BMW R 12 G/S (2025): Nachfolgerin einer Legende

Die BMW R 12 G/S tritt in große Fußstapfen: Als Nachfolgerin der legendären R 80 G/S, die Anfang der 1980er-Jahre viermal die berüchtigte Rallye Paris-Dakar gewonnen hat, zählt sie zu den interessantesten Neuheiten des Jahres. Trotz neuer Technik besinnt sich die klassische Enduro auf ihre Wurzeln.

Die BMW R 12 G/S auf einen Blick

  • Nachfolgerin der legendären BMW R 80 G/S
  • Geländetaugliche Reiseenduro
  • Zweizylinder-Boxermotor mit 1.170 cm³
  • 109 PS bei 7.000 U/min
  • 229 kg fahrfertig
  • Grundpreis ab 16.990 Euro (DE)

Inhaltsverzeichnis

Das Testfahrzeug | Design | Antrieb & Fahrwerk | Fahreindruck Gelände | Fahreindruck Straße | Elektronik & Infotainment | Fazit | Technische Daten

Hinweis zum Testfahrzeug:

Das Testfahrzeug wurde von BMW Motorrad Österreich zur Verfügung gestellt. Ausgestattet mit dem Enduro-Paket Pro handelte es sich dabei um jene Version der BMW R 12 G/S, die speziell auf Geländetauglichkeit ausgelegt ist.

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Design: Die Wurzeln sind unverkennbar

Die neue BMW R 12 G/S will und kann die Verwandtschaft zu ihrer berühmten Vorgängerin keinesfalls verleugnen. Die geländetaugliche Reiseenduro übernimmt zahlreiche klassische Designelemente der R 80 G/S. Darunter der hoch montierte Kotflügel, die kleine Cockpitverkleidung und die Kreuzspeichenräder. Dazu gesellen sich auch sehr moderne Details, wie der LED-Frontscheinwerfer mit adaptivem Kurvenlicht und dem markanten X-förmigen Tagfahrlicht sowie das schmale LED-Rücklicht.

Das Ausstattungspaket „Option 719“ umfasst die matte Lackierung „Sandover“, die der Enduro einen besonders edlen Look verleiht. Dazu kommen zahlreiche Sonderausstattungen wie schwarze Zylinderkopfhauben und Gabelholme sowie besonders hochwertige Frästeile. Der verchromte Krümmer rundet den klassischen Auftritt zusätzlich ab.

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Antrieb & Fahrwerk: Klassischer Boxer-Motor

Der bereits aus zahlreichen BMW-Motorrädern bekannte luft-/ölgekühlte Boxer mit 1.170 cm³ leistet in der BMW R 12 G/S 80 kW (109 PS) bei 7.000 U/min. Sein maximales Drehmoment von 115 Nm steht bei 6.500 U/min zur Verfügung und wird über den wartungsarmen Kardanantrieb ans Hinterrad übertragen. Diese Leistung bringt die Enduro mit Hilfe der serienmäßigen Traktionskontrolle, die im Geländebetrieb komplett abschaltbar ist, und der Motor-Schleppmoment-Regelung souverän auf jeden Untergrund.

Die voll einstellbare Upside-down-Telegabel mit 45 Millimetern Tauchrohrdurchmesser bietet einen Federweg von geländetauglichen 210 Millimetern. Hinten arbeitet ein zentrales, ebenfalls voll einstellbares Federbein mit 200 Millimetern Federweg. Beide Komponenten werden von Marzocchi geliefert. Ebenfalls aus Italien kommt die fein dosierbare Bremsanlage von Brembo mit Kurven-ABS. Vorn verzögern 2-Kolben-Schwimmsättel die 310-mm-Bremsscheiben.

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Fahreindruck Gelände: Das Enduro-Paket Pro wirkt

Beim Aufsteigen fällt gleich einmal die hohe Sitzposition von 875 Millimetern auf. Mit einer Körpergröße von 178 Zentimetern kann diese luftige Höhe beim Stehenbleiben und Rangieren im Gelände zeitweilig zur Herausforderung werden. Der kleine Wendekreis ist dabei eine echte Wohltat. Sobald man fährt, passt jedoch alles: Durch die um 20 Millimeter erhöhte Lenkerposition und die großen, gezackten Fußrasten des Enduro-Pakets Pro ist ein derart sicherer Stand gegeben, dass man sich gar nicht mehr hinsetzen möchte. Das bereits in der Werkseinstellung sehr ausgewogene Fahrwerk bügelt Unebenheiten sehr feinfühlig weg und schwingt nach Senken, etwa bei Bachdurchfahrten, nicht nach.

In der getesteten Version ist die BMW R 12 G/S neben dem serienmäßigen 21-Zoll-Vorderrad mit einem 18-Zoll-Hinterrad und Stollenbereifung (Michelin Anakee Wild) ausgestattet. Diese bietet auf Schotter auch bereits mit Straßenluftdruck hervorragenden Grip – ein wichtiger Faktor für Touren mit Gelände und Straße. Im Fahrmodus „Enduro Pro“ sind Gasannahme und Traktionskontrolle ganz auf den Einsatz im Gelände abgestimmt. So sind auch kontrollierte Drifts auf Schotter problemlos möglich. Das Hinterrad-ABS ist in diesem Modus deaktiviert.

Während des Offroad-Tests beeindruckte auch die Elastizität des Boxermotors. Beim Dahinrollen im ersten Gang schiebt das Triebwerk sogar ohne Gasgeben und leicht bergauf voran und lässt sich ohne Widerrede aus dem tiefsten Drehzahlkeller heraus ruckelfrei beschleunigen. Ein Abwürgen des Motors ist dabei nahezu unmöglich. Das macht langsames Fahren im Gelände – selbst im Schritttempo – auch für weniger geübte Enduristen zu einer einfachen Übung.

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Fahreindruck Straße: Beeindruckender Grip in jeder Lage

Trotz der komfortabel aufrechten Sitzposition lässt sich die BMW R 12 G/S auch auf der Straße erstaunlich sportlich bewegen. Lediglich die durch die Lenkererhöhung des Enduro-Pakets Pro relativ hohe Position der Hände fühlt sich dabei etwas unharmonisch an. Der durchzugsstarke Boxer geht ab 2.000 U/min vollkommen vibrationsfrei zur Sache. Mit dem butterweichen Quickshifter wird jeder Gangwechsel zum Kinderspiel und das satte Drehmoment schiebt jederzeit mehr als kräftig an.

Trotz des großen Vorderrads lenkt die Enduro bereitwillig ein. Im engen Kurvengeschlängel erfordert das schnelle Umlegen von einer auf die andere Seite jedoch schon ein wenig Kraftaufwand. Die grobstolligen Reifen bieten auch auf der Straße sehr guten Grip und ausreichend Komfort. Selbst in Schräglage spürt man nur wenig von der Geländebereifung. In Kombination mit dem sehr ausgewogenen Fahrwerk lassen sich auch schnelle, langgezogene Kurven äußerst präzise und mit einem sicheren Gefühl fahren.

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Elektronik & Infotainment: Puristisch und digital

Ganz im Stil ihrer Vorgängerin verfügt die BMW R 12 G/S über ein klassisches Rundinstrument mit analogem Tacho. Ein kleines, digitales Display liefert alle zusätzlichen Fahrinformationen, darunter auch die Drehzahl. Wer es moderner möchte, der kann sich anstelle des Rundinstruments auch für ein vollständig digitales Display entscheiden.

Mit der am Testmotorrad montierten, optionalen Smartphone-Halterung von SP Connect und einer eigenen BMW-App kann das Telefon über Bluetooth mit dem Motorrad verbunden werden. So steht auf Wunsch auch ein digitales Display zur Anzeige von Fahrzeugdaten und Kartennavigation zur Verfügung. Gesteuert wird das Ganze über den Multicontroller an der linken Lenkerarmatur. Über die vorhandene USB-C-Steckdose kann das Smartphone gleichzeitig aufgeladen werden. Mit Hilfe der ebenfalls optional erhältlichen Navigationsvorbereitung kann auch das hauseigene BMW-Navigationsgerät optimal im Blickfeld montiert werden.

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Fazit

Wer das klassische Enduro-Design mit modernster Technik liebt und ein Motorrad für die Straße sowie gelegentliche Geländetouren sucht, ist bei der neuen BMW R 12 G/S genau richtig. Sie ist für all jene eine interessante Alternative zur BMW R 1300 GS, die echtes Enduro-Feeling auf eine etwas puristischere Art und Weise erleben möchten.

Die BMW R 12 G/S ist eine äußerst gelungene Neuinterpretation des Klassikers R 80 G/S. Sowohl die Verarbeitungsqualität als auch die Materialanmutung befinden sich auf höchstem Niveau. Dies rechtfertigt auch den Einstiegspreis von 19.590 Euro in Österreich. In Deutschland geht es ab 16.990 Euro zzgl. Überführungskosten los. Das umfangreich ausgestattete Testfahrzeug kostet in Österreich 23.740 Euro, in Deutschland werden dafür 20.595 Euro zzgl. Überführungskosten fällig. (Bilder und Text: Armin Hoyer)

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Technische Daten


Modell BMW R 12 G/S
Motor Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor, 1.170 cm³, Euro 5+
Leistung 80 kW / 109 PS bei 7.000 U/min
Drehmoment 115 Nm bei 6.500 U/min
Gabel Marzocchi 45 mm Upside-down-Telegabel
Federbein Marzocchi
Federweg (v/h) 210 / 200 mm
Schaltung 6-Gang-Getriebe mit Quickshifter
Bereifung Michelin Anakee Wild
Reifendimension (v/h) 90/90–21 / 150/70 R 18
Tankinhalt 15,5 Liter
Verbrauch (WMTC) 5,1 Liter/100 km
CO₂-Emissionen (WMTC) 119 g/km
Radstand 1585 mm
Sitzhöhe 875 mm
Leergewicht 229 kg fahrfertig, vollgetankt
Grundpreis (AT/DE) 19.590 Euro / 16.990 Euro zzgl. Überführungskosten
Testmotorradpreis (AT/DE) 23.740 Euro / 20.595 Euro zzgl. Überführungskosten

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