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Erster Test: Hyundai Nexo – Schicker Saubermann

Wie macht man der Kundschaft am besten einen alternativen Antrieb schmackhaft? Genau: Man verpackt ihn in einem schicken SUV!

Denn während BMW i3 oder Toyota Prius mit ihrer außergewöhnlichen Optik eher etwas für ökologische Überzeugungstäter sind, können sich mit einem grünen SUV wohl viele anfreunden. Wie das geht, hat erst vor kurzem Jaguar mit dem schick gezeichneten, batterieelektrischen i-Pace bewiesen – jetzt zieht Hyundai mit dem Wasserstoff-getriebenen Nexo nach. Der große Vorteil des Hyundais: Während der Jaguar nach gut 480 Kilometern für viele Stunden an die Steckdose muss, reichen dem Nexo weniger als fünf Minuten, bis die drei vor und nach der Hinterachse montierten Wasserstofftanks wieder voll sind, und weiteren über 600 Kilometern emissionsloser Fahrt nichts im Wege steht. Das Problems: Man muss erstmal eine H2-Tankstelle finden, die den gasförmigen Treibstoff vorrätig hat. Davon gibt’s in Deutschland nur knapp 40 öffentlich zugängliche, und wen’s in den Urlaub gen Süden zieht, der hat ein Problem: Jenseits vom Brenner besteht das Netz vor allem aus Lücken.

Derzeit ist also der Nexo noch viel mehr ein Auto für Pioniere, als es die immer zahlreicherer vertretenen Akku-Stromer sind. Wer aber in der Nähe einer Wasserstoff-Tankstelle wohnt oder regelmäßig zwischen zwei H2-versorgten Städten pendelt, findet in dem ansehnlichen SUV eine spannende Alternative. Und: Auch wenn sich der Käuferkreis anfangs auf wenige Abenteuerlustige beschränken wird, gebührt den koreanischen Vertriebs-Strategen Respekt. Schließlich kann der Ausbau der Wasserstoff-Tankstellen-Infrastruktur nur dann in Schwung kommen, wenn es auch entsprechende Autos gibt.

Schick und verfügbar

Zwar sind die Koreaner nicht die ersten mit einem H2-Fahrzeug – und der Nexo ist auch nicht ihr erstes; schon der ebenfalls SUV-ige ix35 war mit Wasserstoffantrieb erhältlich. Dennoch gelten sie zurecht als Vorreiter, denn die Konkurrenz ist entweder teuer, nicht verfügbar oder nicht besonders adrett: Der Honda Clarity wird dem europäischen Publikum vorenthalten, Mercedes kommt mit dem GLC F-Cell Plug-in nicht ums Eck und plant trotz vielfacher Ankündigung einen Serien-Wasserstoff-Autos wieder nur eine Kleinserie, die ab Ende des Jahres für wahrscheinlich rund 100.000 Euro an ausgewählte Kunden geht, und Toyota hat sich beim Mirai für eine Prius-Optik entschieden, die wahrlich nicht jedermanns Geschmack trifft. Der Hyundai sieht dagegen nicht nur gut aus, sondern kann von jedem, der einen haben will, beim Händler um die Ecke für 69.000 Euro gekauft werden – gut 10.000 Euro weniger als Toyota verlangt.

Steht der Nexo erstmal in der heimischen Auffahrt, muss man sich dafür auch vor niemandem rechtfertigen. Im Gegenteil, die meisten werden nicht einmal merken, dass statt Benzintank und Verbrenner Brennstoffzelle, Gastank und E-Motoren unter dem Blech stecken. Das 4,67 Meter lange SUV ist ein typischer Hyundai, mit sanften Rundungen und klassischem Kühlergrill. Avantgardistisch wirken vielleicht die durchgehende LED-Leiste an der Front oder die versenkbaren Türgriffe, die der Aerodynamik ebenso entgegen kommen wie die durchströmten D-Säulen. Wie ein Raumschiff aus der Zukunft sieht der Nexo aber nicht aus.

Viele Tasten

Schon eher erinnert der Innenraum an den Arbeitsplatz eines Astronauten: Während landauf, landab alle Hersteller versuchen, Knöpfe und Schalter aus dem Cockpit zu verbannen, verbauten die Koreaner unterhalb des 12,3 Zoll großen Touchscreens eifrig Taste um Taste. Das sorgt für Unübersichtlichkeit auf der Mittelkonsole und lässt den Tunnel zwischen Fahrer und Beifahrer unnötig sperrig werden. Und weil der Nexo mit 1,86 Metern eigentlich angenehm schmal geschnitten ist, geht es in Reihe eins nicht so luftig zu wie es könnte. Wer dagegen in den Fond einsteigt, reist überraschend kommod und da sich das Gestühl in Reihe zwei umklappen lässt, nimmt es auch der Kofferraum mit 461 bis 1.466 Litern auf.

Ein Wechselbad der Gefühle gibt es auch bei der Materialauswahl: Einerseits verbaut Hyundai Recycling-Materialen aus Mais, Soja und Zuckerrohr, die überraschend gut verarbeitet sind; und dann gibt es da auch das günstig anmutende Hartplastik, dass sich wie ein paar dunkle Wolken in die strahlende Öko-Innenraum-Welt schiebt. Immerhin: So bleibt den Ingenieuren wenigstens noch Spielraum für das Facelift, dass in wenigen Jahren so sicher kommt, wie das Amen in der Kirche.

Der Antrieb läuft

Am Wasserstoff-Antrieb nämlich dürfte es nicht mehr so viel zu optimieren geben, zumal die Stellschrauben ob der im Grunde deutlich simpleren Elektro-Technik gegenüber Verbrennern um einiges geringer sind. Kurz gesagt: Der Nexo läuft tadellos. Dass im Hintergrund eine 95-kW-Brennstoffzelle aus dem Wasserstoff Strom und Wasser macht, letzteres aus dem Auspuff tröpfelt und ersteres einen 120 kW starken Elektromotor antreibt, bekommt der Fahrer nicht mit. Was er merkt ist, dass der Nexo E-Auto-typisch so direkt am Gas hängt, wie es ein Benziner kaum bieten kann. Ein leichtes Tippen mit dem rechten Fuß reicht, schon fallen die 395 Newtonmeter über die Vorderachse her und der Koreaner prischt nach vorne.

Dass der Hyundai für den nur von einem leisen Surren begleiteten Standardsprint trotzdem knapp zehn Sekunden braucht, ist vor allem dem Gewicht geschuldet: Gut 1,9 Tonnen wiegt der Nexo, die auch die Vmax auf 179 km/h limitieren. Das reicht natürlich auch auf der Autobahn mehr als aus, und das grüne Gewissen animiert durchaus dazu, dass Gaspedal öfter auch mal ganz tief durchzudrücken und den Nexo aus der Reserve zu kitzeln. Der dank der Wasserstofftanks und einer zusätzlichen 1,6-kWh-Pufferbatterie, die unter anderem auch Rekuperationsstrom zwischenspeichert, niedrige Schwerpunkt erlaubt schließlich auch einen durchaus heißen Reifen, und die Lenkung ist um einiges präziser als in manch anderem Hyundai-Modell.

Parken per Tastendruck

Wer keine Lust aufs Selberfahren hat, kann sich im Nexo auch im gesetzlich erlaubten Rahmen kutschieren lassen. Heißt: Abstandhalten, Lenken und Bremsen übernimmt auf Wunsch das Auto, nur die Hände müssen freilich am Lenkrad bleiben. Nahezu ohne menschlichen Eingriff funktioniert nur das Ein- und Ausparken, dazu muss der Fahrer noch nicht mal im Wagen sein. Per Tastendruck auf dem Fernbedienungsschlüssel manövriert sich der Nexo von ganz allein in die Parklücke und wieder hinaus, und man fühlt sich als Knöpfchendrücker tatsächlich wie in der Zukunft.

Auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wird man allerdings an der Tankstelle: Füllt man die drei insgesamt 6,33 Kilogramm fassenden Wasserstofftanks komplett auf, zeigt die Preistafel rund 60 Euro an – macht umgerechnet also gut zehn Euro für 100 Kilometer. Anders als mit Strom aus der Steckdose ist Wasserstoff also keine günstigere Alternative zu Benzin und Diesel. Dafür aber eine viel sauberere – zumindest dann, wenn der Wasserstoff mit Hilfe regenerativer Energiequellen gewonnen wird. Nein, eine Spar-Alternative ist der Nexo nicht: Mit rund 70.000 Euro ist das SUV keinesfalls billig, und auch die laufenden Wasserstoffkosten fallen nicht in die kategorie Peanuts. Darum aber geht es auch nicht – schließlich suchen die Hersteller eine Alternative zum Öl-, und nicht zum Geldsparen. Wird der Wasserstoff aus Sonnen- oder Windenergie erzeugt, ist der Nexo tatsächlich ein ziemlich sauberes Auto, aus dem nur ein paar Wassertröpfchen in die Umwelt gelangen. Und: Er ist voll alltagstauglich. Eine ordentliche Tankstelleninfrastruktur vorausgesetzt, lässt es sich damit genauso unbeschwert lange Strecken zurücklegen, wie mit Benzinern oder Dieseln.    

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