Erster Test Alpine A390 GT: Das SUV, das viel lieber ein Coupé wäre

Die Alpine A390 GT auf einen Blick
Was uns gefällt
Das spürbare Herzblut der Entwickler.
Was wir vermissen
Mehr Platz im Fußraum für Schuhgröße 46 und eine längere Armauflage in der Fahrertür.
Ideal wenn …
… man ein Faible für französische Haute Couture hat.
Die Alternativen
Ein bisschen Porsche Macan Electric. Umso mehr der VW ID.5 GTX.
Aller guten Dinge sind drei
Da sind wir dann doch einigermaßen erstaunt. Darüber, was Alpine aus der eher nüchternen AmpR-Medium-Elektroplattform der Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz herausgeholt hat. Gleich drei E-Maschinen, zwei an der Hinterachse, eine vorne, generieren eine Maximalleistung von bis zu 294 kW / 400 PS und beschleunigen das erste SUV der Marke in glaubhaften 4,8 Sekunden aus dem Stand auf Landstraßentempo. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit Tempo 200 angegeben und soll vor allem auf der deutschen Autobahn für erfreute Gesichter sorgen.
Ob das wirklich so sein wird, können wir an dieser Stelle noch nicht beurteilen. Gefahren sind wir die Alpine A390 als GT-Variante (in Deutschland ab 67.500 Euro) zunächst im bergigen Hinterland von Málaga. Im Fokus stand dort besonders das Handling der Debütantin. Enttäuscht wurden wir nicht, ganz im Gegenteil. Die Franzosen haben einen ziemlich freudvollen Stromer auf die Räder gestellt, der dank „Alpine Active Torque Vectoring“ an der Hinterachse auch prächtig ums Eck gehen kann.
Ein bisschen A110 fährt immer mit
Während die netto 89 kWh große Batterie im Fahrzeugboden für einen gewohnt tiefen Schwerpunkt sorgt, fühlt sich die A390 alles andere als behäbig an. Zwar wurde in der Pressemitteilung zum Auto für unseren Geschmack schon etwas dick aufgetragen, der Bezug zur 2026 auslaufenden A110 gelegentlich mit der Brechstange hergestellt. Aber wir entdecken in der fahrdynamischen Abstimmung der großen Schwester tatsächlich gewisse Ähnlichkeiten.
So kommt das Lenkgefühl der 390er dem filigranen Mittelmotorsportwagen schon ziemlich nahe, was auch daran liegt, dass die Vorderachse sehr präzise, aber gleichzeitig etwas zu sensibel auf Richtungswechsel anspricht. Insgesamt ist die Alpine, auch dank ihrer Gewichtsverteilung von 49 zu 51 Prozent, sehr neutral zu fahren. Über die Vorderräder wird selten geschoben.
Die rund 2,2 Tonnen werden allenfalls spürbar, sofern ausschließlich mit der Stahlbremse verzögert wird. Da schreckt man im ersten Moment schon auf, wenn über das synthetisch ansprechende Pedal deutlich mehr Kraft zum Verzögern aufgewendet werden muss. Ohne Fehl und Tadel erscheint uns derweil das Fahrwerk zu sein. Typisch Renault wird hier nichts adaptiv geregelt. Es arbeitet nie zu weich, selten zu hart – die Abstimmung bietet eine große Ausgewogenheit.
Beim Laden eher Durchschnitt
Gleiches können wir über den Stromverbrauch berichten. Weniger als 18 kWh sind bei normalen Überlandfahrten durchaus möglich, Dynamiker werden mit 25 bis 27 kWh auskommen. Das kennen wir in dieser Fahrzeugklasse nur selten besser, oftmals jedoch deutlich schlechter. Bei der Ladezeit der 89-kWh-Batterie ist dann jedoch etwas Aufmerksamkeit gefordert. Nicht von zehn, sondern von 15 auf 80 Prozent soll die Alpine in etwa 29 Minuten laden.
| Batterie & Laden | Alpine A390 GT |
|---|---|
| Batterie | 89 kWh netto, 400 V |
| Reichweite (WLTP) | 551 km (20 Zoll) / 497 km (21 Zoll) |
| Verbrauch (WLTP) | 18,7 kWh/100 km (20") / 20,4 kWh/100 km (21") |
| Laden AC | 11 kW (optional 22 kW) |
| Laden DC | bis 150 kW (15-80% unter 29 Min.) |
Function follows Form
Rein äußerlich zeigt sich die Alpine A390 betont eigenständig. Anfangs in diesem Text als SUV bezeichnet, müssen wir hier noch etwas nachschärfen: Es handelt sich für uns dann doch eher um ein höhergelegtes 2+2-Coupé. Zwar geben die Franzosen ihr neuestes Werk selbstbewusst als Fünfsitzer an, doch hinten will man als Erwachsener jenseits der 1,80 Meter keine längeren Strecken verbringen. Besonders nicht auf dem Mittelsitz.
Angesichts einer Gesamtlänge von 4,61 Metern sowie eines Radstands von 2,71 Metern ist diese Platzverschwendung zumindest unglücklich. Aber Schönheit fordert eben ihren Tribut. Beinahe schon oberklassig sind dagegen die im Innenraum verwendeten Materialien. Echtleder, Textilbezüge, fein gemachte Kontrastnähte – das kennen wir in ähnlicher Güte bereits aus der kleinen A290. Selbst die Türtaschen sind gefilzt.
Bei den Sitzen hat man das Thema Design indes auf die Spitze getrieben. Während sie grundsätzlich auch für bereitere Staturen geeignet sind, bietet das Gestühl weder eine brauchbare Schenkelauflage noch kann diese in der Neigung verstellt werden. Hier folgt die Funktion klar der Form und nicht umgekehrt. Für die 2026 angekündigte GTS-Variante der A390 (dann mit bis zu 345 kW / 470 PS) sollen nochmals enger geschnittene Sabelt-Sportsitze folgen.
Wenn Google einen schlechten Tag hat
In Sachen Assistenz und Infotainment wird der aktuelle Renault-Standard geboten. Sowohl das Fahrerdisplay als auch der hochstehende Infotainment-Bildschirm sind aus der Großserie bekannt, als Betriebssystem kommt Googles Android-Automotive zum Einsatz. Während wir diese Kombination unter anderem beim Renault 4 als sehr zuverlässig kennengelernt haben, kam es bei den ersten Testfahrten der Alpine A390 zu wiederholten Systemabstürzen.
Auch die Rückfahrkamera zeigte beim Einparken plötzlich kein Bild mehr. Der Hersteller gelobte noch während der Veranstaltung kurzfristige Besserung. Spurhalte- und Abstandstempomat agierten hingegen unauffällig. Wie von Renault gewohnt, lassen sich auch in der Alpine störende Assistenten wie der EU-Tempowarner über die "My Safety Perso"-Funktion vorkonfigurieren und anschließend per Doppelklick auf den Schalter links neben der Lenksäule deaktivieren.
Erstes Fazit
Im wahrsten Sinne still, aber wenig heimlich, schleicht sich Alpine an seine Mitbewerber heran. Als Konkurrenten zur A390 GT werden nicht nur der VW ID.5 GTX geführt, sondern gleichermaßen der Porsche Macan Electric. Wenngleich die Alpine in einer anderen Fahrzeug- und Preisklasse spielt als der Porsche, ist das SUV-Coupé fahrdynamisch deutlich näher am Standard-Macan, als es den Verantwortlichen in Stuttgart lieb sein dürfte. Uns gefällt jedoch nicht nur, wie sich die A390 GT fährt, sondern auch, wie sie innen und außen gestaltet ist. In bester Alpine-Tradition darf im 2+2-Sitzer allerdings kein übermäßiges Platzangebot erwartet werden. (Text: Thomas Vogelhuber | Bilder: Hersteller)
Technische Daten
| Modell | Alpine A390 GT |
|---|---|
| Antrieb | 3 E-Motoren (1 vorn, 2 hinten), Allrad |
| Leistung | 400 PS / 295 kW |
| Drehmoment | 661 Nm |
| 0–100 km/h | 4,8 s |
| Vmax | 200 km/h (limitiert) |
| Batterie | 89,0 kWh (netto) |
| Reichweite (WLTP) | 551 km (20") / 497 km (21") |
| Verbrauch (WLTP) | 15,1 – 17,9 kWh/100 km |
| CO2-Klasse | A |
| Laden AC | 11 kW (optional 22 kW) |
| Laden DC | bis 150 kW (15-80% unter 29 Min.) |
| Länge/Breite/Höhe | 4,62 / 1,89 / 1.53 m |
| Radstand | 2,71 m |
| Leergewicht | 2.124 kg |
| Anhängelast | 1.350 kg |
| Kofferraum | 532 - 1.643 l |
| Grundpreis (Deutschland) | ab 67.500 Euro |
