Der kleine Kombi verliert in der Käufergunst immer mehr an Boden. Der Zeitgeist ruft nach SUV, wer voll auf der Bugwelle des Trends surfen möchte, der greift sogar zum SUV-Coupé. Beinahe spießig wirkt dagegen der, dem ein BMW 3er Touring reicht. Wer sich allerdings für einen BMW M340d xDrive Touring (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 6,7-6,1 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 177-160 g/km²) entscheidet, der bekommt einen echten Brandstifter.
Denn auch wenn die M-Performance-Mobile, denen nach dem Buchstaben noch mehrere Zahlen folgen, nur zu den „Light“-Modellen aus Garching zählen, so haben sie es dennoch faustdick hinter den Ohren. Oder eben: hinter den Nieren. Überraschenderweise liefert gerade der von der M Performance-Mannschaft nachgeschärfte Dieselmotor eine Vorstellung ab, die fast völlig frei von Tadel ist. Doch der Reihe nach.
Rein optisch fällt der stärkste Diesel-Dreier kaum auf. Das M Sport-Paket unterscheidet sich nur in Nuancen von den Serienbrüdern. Einzig der zarte Goldschimmer an Niere, Lufteinlässen und Spiegelkappen verrät dem Experten, dass hier 250 kW/340 PS zu Werke gehen. Selbst die mächtige Sportbremse fällt hinter den zweifarbigen 19-Zoll-Leichtmetallfelgen kaum weiter auf.
Der Rest des Fahrzeugs bietet gewohnte 3er-Qualitäten. Das Platzangebot in der ersten Reihe ist maßgeschneidert, man kann sich gut bewegen, sitzt aber dennoch vergleichsweise eng im Fahrzeug. Dazu passen die Sportsitze, die sich nicht nur in weiten Bereichen verstellen, sondern auch in der Lehnenbreite anpassen lassen. Einzig die Härte der Polster kann sich für den sensiblen Po ein wenig zu straff anfühlen. Auf der Langstrecke zahlt sich jene Unterstützung allerdings schnell wieder aus.
Im Fond geht es noch eine Spur enger zu. Allerdings finden zwei Erwachsene gerade noch ihren Platz, wenn sie mit der ersten Reihe entsprechend kommunizieren. Kindersitze können ebenfalls ausreichend kommod verstaut werden. Doch der 3er ist eben kein Skoda Superb, was man auch beim Kofferraumvolumen merkt. Bis zu 500 Liter sind klassenüblich, das Heckrollo limitiert die Zuladung weiterhin. Doch immerhin reicht BMW weiterhin die separat zu öffnende Heckscheibe, die ein schnelles Ein- und Ausladen von kleineren Gegenständen ermöglicht.
Doch geht es bei einem M-(Performance-)BMW um sehr viel mehr als profane Praktikabilität und ein üppiges Platzangebot. Viel eher geht es um die markenzitierte Freude am Fahren. Und da ist der M340d Touring so etwas wie ein Vollsortimenter. Denn auch wenn sich die Änderungen an Fahrwerk und bei der Kraftübertragung nur in Feinheiten geändert haben – der Unterschied ist trotzdem gewaltig.
Eine zart verbreiterte Spurweite sorgt für bessere Abstützung gegen Wankbewegungen, mehr Negativsturz erhöht die Reifenauflagefläche in schnell gefahrenen Kurven und die steiferen Fahrwerksgummilager bringen mehr Präzision in die Radführung. Dazu kommt das aktive Hinterachsdifferenzial, das nicht nur als Sperre fungiert, sondern das Drehmoment auch radselektiv verteilen kann.
Und zu verteilen gibt es eine ganze Menge. Denn der feine Dreiliter-Turbodiesel schaufelt mächtige 700 Newtonmeter an die vier angetriebenen Räder. Den kräftigen Schub des 11 kW starken Startergenerators braucht er fast nicht, so ansatzlos drückt der Selbstzünder schon aus tiefster Drehzahl ab. Mit seidigem Lauf und überraschender Drehfreude bis über 5.000 Touren überzeugt er auch hier mehr als manch direkteinspritzender Otto-Kollege.
Bei Richtgeschwindigkeit auf der Autobahn hört man ihn praktisch kaum. Die famose 8-Gang-Automatik von ZF lässt ihn unter 2.000 Umdrehungen lässig einherbummeln, die doppelte Akustikverglasung schirmt auch die letzten Störfrequenzen von den Insassen ab. Natürlich kann das ein 5er oder gar ein 7er noch einmal besser, aber das Komfort-Gesamtniveau des BMW M340d xDrive Touring ist durchaus bemerkenswert.
So richtig zum Vorschein tritt sein Talent allerdings erst, wenn das Getriebe drei Gänge zurücksortiert und den Reihensechszylinder jubilieren lässt. Die 340 PS reißen den fast 1,9 Tonnen schweren Kombi mit Vehemenz nach vorne. Der 100er-Sprint ist in deutlich unter fünf Sekunden Geschichte und auch obenrum geht dem M-Performance-Kombi die Luft nicht aus. Der Testverbrauch pendelte sich derweil bei um 7,1 Liter auf 100 Kilometer ein.
Jenseits der 200er-Schallmauer dann, fügt sich alles zu einem beeindruckend harmonischen Bild zusammen. Die Lenkung vermittelt gleichzeitig Ruhe und Präzision, mit ihr zieht der M340d stoisch und doch feinfühlig seine Bahn. Dazu kommt das Fahrwerk, das nicht nur transparent den Fahrbahnzustand meldet, sondern auch das Limit der Reifen wunderbar direkt durchsteckt. In der Kabine herrscht währenddessen feine Ruhe, auf Wunsch durchzogen vom punchigen Sound des optionalen Harman/Kardon-Lautsprechersystems, das vom intuitiv bedienbaren iDrive mannigfaltig mit Musik versorgt werden kann.
Der BMW M340d xDrive Touring ist vielleicht das perfekte Auto für alle Gelegenheiten. Er bietet ausreichend Platz für die Familie und den Sport. Er ist pfeilschnell – und das nicht nur geradeaus. Dabei lockt er mit Langstreckenverbräuchen von teilweise unter sechs Liter Diesel auf 100 Kilometer. Und bei Bedarf brennt er in 2:40 Stunden von Frankfurt nach München. Wer also ein diskretes Auto in der klassischen Machart von „kleine Karosse, großer Motor“ sucht, der sollte zugreifen. Lange wird es diese Kombination nicht mehr geben. (Text und Bild: Fabian Mechtel)