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Vergleichstest: Mini Clubman Cooper S vs. VW Polo GTI – Unauffällig auffällig schnell

180 PS in einem Kleinwagen sind totaler Irrsinn – irgendwie. Auf der anderen Seite ist diese Leistung in diesem Segment ein Garant für Spaß und das oft bei vertretbaren Kosten.

Wahre Prachtexemplare dieser Gattung bieten VW mit dem Polo GTI und Mini mit dem Clubman Cooper S an, und beide sind ganz nebenbei auch noch ein bisschen nützlich.
Ein wenig sieht man den zwei nicht einmal vier Meter kurzen Kleinwagen ihre Kraftmeierei an. Der Mini Clubman S kommt mit einem tiefen Lüftungsschlitz auf der Motorhaube und einer am Heck auffälligen, weil mittig platzierten Doppelrohr-Abgasanlage. Beim Polo fällt ebenfalls ein zweiflutiges Auspuffsystem auf und die breiten 17-Zöller mit dahinter verborgenen roten Bremssätteln. All das ist ebenso ein Indiz für die Besonderheit dieses Polos wie die modifizierten Stoßfänger und beispielsweise der Heckklappen-Spoiler. Aufdringlich ist aber auch der Wolfsburger nicht; eher stimmig.

Wenig Sportlerei im Interieur

Im Innenraum geht es ähnlich weiter. Denr Clubman Cooper S hat im direkten Vergleich mit seinen schwachbrüstigeren Brüdern allerdings nichts , was es für die anderen nicht auch gäbe: Die Sportsitze, das dickere Lenkrad und alles andere gibt es im Mini One gegen Aufpreis auch. Anders beim Polo: Hier fallen sofort die GTI-exklusiven, stark konturierten, serienmäßigen Sportsitze mit Karostoff auf. Außerdem ist das Lenkrad griffiger als bei Normalmodellen. Die Sitze im VW bieten ausgezeichneten Seitenhalt; das ändert aber nichts an der Tatsache, dass sie zu hoch montiert sind. Wie es besser geht, beweist der Mini mit seinem sehr tief platzierten Sportgestühl. Für die meisten Piloten ergibt sich bei ihm eine ideale Position, die einem das Gefühl von vollständiger Kontrolle der Dinge beschert.

Aufgrund seiner kantigen Form wirkt der Mini zudem deutlich geräumiger und tragen die dünneren Dach-Säulen ihren Teil zur besseren Übersichtlichkeit in diesem Vergleich bei. Was das Platzangebot anbelangt, steht der Mini dem Polo in nichts nach. Und wer den VW als Zweitürer ordert, hat sogar den beschwerlicheren Einstieg. Zumindest auf der Beifahrerseite, denn hier profitieren die Clubman-Passagiere immens von der dritten Minitür.

Bei der Verarbeitung geht in der Klasse dagegen nichts am Polo vorbei. Von den Spaltmaßen und der Materialauswahl können sich viele Hersteller hochpreisiger Modelle eine Scheibe abschneiden. Im Mini nervt noch immer die nicht artgerechte und oft nicht ordentlich entgratete Plastiklandschaft sowie die Briefkastenschlitz-großen Spaltmaße. Aber daran stören sich die Kunden ja seit mittlerweile rund zehn Jahren nicht.

Einmal deklassieren, bitte

Interessanter sind für viele Mini-Kunden (des S-Modells) wohl eher die Fähigkeiten, behände ums Eck zu wedeln. Und da geht noch immer kein Weg am Exil-Engländer vorbei. Sogar mit dem Standard-Fahrwerk besticht er mit einer Genauigkeit, zu der auch die hyperexakte und angenehm schwergängige Lenkung ihren Teil beiträgt. Das Fahrwerk ist hart, klar. Es vermittelt aber jederzeit einen superben Eindruck vom dem, was unter den Reifen passiert.

Da kann auch ein GTI-geadelter Polo nicht mithalten. Der VW ist auch hart und auch schnell (in Kurven), dennoch muss er sich in Sachen Fahrdynamik hinten anstellen. Vor allem seine im Vergleich zu indirekte und leichtgängige Lenkung und das matschige Bremsgefühl hecheln dem Vorbild Mini hinterher. Auf der Autobahn kommt es dann abermals dicke. Der Mini liegt satt und sicher und zieht mit einer stoischen Gelassenheit seine Bahnen. Der Polo ist nervöser, leichter und vermittelt weniger das Gefühl von Coolness; vor allem bei hohen Geschwindigkeiten fühlt er sich an der Vorderachse leicht an und die Lenkung wird gefühllos.

Und auch beim Beschleunigen aus niedrigem Tempo sorgt der GTI hin und wieder für Verdruss. Vor allem wenn es feucht ist, scharren die Vorderräder allzu oft, zerrt die Kraft in der Lenkung und selbst bei einem geplanten Normalstart an der Ampel gucken Passanten hin und wieder pikiert, welcher Rowdy da so vehement beschleunigt.

DSG nein danke – zumindest hier

Dabei ist das meist nicht die Schuld des Fahrers als vielmehr die Traktion in Verbindung mit der Abstimmung von Gaspedalkennlinie und DSG. Das Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe passt nicht ideal zum Gesamtkonzept und reiht sich damit in die Riege von Skoda Fabia RS und Seat Ibiza Cupra ein. Oft schaltet der Automat unsinnig, so dass man – vor allem bei flotter Gangart – immer wieder im Manuell-Modus des DSG unterwegs ist, das automatische Hochschalten beim Erreichen des Begrenzers ist bei einem Sportmodell ebenso unangebracht. Ein Handschalter wäre netter und würde den Basispreis des Polo GTI um rund 1.450 Euro senken.

Im Mini wird per Hand gewurschtelt. Zwar gibt es gegen Aufpreis eine Sechs-Gang-Automatik, aber nur ein vernachlässigbar geringer Prozentsatz wird in Europa damit verkauft. Aus verständlichem Grund, denn die Handschaltung erledigt die an sie gestellten Aufgaben formidabel. Lediglich beim Einlegen des Rückwärtsganges braucht’s Übung.

Turbo, Turbo-Kompressor, Druck

Die Übung haben beide Hersteller mittlerweile auch beim Verkaufen von zwangsbeatmeten Ottomotoren. Denn ohne Turbo und Co geht in dieser Klasse wohl (leider) nichts mehr. Dadurch bedingt werden meist auch kleine Hubräume installiert, die im konkreten Fall 1,6 Liter (Mini) und 1,4 Liter im VW messen, was in etwa einer Flasche französischem Mineralwasser entspricht. Der Mini-Motor im Mini ist seit dem Facelift im letzten Jahr übrigens ein Eigengewächs von BMW und hat nichts mehr mit dem Kooperations-Aggregat zwischen BMW und Peugeot zu tun.

Im GTI implantieren die Niedersachsen Großserientechnik. Der doppelt aufgeladenen Turbo-Kompressor-TSI kam erstmals im Golf GT zum Einsatz. Hier wie dort kommen rund 180 PS heraus und verhelfen zu ähnlich flinken Fahrleistungen. Beim Polo beeindruckt die brachiale Kraft von unten heraus, die der subtil surrende Kompressor generiert, bevor der Turbo bei etwa 2.500 Touren die Kraftverwaltung übernimmt. Waren Geschwindigkeiten von rund 230 km/h bis vor Jahren nur schnellen Hochpreisfahrzeugen zu Eigen, kleben die Minis heute unerbitterlich am Heck deutlich teurerer PS-Protze.

Technische Daten
Marke und Modell Mini Clubman Cooper S VW Polo GTI
Motor
Hubraum (ccm) / Bauart 1.598 / R4 1.390 / R4
Leistung (kW / PS) 135 / 184 132 / 180
Drehmoment (Nm) / Umdrehungen 240 / 1.600 - 5.000 250 / 2.000 - 4.500
Antriebsart Frontantrieb Frontantrieb
Getriebeart manuelles 6-Gang-Getriebe 7-Gang-DSG
Abmessung und Gewicht
Länge/Breite/Höhe (mm) 3.961 / 1.683 / 1.432 3.976 / 1.682 / 1.452
Radstand (mm) 2.547 2.468
Wendekreis (m) 11,2 10,6
Leergewicht (kg) ab 1.280 1.269
Kofferraum (Liter) 260 - 930 204 - 882
Bereifung Testwagen 175/50 R 16 Dunlop Winter Sport 3D 215/40 R17 Dunlop Winter Sport 3D
Verbrauch
Krafstoffart Benzin Benzin
Kombiniert laut Werk (l/100km) 5,9 (mit Stopp-Start) 5,9
CO2-Emissionen (g/km) / Abgasnorm 137 / Euro 5 139 / Euro 5
AS24-Verbrauch (l/100km) 9,8 9,5
Fahrleistungen
Werksangabe 0-100km/h (s) 7,5 6,9
AS24-Sprint 0-100km/h (s) k .A. k .A.
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) k .A. k .A.
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 227 229
Preise
ab (Euro) 25.500,00 22.500,00
Empfohlene Extras Metallic-Lack (450 Euro), 17-Zoll-Aluräder (570 Euro), Fußmatten (80 Euro), Sitzheizung vorne (290 Euro), Bordcomputer (150 Euro), Radio Mini Boost (210 Euro), Freisprecheinrichtung (ab 420 Euro), beheizbare Waschdüsen und Außenspiegel (90 Euro), Bi-Xenon (690 Euro). Verzichten sollte man auf die sportliche Fahrwerksabstimmung (200 Euro) und den Sport Button (130 Euro) Metallic-Lack (435 Euro), Tempomat (205 Euro), CD-Radio RCD 310 ( 655 Euro), USB-Adapter ( 175 Euro), Bi-Xenon inklusive LED-Tagfahrlicht (850 Euro), Freisprecheinrichtung (ab 425 Euro) und der Praktikabilität wegen vier Türen (750 Euro)
Weitere DatenWeitere Daten

In der obligatorischen Sprintwertung hat zumindest der VW seine Nase vorne. 6,9 Sekunden gibt VW für den Polo GTI an, 7,5 Sekunden dauert der Idealspurt im Mini Clubman Cooper S. Beide Werte konnten wir aufgrund der Witterung nicht verifizieren, glauben den Werksangaben aber, da es beim Tritt aufs Gaspedal die Köpfe der Mitfahrer mit einem Schwubbs nach hinten kippen.

Zahlendreher

Feste Kippen heißt es auch beim Nachtanken an der Zapfpistole. Zwar geben die Hersteller unisono 5,9 Liter Superbenzin für 100 Kilometer an. Aber dass die Zahl von theoretischem Wert ist, dürfte angesichts der Fahrzeuge klar sein. Und beim Sparen hilft auch die serienmäßige Stopp-Start-Technik im Mini nicht. Klar, der Motor ging im Test auch kein einziges Mal aus, selbst bei Temperaturen von mehr als null Grad Celsius. Machen wir’s kurz: 9,5 Liter (nicht 5,9) wurden im Schnitt direkt in die Kammern des Polo-Motors gespritzt, 9,8 Liter waren’s beim Mini.

Was die Motorlaufruhe anbelangt, geben sich die Vier-Zylinder nicht viel. Richtig laufruhig sind beide nicht. Beim Polo kommt noch ein künstlich erzeugter Auspuffklang hinzu, der auf längeren Etappen durchaus nerven kann, aber deutlich leiser ist als im alten Polo GTI. Im Mini ist es motorseitig ruhiger, dafür macht sich der Wind an seiner Karosserie mehr zu schaffen.

Zu schaffen macht einem auch der Blick in die Preistafel der Zwerge. 22.500 Euro werden für den Polo GTI fällig, 25.500 Euro für den Clubman Cooper S. Bei ähnlich sinnvoller Ausstattung reduziert sich die Differenz auf rund 2.500 Euro, jedoch ist man dann bei 28.000 für den Mini angekommen. Mit an Bord sind weder Leder noch Navi oder Klimaautomatik. Aber Stoffsitze, manuelle Klimaanlage und ein vernünftiges CD-Radio tun es auch. Den Luxus der Bi-Xenonscheinwerfer sollte man sich in beiden Fällen gönnen. Für die linke Spur ist das nicht die schlechteste Option, und dort befinden sich die beiden oft. Egal ob auf der Autobahn oder auf der Landstraße.

Fazit

Teuer, teurer, Mini. Diese Staffelung trifft noch immer zu. Jedoch ist der ausschließlich in England produzierte Mini Clubman Cooper S der bessere Spaßmacher und daher seinen Aufpreis wert. Er bietet die stimmigere Gesamt-Performance, wenn es um sportliches Fahren geht, ist ähnlich sparsam oder durstig, je nach Gasfuß und bietet erstaunlicherweise auch nicht weniger Platz als der Polo. In den Kofferraum passt sogar mehr hinein. Sein Manko ist nach wie vor die Materialauswahl, die an der guten Gesamtqualität nichts ändert. Zudem ist der Mini im Wiederverkauf unschlagbar.

Es ist selten, kommt aber doch vor, dass sich ein VW hinten anstellen muss. Beim kleinsten GTI merkt man doch noch, dass es ein Polo ist und dass es diesen eben auch mit 60 PS gibt. VW hat zwar an allen Parametern gedreht, richtig rund ist das Angebot aber nicht. So fehlt dem Fahrwerk der letzte Schliff und das DSG passt nicht zum Gesamtcharakter des Fahrzeugs. Wir warten auf den Handschalter, der nochmals günstiger werden würde. Dabei ist bereits der Polo GTI ein Schnäppchen. Ausstattungsbereinig, so weit möglich, ist ein 1.2 TSI mit 105 PS und DSG lediglich 1.950 Euro günstiger.

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