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Vergleichstest: Drei Generationen Mini – 3 Autos, 2 Welten

Ja, auch mich hatte vor rund 20 Jahren der Mini-Virus gepackt, allerdings nur kurz, denn als ich als junger Student Anfang der 1990er Jahre mit einem Gebrauchtexemplar ein paar Proberunden drehte, stand für mich umgehend fest: Finger weg.

Jetzt habe ich noch einmal die Chance wahrgenommen, ein Ur-Exemplar aus BMWs Classic-Sammlung zu fahren, welches das Feuer der Sympathie in mir neu entfachen konnte – allerdings auf Sparflamme. Denn ein direkter Vergleich mit den modernen Mini-Generationen hat mir ebenso gezeigt: Die Neuzeit-Minis sind um Längen besser als der gern mythisch verklärte Ur-Mini. Dass ein Ur-Mini so seine Härten mit sich bringt, ist allein schon dem Alter seiner Konstruktion geschuldet, denn entwickelt wurde das Auto vor über 50 Jahren. Das im Sommer 1959 in den Markt gebrachte Modell war zudem in Folge der Suezkrise von spartanischer Funktionalität geprägt. Der Mini sollte möglichst kostengünstig und spritsparend sein und bei nur drei Metern Fahrzeuglänge dennoch vier Passagieren und auch etwas Gepäck Unterschlupf gewähren. Technischer Schnickschnack? Fehlanzeige. Und in seinen Grundzügen blieb der Mini diesen Werten über vier Jahrzehnte nahezu unverändert treu.

Obwohl das mir zur Testfahrt bereitgestellte Fahrzeug im Jahr 1997 gebaut wurde, handelt es sich also um ein technisch hoffnungslos veraltetes Auto, dem nur einige wenige modernere Errungenschaften wie Kopfstützen oder Dreipunktgurte zu einem letztlich doch nur rudimentären Sicherheitsniveau verhelfen. Angesichts der ohnehin nicht vorhandenen Knautschzonen haben solche „Innovationen“ eher Feigenblatt-Charakter.

Sportwagen oder Lkw?

Tief, sehr tief unten sitzt man im Ur-Mini, beinahe so wie in einem Sportwagen. Auch die drei eng beieinanderliegenden Pedale verlangen danach, die Füße umständlich wie in einem historischen Boliden zu sortieren. Das Lenkrad hingegen ruht auf einer fast senkrecht stehenden Säule und liegt wie ein Lkw-Volant zur Hand. Das ist durchaus gewöhnungsbedürftig, aber auch kein Hinderungsgrund, mit dem kuschelig engen und charmant mit Holz und Leder aufgehübschten Relikt spontan los zu brummern.  

Unter der kurzen Haube kommt ein den gesamten Motorraum prall ausfüllender, quer eingebauter 1,3-Liter-Benziner zum Einsatz, der mit seinen vier Zylindern 63 PS mobilisiert. Das klingt nach Spaßverderber, doch bereits die angenehm giftige Akustik aus dem phallisch anmutenden  Sportauspuff verspricht eine Spritzigkeit, die das Leichtgewicht im Fahreinsatz sogar einigermaßen umsetzen kann, zumindest solange es nicht bergauf geht. Gibt man dem Mini auf ebener Strecke maximal die Sporen, hat man durchaus das Gefühl, einigermaßen flott vom Fleck zu kommen.

130 – mit Rückenwind und viel Heimweh

Auf der Landstraße fühl ich mich zumindest ausreichend motorisiert, solange ich auf Überholmanöver verzichte. Die Autobahn ist hingegen nicht das Revier des Mini, denn mehr als 130 km/h sind nur mit Rückenwind und reichlich Heimweh drin. Sollte sich die Tachonadel in Ausnahmefällen tatsächlich mal in Richtung 140 km/h biegen, nimmt mit jedem zusätzlichen km/h das Vertrauen in die Sicherheit des Mini rapide ab. Nein, für lange Strecken und Angsthasen scheint der Ur-Mini eher ungeeignet.

Gleiches trifft auch auf flottes Eckenflitzen zu, für welches sich die einstige Monte-Carlo- Legende ebenfalls nur mäßig eignet. Enge Kurven lassen sich mit dem wendigen Wägelchen noch recht gut nehmen, doch mit viel Speed einen sauberen Strich durch eine lange Kurve zu ziehen, ist ein ziemlich fragwürdiges Vergnügen. Der Wagen liegt hart, direkt, aber auch ziemlich nervös und unpräzise auf der Straße. Stumpfe Bremsen und der mäßige Durchzug tun ein Übriges.

Klassenloser Sympathieträger

Dennoch hat man ob der Fahrwerkshärte, dem Röhren aus dem Sportauspuff und den Vibrationen in den Händen durchaus das Gefühl, ein irgendwie sportliches Auto zu fahren. Nach einer bergigen Landstraßentour von Kitzbühel nach Miesbach habe ich mich zudem gut an die Besonderheiten gewöhnt, mit einigen verschrobenen Eigenarten kann ich mich sogar anfreunden, doch sind es vor allem die wohlwollenden Blicke anderer Verkehrsteilnehmer, die sowas wie Lust auf den klassischen Mini in mir wecken.

Und dieser Lust kann man sich noch immer hingeben, denn der Ur-Mini ist auf dem deutschen Gebrauchtmarkt weiterhin zu haben. Bei AutoScout24 tummeln sich immerhin noch rund hundert Exemplare im Preisfenster zwischen 1.000 und 60.000 Euro. Den Traum vom Ur-Mini kann man sich also auch für wenig Geld erfüllen, doch etwas mehr sollte man schon investieren, sofern man ein einigermaßen fittes Exemplar ergattern will. Wer sich für einen günstigen Mini entscheidet, sollte in jedem Fall Bastelkompetenz mitbringen, denn der Brite will gepflegt werden, was sich in einigen Punkten allerdings als kompliziert erweisen kann, denn die Engländer haben sich doch manche konstruktive Eigenheit erlaubt. Ein vermeintlicher Routineeingriff kann beim Ur-Mini zur aufreibenden Bastelorgie mutieren. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, ist ansonsten relativ günstig unterwegs, denn Wertverlust wird man bei einem gut gepflegten klassischen Mini kaum mehr haben.

Die Schöne neue Mini-Welt

Und das ist eine der wenigen Gemeinsamkeiten, die der Ur-Mini mit seinem Nachfahren hat: Auch die zwischen 2001 und 2006 gebaute Neuauflage von BMW erfreut seine Besitzer mit einer für Kleinwagen ungewöhnlich hohen Wertstabilität. Selbst für über zehn Jahre alte Exemplare werden immer noch mindestens 3.000 Euro verlangt. Als ich mich in den im Jahr 2003 produzierten Cooper setze, wird mir auch klar, warum: Dieser durch und durch moderne Kleinwagen bereitet immer noch viel Spaß. Im direkten Vergleich zum Ur-Mini handelt es sich außerdem um ein ausgesprochen komfortables, ruhiges und unspektakulär gut funktionierendes Auto.

Auf den zweiten Blick offenbaren sich im Innenraum allerdings auch Schwächen: Mit dem verspielten Design hat es BMW seinerzeit etwas zu gut gemeint, die stellenweise etwas billig wirkenden Materialien und eine bisweilen liederliche Verarbeitungsqualität sorgen nach zehn Jahren für einen recht verwohnten Eindruck. Dennoch versprüht der Mini auch weiterhin noch diesen erfrischenden Charme, mit dem er bei seinem Marktstart vor über zehn Jahren so viele Sympathien gewonnen hat. Selbst heute bietet der Innenraum ein im Automobilbau einzigartiges Ambiente, das man allerdings mögen muss.

Einzigartig ist auch das agile Fahrverhalten in Kurven. Nein, Go-Kart-Feeling ist anders, aber dennoch kann man in betont spaßiger Weise mit dem ersten Neuzeit-Mini Ecken durchpfeilen, um Welten besser als mit dem Ur-Mini. Und auch der 116 PS starke Motor schiebt den Wagen ordentlich voran, zumal es sich um einen Saugbenziner handelt, der noch in herrlich ehrlicher Weise und zudem recht willig nach oben dreht. Das eigentlich harte Fahrwerk fühlt sich dabei gar nicht so dramatisch hart an, was allerdings meinem direkten Wechsel vom Ur- zum Neuzeit-Mini zuzuschreiben ist, denn zuvor hat mich ja das historische Vorbild trotz der recht komfortablen 12-Zöller zeitweilig aufs Übelste malträtiert.

Kleinwagen mit Rolls-Royce-Weihen

Doch den ultimativen Höhepunkt in Sachen Komfort und Luxus bietet im Mini-Trio die aktuelle Generation. Hier ist sogar im Fond das Platzangebot ordentlich, das Fahrwerk bietet zudem einen deutlich breiteren Spagat zwischen Dynamik und Komfort. Und dann hat mir BMW noch die besonders exklusive Edition „Inspired by Goodwood“ in der spritzigen Variante Cooper S mit 184 PS zur Verfügung gestellt.

Obwohl der aktuelle Mini seinem Vorgänger von außen zum Verwechseln ähnlich ist, handelt es um ein deutlich moderneres Auto, bei dem sogar die Qualität im Innenraum stimmt. Das Sondermodell verwöhnt seine Insassen darüber hinaus mit einer besonders feinen Rolls-Royce Leder-Landschaft, für die allerdings ein absurd hoher Preis verlangt wird: Fast 50.000 Euro kostet das streng limitierte Stück. Schnäppchen-Jäger brauchen sich keine Hoffnung machen: Für einen gebrauchten Goodwood-Mini werden selbst mit einigen tausend Kilometern auf der Uhr immer noch stolze 40.000 Euro abgerufen. Bei den Preisen wird der aktuelle Mini seinem Namen in jedem Fall nicht gerecht. Es geht aber auch günstiger: Gebrauchte Cooper S der aktuellen Generation gibt es schon ab etwa 15.000 Euro, bei der Einstiegsvariante One kann man schon ab etwa 8.000 Euro zuschlagen. Der Ur-Mini hat gewiss seinen Charme, als Alltagauto kann ich ihn allerdings nicht empfehlen. Der Reiz des alten Mini: Im Straßenverkehr kann man wunderbar Aufmerksamkeit mit ihm genieren und Sympathien wecken. Auch was wert. Und apropos Wert: Ein Ur-Mini kann eine stabile Geldanlage werden, denn beim Wertverlust wird er keine großen Löcher mehr reißen.

Auch die neuen Mini-Generationen sind vergleichsweise wertstabil. Eigentlich sind beide Generationen empfehlenswert, der erste New Mini kann man schon für einigermaßen günstiges Geld bekommen, beim aktuellen Mini muss man etwas tiefer in die Tasche greifen, bekommt im Gegenzug aber auch ein in vielen Details besseres Auto.

Innovations-Fans könnten sich allerdings auch noch etwas gedulden: 2014 kommt bereits die dritte Auflage des New Mini, optisch den Vorgängern sehr ähnlich, doch technisch in vielen Aspekten nochmals verbessert.

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