strecke genau leergefahren wurde, kann man davon ausgehen, dass der XC60 in etwa so viel Strom verbraucht hat.
Neben der eher unterdurchschnittlichen Hybrid-Reichweite ebenfalls unverständlich: Trotz Modellpflege gibt es keine DC-Lademöglichkeit. Da sind die Mitbewerber Volkswagen und Mercedes mittlerweile deutlich weiter und bieten dem Kunden - modellabhängig - zwischen 40 und 60 kW starke DC-On-Board-Lader an. An der heimischen AC-Wallbox (max. 6,4 kW) soll das Stromziehen von null auf 100 Prozent dementsprechend auch mindestens drei Stunden in Anspruch nehmen.
Ein weiterer Kritikpunkt ist das nicht ideale Zusammenspiel zwischen Verbrenner und E-Motor, besonders wenn die Akkuladung aufgebraucht ist. Umschaltvorgänge zwischen den Antrieben sind deutlich spürbar, Kickdownbefehle werden eher zögerlich umgesetzt.
Fazit
Im hohen Norden wenig Neues. Der Volvo XC60 fährt weiterhin, wie ein Volvo fahren soll: unaufgeregt, sicher und souverän. Adrett gekleidet ist das SUV ebenfalls, und innen gibt es eine bei vielen Neuwagen kaum mehr gekannte Materialqualität. Als Zuckerl wird nunmehr ein modernes und leicht bedienbares Infotainment-System gereicht. Also alles eitel Sonnenschein? Nicht ganz. Beim ruppigen Antriebsstrang, der geringen E-Reichweite und der fehlenden DC-Lademöglichkeit wird deutlich, dass der XC60 mittlerweile in die Jahre gekommen ist. Ein Ende? Vorerst nicht in Sicht. (Text: Thomas Vogelhuber | Bilder: Hersteller)
Technische Daten
Modell | XC60 B5 AWD Mild-Hybrid (250 PS) | XC60 T6 AWD Plug-in Hybrid (350 PS) | XC60 T8 AWD Plug-in Hybrid (455 PS) |
---|---|---|---|
Antrieb | AWD | AWD | AWD |
Getriebe | 8-Gang-Automatik | 8-Gang-Automatik | 8-Gang-Automatik |
Systemleistung | 184 kW / 250 PS | 257 kW / 350 PS | 335 kW / 455 PS |
0–100 km/h | 6,9 s | 5,7 s | 4,9 s |
Höchstgeschwindigkeit | 180 km/h | 180 km/h | 180 km/h |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 7,5 l/100 km | 1,0 l/100 km | 1,2 l/100 km |
Verbrauch bei leerem Akku | – | 7,1 l/100 km | 7,1 l/100 km |
Stromverbrauch (WLTP) | – | 19,1 kWh/100 km | 19,2 kWh/100 km |
Elektrische Reichweite (WLTP) | – | 78 km | 78 km |
CO₂-Ausstoß kombiniert (WLTP) | 169 g/km | 22 g/km | 23 g/km |
CO₂ bei leerem Akku | – | 160 g/km | 161 g/km |