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King Offroad: Fahrbericht Lada 4x4 Urban

Der Lada 4x4 oder auch Lada Niva ist ein Urgestein der Geländewagen-Szene. Seit 1976 am Markt wurde er über die Jahre immer wieder leicht überarbeitet, behielt seinen schroffen Charakter aber bei. Wir testen den Lada 4x4 Urban und zeigen auch, warum Lada den Export nach Westeuropa stoppt.

Es sind wahrhaft stürmische Zeiten, in denen sich der Automarkt derzeit befindet. Die heutigen Zauberwörter lauten: Elektrifizierung, Infotainment und Assistenz. Selbst gestandene Offroad-Größen wie der Land Rover Defender konnten sich diesem Trend zuletzt kaum widersetzen und so ist es nurmehr der hier gefahrene Lada 4x4 (ursprünglich Lada Niva), der die Fahne des puristischen Ur-Geländewagen weiter oben hält. Natürlich gibt es unter anderem den Suzuki Jimny und auch den Jeep Wrangler – beide wurden über die Jahre allerdings technisch stets am Puls der Zeit gehalten.

Lada-4x4-Rear

Jetzt auch mit elektrischen Fensterhebern

Nicht so der Lada. Er ist so pur, so einfach und so frei von neumodischen Einflüssen, dass er sich den Titel: „Neuestes-Altes Autos“ redlich verdient hat. Wobei der Purismus in den letzten Jahren etwas aufgeweicht wurde, als man ihm bei AVTOVAZ in Toljatti elektrische Fensterheber und in der von uns gefahrenen „Urban“ Variante sogar Sitzheizung spendierte. Am Grundrezept des schrulligen Off-the-Road-Kompaktwagens hat sich seit seinem Debüt 1976 hingegen kaum etwas verändert. Auch heute ist der 4x4 noch klar als Niva erkennbar – mit all seinen Vor- und Nachteilen. Und so würde es schlicht nicht der Wahrheit entsprechen, wenn man schreiben würde, dass der Lada 4x4 Urban ein sonderlich zeitgemäßes oder gar bequemes Auto wäre.

Lada-4x4-Front

Gemütlich ist anders

Auch leise ist er nicht. Geräumig nur, wenn man die Rücksitzbank umlegt und in Sachen Materialauswahl und Verarbeitung trennen die Russen mittlerweile Lichtjahre von der heutigen Automobilwelt. Die Vibrationen, die oberhalb 100 km/h zu vernehmen sind lassen den ganzen Körper erzittern, ab Tacho 150 (Vmax 137 km/h) ist auch eine Priese Nervenkitzel dabei. Zwar ist das Fahrwerk selbst auf Asphaltdecken sehr kommod ausgelegt, es fehlt jedoch an jeglicher Rückmeldung aus der Lenkung. Also zurück auf Tempo 80, hinter die LKWs eingereiht und den Lada 4x4 Urban als das betrachten, was er ist: Ein Geländeauto, dessen ursprünglicher Einsatzzweck es war, in der ehemaligen Sowjet-Provinz für ein Vorankommen, selbst bei widrigsten Wetter- und Straßenbedingungen zu sorgen.

Lada-4x4-Interior

Überschaubare Motorisierung

Und da wir in Deutschland kaum Straßenbedingungen wie in Taiga und Tundra finden, ist es ein Offroad-Gelände, welches über die echten Qualitäten eines Lada 4x4 aufklären soll. Dessen Antrieb erfolgt stets an alle vier Räder, serienmäßig ist eine längssperrendes Mittendifferenzial nebst Untersetzungsgetriebe verbaut. Im Motorabteil arbeitet derweil ein 4-Zylinder-Sauger mit 1,7 Liter Hubraum, dessen Leistung sich auf eher magere 83 PS und 129 Nm Drehmoment beschränkt. Dies merkt man vor allem an steileren Anstiegen, wenn andere Geländegrößen ihre Motorleistung souveräner zu Lande bringen. Auf der normalen Straße hingegen ist die Leistungsausbeute für das Fahrzeugkonzept ausreichend.

Lada-4x4-Water

Gebaut für schlechte Wege

Kurze Überhänge vorne und hinten sowie eine Bodenfreiheit von 220 Millimeter machen aus dem Lada 4x4 auch ohne große Leistungsreserven einen echten Meister im Gelände. Kaum ein Untergrund kann den russischen Offroader stoppen, sofern man hinterm Lenkrad etwas Köpfchen walten lässt. Auch der richtige Einsatz des Untersetzungsgetriebes sei jedem ans Herz gelegt, der mit dem Lada mehr machen möchte, als den lokalen Forstweg zu bezwingen. 650 Millimeter beträgt übrigens die Wattiefe des Lada 4x4, was selbst den Land Rover Defender (Urmodell) mit zuletzt standardmäßig 500 Millimeter in den Schatten stellt.

Lada-4x4-Hill

Lada 4x4 brilliert im Gelände

Zugegeben: Wasserdurchfahrten, bei denen das matschige Nass bis weit über die Türunterkante reicht, erzeugen ein eher beklemmendes Gefühl. Zumindest beim ersten Mal. Die Türdichtungen halten der Tortur jedoch ebenso stand wie der restliche Wagen. Mit jeder Steigung, mit jedem Matschloch und mit jeder Buckelpiste, die das russische Urgestein erobert, steigt auch das Vertrauen in sein Können. Teleskopstoßdämpfer und die Starrachse hinten sorgen beim Lada 4x4 in den allermeisten Fällen für beste Bodenhaftung aller vier grob besohlten Reifen. Dabei ist die enorme Achsverschränkung des Geländezwergs wahrhaft verblüffend. Ebenfalls zu unserer Verwunderung: Auf dem Lada 4x4 Urban sind Pirelli Scorpions aufgezogen. Bereits nach einigen Runden im Geländepark hat sich der hochbauende Kompaktwagen den Respekt von Cherokee- und G-Klasse-Fahrern erarbeitet, was natürlich auch am vorauseilenden Kultstatus liegen dürfte.

Lada-4x4-Side

Die Sache mit dem Teppichlappen

Durch jenen Status sind die Verarbeitungsmängel und die sehr einfache Technik auch heute noch salonfähig. Zumindest im Kreise jener, die kein Schickeria-SUV für die Münchner Innenstadt suchen. Mit Blick in den Innenraum gibt es wenig zu erklären, da es wenig zu bedienen gibt. Erwähnenswert ist die für größer gewachsene unbequeme Sitzposition und das ziemlich laute Heizungsgebläse, das aber immer schnell zu heizen weiß. Leider auch bei sommerlichen Temperaturen. Geregelt wird die Innenraumtemperatur daher maßgeblich durch die Stellung der Fensterscheiben. Fummelig ist zudem der Startprozess des Lada 4x4 mittels Drei-Schlüssel-Prinzip. Wer sich mit Freunden oder Bekannten einen Spaß erlauben will, der lässt sie zu Beginn einer Tour nach dem Öffner für den Kofferraum suchen. Er versteckt sich hinter dem Fahrersitz unter einem Teppichlappen, der wohl gleichzeitig als eine Art Kindersicherung dienen soll.

Lada-4x4-Urban

Fazit

Der Lada 4x4 Urban oder Lada Niva lebt vom Kult- und Liebhaberstatus. Er ist das richtige Gefährt für Abenteurer, Förster oder Jäger. Auf jeden Fall sollte das Gelände schroff und verwegen sein, in dem der 4x4 bewegt wird. Dort macht er am meisten Laune, kann die Allrad-Trumpfkarte spielen und wird im Anschluss einfach innen wie außen sauber ausgekärchert. Durch seine kompakten Abmessungen macht er aber selbst im urbanen Gefilde keine übertrieben schlechte Figur, was mittlerweile auch sein Beiname unterstreicht. Für längere Überlandstrecken jenseits der 80 km/h-Marke ist er hingegen nicht zu empfehlen, Komfort sucht man weitestgehend vergebens.

Wehmutstropfen für alle Fans: Lada hat den Export seiner Fahrzeuge nach Westeuropa Anfang 2019 aufgrund der immer strikter werdenden Abgasvorschriften offiziell einstellen müssen. Wie es weitergeht ist ungewiss. Lada-Händler verfügen derzeit aber noch über eine ausreichende Anzahl an Lada 4x4 Taiga und Urban. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)

Technische Daten*

  • Modell: Lada 4x4 Urban
  • Motor: Vierzylinder-Reihe, 1.690 ccm
  • Leistung: 83 PS (61 kW) bei 5.000 U/min
  • Drehmoment: 129 Nm bei 4.000 U/min
  • Antrieb: Allradantrieb, 5-Gang-Schalter
  • Beschleunigung (0 – 100 km/h): 17,0 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 137 km/h
  • Abmessungen (L/B/H): 3,72 m/ 1,68 m/ 1,64 m
  • Gewicht: ca. 1.265 kg
  • Neupreis in Österreich: 16.390 Euro

*Herstellerangaben

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