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Wartburg 313

Wartburg 313

Die 1950er und 60er Jahre gingen in die europäische Geschichte als Zeit des Wirtschaftswunders ein, und insbesondere Westdeutschland konnte mit finanzieller Unterstützung der USA überraschend schnell seine Industrien wieder aufbauen. Von den steigenden Konsumausgaben profitierte auch der Automobilsektor.

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In kleinerem Maß galt das ebenso für die östlichen Gebiete des geteilten Landes, wo die DDR-Regierung mit planwirtschaftlichen Vorgaben daranging, die Produktion in den durch Kriegseinwirkungen zerstörten Fabriken wieder hochzufahren. Für den Fahrzeugbau wurde das einstige BMW-Werk im thüringischen Eisenach als volkseigener Betrieb wieder aktiviert. Doch nicht nur der Name des zunächst als Eisenacher Motorenwerk (EMW) firmierenden Unternehmens verwies auf die gemeinsame Geschichte mit BMW. Vielmehr wurde auch das frühe Modellprogramm der Thüringer von Fahrzeugen geprägt, die ursprünglich von BMW entwickelt worden waren und im Eisenacher Zweitwerk mit dem Logo der Bayern vom Band gelaufen waren. Dazu gehörten große Sechszylinder der Baureihen 320/21 und legendäre Sportwagen wie der als Roadster und Coupé gebaute BMW 328. An dessen Tradition knüpfte der bald zu Automobilwerk Eisenach umbenannte Hersteller nach der Schaffung der Marke Wartburg mit den 1957 vorgestellten Roadstern der Baureihe 313 an.

Die Roadster der Wartburg-Baureihe 313 laufen von 1957 bis 1960 vom Band

Abgesehen davon, dass die Technik der als Vorläufer der 313er geltenden EMW-Sportwagen noch aus den 30er Jahren stammte, schienen mit Luxusimage verbundene Coupés und Cabriolets nicht unbedingt zum wirtschaftspolitischen Konzept der DDR zu passen. Den Verantwortlichen dort schwebte eher ein eigener Volkswagen mit billig herzustellenden Zweitaktmotoren vor. Mit der Schaffung der Marke Wartburg und den Modellen der neu entwickelten Baureihe 311 sollte dieses Projekt Mitte der 1950er Jahre dann organisatorisch umgesetzt werden. Doch wenn es um Autos ging, war auch im Osten Deutschlands die Staatsräson nicht der Maßstab aller Handlungen. Die DDR leistete sich bis Ende der 50er Jahre sogar ein eigenes Rennkollektiv, das eng mit dem Automobilwerk Eisenach verbunden war und mit seinen selbst konstruierten Rennwagen zunächst auf Basis des BMW 328 auch auf dem Nürburgring in einem WM-Rennen erfolgreich war. Dieses Prestige und ihr Know-how wollten die Eisenacher nutzen, um einen Sportwagen zu wirtschaftlich vertretbaren Kosten in die Serienproduktion aufzunehmen. Diese Rolle sollte der Wartburg mit der Baureihenbezeichnung 313 übernehmen, der in der DDR im Zeitraum von 1957 bis 1960 vom Band lief.

Die 313er entstehen auf Basis der ersten Wartburg-Baureihe 311

Die Notwendigkeit, mit beschränkten finanziellen Mitteln ein komplettes Modellprogramm aufzubauen, führte im Automobilwerk Eisenach zu einem eigentlich sehr modernen Konzept, das später bei westlichen Fahrzeugherstellern als Baukastenprinzip bezeichnet wurde. Dahinter steckte die Idee, auf einer einzigen Bauplattform möglichst viele Karosserievarianten zu produzieren. Wie das bei Wartburg konkret aussah, zeigte sich nach der 1955 erfolgten Einführung der Baureihe 311. Im Laufe der Zeit entwickelten die Eisenacher daraus neben den klassischen Stufenhecklimousinen etwa Kombis und Coupés, für den Geländeeinsatz eingerichtete Militärwagen, Pick-Ups sowie offene Bauformen wie die von der Limousine abgeleiteten viersitzigen Cabriolets. Damit gab es zugleich eine Vorlage für die 313er, die jedoch in der Klasse der kompakteren Roadster antreten sollten, sodass das Konzept der 311er angepasst werden musste. Im Hinblick auf Karosserie und Design grenzten sich die Roadster daher von den anderen Wartburgs dieser Zeit ab.

Typisches 50er-Jahre Roadster-Design für die 313er Modelle von Wartburg

Wenn der 313 später auf einem Treffen von Liebhabern historischer Automodelle in einer Reihe mit Roadstern aus italienischer, britischer oder amerikanischer Produktion ausgestellt wurde, war auf den ersten Blick nicht zu erkennen, welches denn das in der DDR hergestellte Modell war. Denn mit seiner Karosseriegestaltung orientierte sich der Wartburg an den international im Sportwagenbau umgesetzten Prinzipien. Eine extrem lang gestreckte Fronthaube, tunnelförmig ausmodellierte vordere Kotflügel mit integrierten Rundscheinwerfern und eine weit zurückgesetzte Fahrgastzelle, genau das waren die Zutaten für ein typisches Sportmodell der 50er Jahre. Und genau daran hatte sich offenbar das Team orientiert, das in Eisenach den 313 für Wartburg entwickelt hatte. Auch mit seinen Abmessungen von gut 4,36 Meter Länge, einer Breite von 1,57 Meter und dem nur 1,35 Meter hohen Dachaufbau wiesen die 313er Roadster die in der Klasse üblichen Werte auf.

Nur in Details zeigt der 313 Gemeinsamkeiten mit anderen Wartburgs seiner Zeit

Seinen eleganten Charakter unterstrich der 313er wie vergleichbare Sportwagen seiner Zeit durch Details wie dem großzügig verteilten Chromschmuck an Stoßstangen, Zierleisten und Scheinwerfereinfassung. Es gab jedoch auch eine kleine Besonderheit, durch die das Modell von Wartburg auffiel. Denn der Außenspiegel war an einem Gestänge montiert, das etwa in der Mitte der A-Säule angebracht wurde und somit ungewöhnlich hoch positioniert war. Insgesamt vermittelte der 313 nicht den Eindruck, er müsse das Markengesicht von Wartburg repräsentieren. Zwei Gemeinsamkeiten mit den auf der gleichen Plattform basierenden Modellen der Baureihe 311 gab es jedoch: Wie diese bekamen die Roadster den für Wartburgs dieser Bauzeit typischen Kühlergrill mit dem chromierten Lochgittereinsatz sowie die stark ausgewölbten hinteren Kotflügel.

Die Wartburg-Roadster der Baureihe 313 werden mit Hardtop und Stoffverdeck ausgeliefert

Die meisten Roadster der Serie 313 wurden in der zweiten Hälfte der 50er Jahre als 2+2-Sitzer produziert. Erst gegen Ende der Bauzeit gab es den offenen Wartburg auch in einer Variante als 2-Sitzer. Bei der Ausstattung allerdings standen fast während der gesamten gut dreijährigen Bauzeit zwei Möglichkeiten für die Dachabdeckung zur Wahl. Denn vom Werk Eisenach oder von der Roadster- und Coupé-Produktionsstätte bei Dresden wurde der 313 entweder mit einem abnehmbaren Hardtop oder aber mit einem klassischen Stoffverdeck versehen ausgeliefert. Optionen hinsichtlich der Motorisierung konnte der Wartburg allerdings nicht bieten: Obwohl die Roadster im Gewand eines Sportwagens antraten, musste sich der Hersteller beim 313 mit den üblicherweise verbauten Wartburg-Zweitaktern mit ihren bescheidenen 0,9 Litern Hubraum begnügen.

Als DDR-Sportwagen sind die 313er-Oldtimer von Wartburg Exoten

Mehr als 37 kW (50 PS) ließen sich aus den Zweitaktmotoren des 313 an maximaler Leistung nicht herausholen. Auf dem Markt für Gebrauchtwagen spielte diese Beschränkung der Modelle aus der Serie 313 jedoch eine untergeordnete Rolle. Hier zählte vielmehr, dass der Roadster von Wartburg als Oldtimer in zweifacher Hinsicht einen Sonderrolle für sich beanspruchen konnte: Er war mit kaum 500 gebauten Einheiten extrem selten und gehörte durch seinen Status als DDR-Sportwagen ohnehin zu den Exoten.

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